Erst im März hatte GlasfaserPlus, ein Gemeinschaftsunternehmen der Deutschen Telekom und IFM Investors, angekündigt, Breckerfeld ans schnelle Glasfasernetz anbinden zu wollen. Und damit exakt zu dem Zeitpunkt, als die Deutsche GigaNetz – bis zu diesem Zeitpunkt der einzige Interessent, der Privathaushalten im Innenstadtbereich Zugang zum derzeit schnellsten Netz ermöglichen wollte – nach mehrmonatiger und mehrmalig verlängerter Vermarktungsphase endlich die benötigte Ausbauquote in Form unterschriebener Kundenverträge erreicht hatte (wir berichteten).
30 Kilometer Glasfaser-Trassen
Während sich bei der GigaNetz aber offensichtlich noch nichts hinsichtlich des für diesen Sommer angekündigten Ausbaus getan hat, hat die Telekom beziehungsweise GlasfaserPlus mittlerweile mit den Ausbauarbeiten begonnen: „Wir verlegen hier in Breckerfeld rund 30 Kilometer reine Trassen“, erklärt Dirk Franz, der bei der ausführenden Firma San-Tech als Projektleiter für die notwendigen Tiefbauarbeiten verantwortlich ist. „Hinzu kommen 30 Netzverteilerkästen, über die sich zirka 3300 Adressen an das Glasfasernetz anschließen lassen könnten.“
Anwohner werden schriftlich informiert
Gestartet wurde der Netzausbau der GlasfaserPlus bereits vor einigen Tagen in der Bonkampstraße beziehungsweise parallel dazu im Bereich Poststraße: „Von hier aus arbeiten wir uns nun Richtung Epscheid vor“, erklärt Christian Jaenisch, der bei San-Tech ebenfalls in die Planung des Glasfaserprojektes für Breckerfeld involviert ist.
Gut ein Jahr werde die Bauphase dauern, sagt Dirk Franz: „Wir haben die Mitarbeiterkolonne extra aufgestockt, damit es zügig vorangeht.“ Dennoch bitten er sowie auch Kojin Hacazi, Bauleiter des Kooperationsunternehmens Fibre Experts, Anwohner um Nachsicht wenn es aufgrund der Arbeiten zu kurzzeitigen Verkehrsbehinderungen oder Gehwegeinschränkungen kommt: „Selbstverständlich informieren wir die betroffenen Anwohner schriftlich, bevor wir mit dem Ausbau in den jeweiligen Bauabschnitten beginnen.“ Dirk Franz ergänzt, dass eine Grundstückszufahrt dank einer Abdeckung mit Stahlplatten jederzeit gewährleistet sein werde, und betont: „Für Fragen steht Anwohnern aus unserem Team jederzeit ein deutschsprachiger Ansprechpartner vor Ort zur Verfügung.“
Ausbau ist nicht von der Vermarktungsquote abhängig
Ansprechpartner für alle, die sich für einen Glasfaseranschluss interessieren, sei die Deutsche Telekom: „Die GlasfaserPlus knüpft ihre Ausbauzusage nicht an das Erreichen von Vermarktungsquoten“, weist Steffanie Reichert, Regio Managerin bei der Telekom, darauf hin, dass die Kunden allerdings selbst aktiv werden müssen, indem sie online, im Fachhandel oder in einem ‚T-Shop‘ ihren individuellen Glasfasertarif bei der Telekom buchen: „Während der Ausbauphase schließt GlasfaserPlus eine Immobilie noch kostenfrei an“, so Reichert. Weil die Arbeiten dafür auf Privatgrund geschehen, benötige das Unternehmen lediglich eine Genehmigung, den Anschluss herstellen zu dürfen.
Bürgerinformationsveranstaltung am 20. August
„Den kostenlosen Anschluss werden wir noch etappenweise bis Ende dieses Jahres anbieten“, sagt Steffanie Reichert. Bei einer Glasfaser-Buchung nach der Ausbauphase würden dann in der Regel Kosten für den Hausanschluss erhoben. „Bei der Telekom betragen diese zum Beispiel einmalig 799,95 Euro.“ Für nähere Informationen und Fragen von Interessierten zum Ausbau der GlasfaserPlus beziehungsweise Telekom werde es am Dienstag, 20. August, um 19 Uhr aber auch noch eine Bürgerveranstaltung im Martin-Luther-Haus geben. Online gebe es unter www.telekom/glasfaser Infos zur Verfügbarkeit und zu den Tarifen der Telekom nachzulesen.
„Positiv überrascht“
„Als die Telekom vor zirka vier, fünf Monaten das erste Mal Kontakt zu uns aufnahm und uns über ihr Ausbauvorhaben informierte, im nahezu identischen Gebiet wie die GigaNetz Glasfaser verlegen zu wollen, war ich zugegebenermaßen sehr überrascht“, sagt Bürgermeister André Dahlhaus. „Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich jetzt positiv überrascht bin – denn ich sehe, dass es bereits innerhalb dieser kurzen Zeit beachtlich vorwärts gegangen ist.“ Erst mit den Planungen, und nun auch mit dem tatsächlichen Ausbau: „Immerhin gibt es nun seitens der Telekom einen Fortschritt in Sachen Glasfaser, damit auch Breckerfeld an diese Zukunftstechnologie angeschlossen wird.“
Clearingversuch gescheitert
Dahlhaus erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass der Versuch der Clearingstelle des Gigabit-Büros des Bundes gescheitert war, einen sogenannten Doppelausbau durch die Telekom und die GigaNetz zu vermeiden: „Meines Wissens hieß es letztlich im Ergebnis, dass sich die Ausbaupläne der GigaNetz zeitlich nicht parallel zu denen der GlasfaserPlus realisieren lassen.“ Somit könne es durchaus sein, dass die jetzt geöffneten Straßen nochmals ‚aufgerissen‘ werden müssen, wenn auch die GigaNetz mit ihrem Glasfaserausbau in Breckerfeld beginnt: „Wir als Kommune sind da machtlos, da wir vom Gesetzgeber her allen interessierten Telekommunikationsanbietern den Ausbau ermöglichen müssen.“
„Keinen Kontakt mehr zur GigaNetz“
Nachdem die Deutsche GigaNetz am 27. März auf Nachfrage unserer Redaktion betont hatte, sie halte trotz der Telekom-Konkurrenz an ihren Ausbauplänen fest und plane weiterhin mit einem avisierten Baustart im Sommer (wir berichteten), hat LokalDirekt am Donnerstag, 18. Juli, in einer Presseanfrage um Auskunft zum ‚Stand der Dinge‘ gebeten und konkret gefragt, wann das Unternehmen mit dem Glasfaserausbau beginnen wird. Am 19. Juli teilte die Pressestelle der GigaNetz daraufhin mit, sie habe die Anfrage an die entsprechende Fachabteilung weitergeleitet: „Sobald uns diesbezüglich neue Informationen vorliegen, melden wir uns wieder bei Ihnen.“ Dies ist bis Erscheinen dieses Artikels nicht geschehen.
Die Stadtverwaltung konnte Stand 25. Juli ebenfalls keine näheren Angaben dazu machen, wann die GigaNetz mit dem Ausbau beginnt: „Uns liegen keine neuen Informationen vor“, sagte André Dahlhaus im Gespräch mit LokalDirekt. „Wir haben mittlerweile seit gut sechs Wochen keinen Kontakt mehr zur Deutschen GigaNetz gehabt.“ Das müsse er bedauerlicherweise zurzeit auch all jenen Bürgern mitteilen, die bereits einen GigaNetz-Vertrag unterschieben haben und im Rathaus nachfragen, wann und wie es mit ihrem Glasfaseranschluss weitergehe.