Zum Schuljahr 2026/2027 ist es für jede Kommune verpflichtend, den Kindern einen Platz in der Ganztagsbetreuung anbieten zu können. Dafür muss Platz geschaffen werden. Während andere Kommunen noch überlegen, wie das gelingen könnte, gibt es in Nachrodt bereits eine fixe Lösung: Die Container, in denen aktuell die Grundschüler aus Wiblingwerde unterrichtet werden, werden im Höhendorf ab- und in Nachrodt wieder aufgebaut. Die Verwaltung betonte jedoch, dass dies eine Interimslösung sei. Bei der aktuellen Haushaltslage sei das die vorerst beste Lösung.
Das Gebäude Ehrenmalstraße 59 neben der Grundschule Nachrodt wurde, wie bereits mehrfach berichtet, von der Gemeinde gekauft, um langfristig ausreichend Betreuungsplätze zur Verfügung stellen zu können. „Gemeinsam mit den bereits vorhandenen Betreuungsräumen müssen Flächen für insgesamt 126 Kinder und fünf bis sechs Betreuer sowie eine Mensa mit 30 Sitzplätzen, ein Büro mit zwei Arbeitsplätzen und ein Erste-Hilfe-Raum geschaffen werden“, erklärte Simone Groß, Bauingenieurin der Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde. Für den Raumbedarf gebe es zudem klare Vorgaben. Gerechnet würde mit zwei Quadratmetern pro Kind in den Gruppenräumen und 1,5 Quadratmetern im Speiseraum. Die notwenigen Flurbreiten liegen bei 1,50 Metern.
Um diese Vorgaben einhalten zu können, seien umfangreiche Umbaumaßnahmen im Bestandsgebäude notwendig. Im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss sei jeweils ein Gruppenraum von etwa 38 Quadratmetern realisierbar. Im Dachgeschoss könnten Büroräume untergebracht werden, auch eine WC-Anlage sei dort möglich. Groß: „Weitere Gruppenräume und eine Mensa sind in dem Gebäude nicht möglich. Zudem können die notwendigen Treppen- und Flurbreiten nicht eingehalten werden, eine Barrierefreiheit kann nicht hergestellt werden.“ Das seien massive Probleme. Die Schätzung für die Baukosten für diese Umgestaltung mit 38 Betreuungsplätzen liege bei 909.000 Euro brutto – allerdings ohne die Vorgaben für Brandschutz, Flucht- und Rettungswege erfüllen zu können. Damit sei schnell klar, dass die Sanierung des Gebäudes unwirtschaftlich ist.
Gebäude wird abgerissen
Es sei also klar, dass das Gebäude abgerissen wird. Die Kosten dafür liegen bei etwa bei 70.000 Euro. Die Kosten für einen Neubau ausschließlich für die Nutzung durch die Offene Ganztagsschule wird auf 2,3 Millionen Euro geschätzt. Würde man dem Antrag der SPD folgen und einen Neubau für OGS, Bücherei und Jugendzentrum anstreben, lägen die Kosten bei 4,6 Millionen Euro. Die Kosten sind bei der aktuellen Haushaltslage jedoch nicht zu stemmen.
Seitens der Verwaltung wurde daher vorgeschlagen, das Gebäude abzureißen und die nach der Sanierung der Grundschule Wiblingwerde frei werdenden Container für die Gruppenräume zu nutzen. Natürlich sind Container nicht das, was sich die Ratsmitglieder wünschen. Jedoch wissen inzwischen auch alle heimischen Politiker, dass sie von Innen schön sind. „Als Interimslösung ist das sicher eine gute Sache. Sofern klar ist, dass eine umfassende Lösung bei entsprechender Haushaltslage angegangen wird“, sagte Gerd Schröder, Fraktionsvorsitzender der SPD. Auch von den anderen Fraktionen und fraktionslosen Ratsherren gab es Zuspruch. „Die Kinder fühlen sich darin wohl, das wissen wir“, betonte Petra Triches (UWG).
Schulleiterin Carsta Coenen kann das nur bestätigen. Seit Beginn der Sanierungs- und Umbaumaßnahmen wird in Wiblingwerde in Containern unterrichtet. „Wir fühlen uns dort tatsächlich sehr wohl. Die Container sind hell und freundlich. Von außen sind sie vielleicht nicht so schön, aber Innen ist es wirklich gut.“ Erzählte sie auf Anfrage unserer Zeitung. Auch die Mitarbeiter des Amtshauses arbeiten aktuell in Containern und können den positiven Eindruck nur bestätigen.
Einblicke in die Container am Amtshaus und an der Grundschule: