Lüdenscheid hat’s seit dem 10. Juni: das Lkw-Durchfahrtsverbot. Die umliegenden Kommunen wollen es auch, aber: „Die bisherigen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Verkehrsbelastungen in Halver und Kierspe deutlich geringer sind als sie es in Lüdenscheid auf der Bedarfsumleitung vor der Sperrung waren“, so der Kreis auf Anfrage von LokalDirekt. In der Stellungnahme wird auch betont, dass die Bewertung der Situation in Kierspe noch nicht final abgeschlossen sei.
Die SPD reagiert mit Unverständnis auf die Stellungnahme des Kreises: Anfang Oktober forderten die SPD Volmetal-Ortsvereine und der Landtagsabgeordnete Gordan Dudas Landrat Marco Voge noch auf, sich für ein Transitverbot einzusetzen.
Celik: Irritierend und voreilig
Sercan Celik gehört als Teil der Kiersper SPD-Doppelspitze zu den Unterzeichnern der Forderung an Voge. Die relativierende Bewertung des Kreises könne er nicht nachvollziehen. „Nach der Sperrung der A45 und insbesondere nach dem Durchfahrtsverbot in Lüdenscheid hat der Verkehr bei uns in Kierspe exorbitant zugenommen. Das spürt hier bei uns jede Bürgerin, jeder Bürger und jeder Politiker. Wie sich das im Verhältnis zu vor oder nach der Sperrung der offiziellen Umleitungsstrecke in Lüdenscheid darstellt, mag man als Nebelkerze anbringen, ändert aber nichts an der massiven Mehrbelastung.“
Er betont in seiner Stellungnahme die ausstehenden Messergebnisse und zeigt sich irritiert angesichts einer frühzeitigen Bewertung der Verkehrslage:
„Laut Berichterstattung von LokalDirekt hat Herr Landrat Voge sogar selbst gesagt, dass die Verkehrszählungen teilweise noch laufen und gründlich ausgewertet werden. Das Ergebnis nun vorweg zu nehmen und der Umstand, dass zu Stoßzeiten mehr Verkehr herrscht als der Schnitt vermeintlich widerspiegelt ist daher mehr als irritierend. Von daher sind wir überrascht über die voreilige und relativierende Festlegung des Kreises, bevor die Daten überhaupt analysiert wurden.“
Celik hofft, dass nach der abschließenden Auswertung „endlich anerkannt wird, dass die Verkehrsbelastung enorm ist und der Kreis als Straßenverkehrsbehörde seine Möglichkeiten endlich ausschöpft, denn es geht um die Menschen hier in Kierspe sowie den umliegenden Nachbarstädten.“ Die widrigen Umstände seien keine Einbildung, sondern ein Fakt.
Dudas: Argmentationslinie des Kreises absurd
Dudas schließt sich seinem Kiersper Partei-Genossen an und bezeichnet die Stellungnahme des Kreises als „abwiegelnd“. Er verweist darauf, dass die Menschen in Kierspe und den Nachbarkommunen auf eine Entlastung drängen würden.
„Der Verkehr und insbesondere der Schwerlastverkehr hat in den Volmetalkommunen seit der Brückensperrung 2021 und nochmal besonders in Folge des Durchfahrtsverbots in Lüdenscheid spürbar zugenommen. Daher irritieren die aktuellen Aussagen seitens des Märkischen Kreises, mit denen die Verkehrsbelastung relativiert wird“, so Dudas.
„Denn laut Presseberichterstattung sieht man beim Kreis keine Argumente für ein Durchfahrtsverbot und verweist auf eine deutlich geringere Verkehrsbelastung als in Lüdenscheid. Gleichzeitig aber wird ebenfalls berichtet, dass die Messungen und die Auswertungen teils noch laufen und noch gar nicht abgeschlossen seien. Was denn nun?“, fragt der Landtagsabgeordnete und bezeichnet die Argumentationslinie des Märkischen Kreises als „absurd“.
„Der Verkehr ist da, es wird von rund 800 bis 900 zusätzlichen Lkw am Tag gesprochen“, verweist er auf die Ergebnisse einer aktuellen Verkehrszählung. „Also muss endlich auch ein Durchfahrtsverbot vom Märkischen Kreis als verantwortlicher Straßenverkehrsbehörde verhängt werden.“
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