„Ich selbst habe als Kind in meinem Heimatdorf so viele schöne Straßenfeste erlebt – solche Erinnerungen sind einfach wertvoll“, erzählt Julia Preuß, eine der Organisatorinnen, im Gespräch mit LokalDirekt. Auch als sie eine Zeit lang in Köln gewohnt habe, sei sie immer gern zu den so genannten ‚Veedelsfesten‘ gegangen. Aus Erzählungen wusste sie, dass es vor vielen Jahren regelmäßig ein Riegenfest gegeben hat und so sei ihr, die selbst erst seit sieben Jahren in Breckerfeld lebt, spontan der Gedanke gekommen, es wieder aufleben zu lassen: „Als die Idee einmal da war, wollte ich sie unbedingt weiterverfolgen. Es sollte ein Fest werden, bei dem sich alle Nachbarn zusammenfinden, gemeinsam lachen, essen und feiern.“
In Gesprächen mit einigen Nachbarn habe sie sich umgehört, was sie von einem solchen Fest halten würden: „Das Feedback war sehr positiv, viele boten spontan ihre Unterstützung an“, freut sich Preuß. Also habe sie sich gemeinsam mit ihrem Mann und der Familie Flüshöh an die Planung gemacht: „Weil wir nicht nur Nachbarn, sondern als ‚Soulmate‘-Band auch Musikpartner sind, sollte es am Abend dann auch ein kleines Konzert geben, um den Einstieg in eine neue ‚Riegenfest-Ära‘ und die Stimmung insgesamt etwas aufzulockern.“
Kreppband erleichtert das „Who is who“
Viel aufzulockern habe es dann aber eigentlich gar nicht gegeben: „Alle Nachbarn haben sich schon beim Ankommen auf ein unkonventionelles ‚Du‘ geeinigt und sich spontan mit Namensschildern aus Kreppband ausgestattet – so wusste jeder direkt, mit wem er spricht“, schmunzelt Julia Preuß. Wie es sich für ein Straßenfest gehört, steuerten sämtliche Nachbarn natürlich auch etwas zum Buffet bei, es wurde gegrillt und gemeinsam an einer langen Tafel gegessen.
In einer kleinen Eröffnungsrede erzählte Julia Preuß den ‚Rieglern‘ zunächst ein bisschen über die Hintergründe, warum sie die Straßenfest-Tradition wieder aufleben lassen wollte: „Ich finde die Idee, nicht einfach nur mehr oder weniger anonym nebeneinander, sondern auch miteinander in einer Nachbarschaftsgemeinschaft zu leben, einfach schön.“ Danach sprachen auch einige Kinder vor den versammelten Gästen, denn sie hatten sich für das Fest Aktionen wie Entenrennen, Sackhüpfen und Dosenwerfen überlegt: „Es war toll zuzusehen, wie sich die Kinder ins Zeug gelegt haben, um die Spiele zu erklären und ihre Nachbarn zum Mitmachen zu motivieren“, erinnert sie sich begeistert.
Tanz auf der Straße
Gegen 20.30 Uhr erklangen dann die ersten Töne der Band: „Plötzlich haben alle getanzt und gelacht! Es war so eine fröhliche Stimmung – genau das was wir uns erhofft hatten“, erzählt Julia Preuß. Etwa eine Stunde lang sorgte das Akustikquartett „Soulmate“ mit seiner Musik für gute Laune – und brachte auch die Festbesucher näher zusammen: „Es ist erstaunlich, wie viele Musikbegeisterte hier wohnen. Einige Nachbarn spielen selbst Instrumente, andere sind begeisterte Konzertgänger – das wusste ich zum Beispiel vorher gar nicht“, fügt sie hinzu.
Nach 30 Jahren noch immer „der Neue“
Beim Riegenfest hätten die Nachbarn in den Gesprächen untereinander aber nicht nur viel Neues übereinander erfahren – es habe auch lustigen Anekdoten gegeben: „Ich hörte, wie ein Nachbar zu einem anderen Nachbarn sagte: ‚Ach, Sie sind doch die Neuen aus der Spormäckerriege‘, worauf dieser antwortete: ‚Ja, kann man so sagen – wir sind 1996 hierher gezogen.‘ – Offenbar bleibt man hier dann wohl trotzdem neu“, lacht Julia Preuß und erzählt verwundert: „Einige stellten fest, dass sie seit Jahren in den Riegen wohnen und manche ihrer Nachbarn trotzdem noch nie zuvor gesehen haben.“
Begeisterung und Dankbarkeit
Die Besucher hätten das Fest als vollen Erfolg empfunden: „Wir haben noch am Abend selbst und auch im Nachhinein so viel positives Feedback bekommen, das war unglaublich“, berichtet Julia Preuß. „Viele Nachbarn haben sich persönlich bei den ‚Händen und Köpfen‘ bedankt, die das Fest organisiert haben, die liebevolle Gestaltung gelobt und versichert, dass nicht zuletzt der ‚Soulmate‘-Auftritt dazu beigetragen habe, dass es ein wunderschöner und unvergesslicher Abend gewesen ist.“
Das letzte Riegenfest habe vor zirka 30 Jahren stattgefunden und sei damals unter anderem von den Familien Weber und Breer organisiert worden, sagt Preuß. Seit 31. August sei diese Tradition nun wieder lebendig und – noch wichtiger – bei den „Riegen-Bewohnern“ schon jetzt der Wunsch nach einer Wiederholung im nächsten Jahr gereift: „Und das zeigt doch, dass die Gemeinschaft in den Riegen einfach etwas Besonderes ist – hier lebt man nicht nur nebeneinander, sonder auch miteinander.“