Iserlohn. Die traurige Nachricht verbreitete sich in der Iserlohner Eishockey-Szene wie ein Lauffeuer: Jaromir Hudec ist tot. Der gebürtige Tscheche starb im Alter von 87 Jahren in Bockum-Hövel. Fans, Verantwortliche und langjährige Weggefährten von Jaromir Hudec erfüllte die Nachricht mit tiefer Trauer. Hudec prägte acht Jahre lang als Trainer den Iserlohner Eishockey-Nachwuchs. Viele Spieler verdanken ihm ihre sportliche Karriere – darunter mehrere Nationalspieler. Wann immer sein Name bei ihnen fällt, mit denen er von 1980 bis 1988 auf und neben dem Eis zusammengearbeitet hat, schwingt Respekt mit in den Äußerungen.
Erster Ausländer beim EC Deilinghofen
Jaromir Hudec kam als Spieler zum damaligen EC Deilinghofen. Der Außenstürmer hatte zuvor für den EC Bad Nauheim seine Schlittschuhe geschnürt – es war seine erste Station in Deutschland. Er war der erste ausländische Spieler beim EC Deilinghofen. Seine sportliche Laufbahn begann in der Saison 1954-55 beim HC Litvinov in der dritten tschechischen Liga. 13 Tore gelangen dem technisch und läuferisch versierten Stürmer.
1968 Wechsel zum VfL Bad Nauheim
Folgerichtig wurden andere Vereine auf ihn aufmerksam. Es folgte der Aufstieg in die zweite tschechische Liga beim ZSJ AZNP Mladá Boleslav. Weitere Stationen waren zwei Teams aus Litvinov, bevor Jaromir Hudec in der Saison 1968-69 zum damaligen VFL Bad Nauheim wechselte. Nach einem Jahr dort und einer kurzen Stippvisite beim TJ Gottwaldov (CSSR) ging es nach Hemer-Deilinghofen zum ECD. In Gottwaldov gehörte ein damals erst 16 Jahre alter Spieler zum Team – Thomas Dolak, später Profi beim ECD Iserlohn. Als Nachwuchs-Coach trainierte Hudec in Iserlohn dessen Sohn Thomas Dolak jr. Der reifte später zum Nationalspieler, holte mit den Hannover Scorpions 2010 die Deutsche Eishockey-Meisterschaft, war bis März 2024 Trainer der Düsseldorfer EG in der DEL und ist aktuell Co-Trainer beim PENNY-DEL-Club Augsburger Panther.
Ein Jahr im Trikot des EC Deilinghofen
„Wer mich damals als Spieler nach Deilinghofen geholt hat, weiß ich heute nicht mehr“, hatte Jaromir Hudec noch vor zwei Jahren in einem Interview gesagt. Er vermutet damals, es könnte ECD-Funktionär Friedhelm Amelung gewesen sein. Ein Jahr lang, bis zum Abzug der kanadischen Streitkräfte 1970, spielte der Flügelstürmer bei damaligen EC Deilinghofen.
Die Namen seiner Mannschaftskameraden haben noch heute einen guten Klang in der heimischen Eishockey-Szene: Friedhelm Branz, Friedrich Gillen, Gerd „Charly“ Karl. Hans Kollecker, Kurt Lammert, Gerdi Müll, natürlich die Schauhoff-Brüder Jörg und Karl-Friedrich sowie die Keeper Ecke Lindemann und Herbert Prinz.
Super Schlittschuhläufer
„Jaro war ein super Schlittschuhläufer und hatte eine Spitzenkondition. Ich habe mit ihm in einer Sturmreihe gespielt. Zusammen haben wir die Westdeutsche Meisterschaft gewonnen und 60 Prozent aller Tore erzielt – Jaromir Hudec 22 und ich 27. Ich habe sehr von seinen Vorlagen profitiert“, hatte sein damaliger Mannschaftskamerad und leider in diesem Jahr ebenfalls verstorbener Jörg Schauhoff gesagt.
Erster Kontakt beim Trainingslager in Litvinov
Dabei war es zwischen den beiden keine Sympathie auf den ersten Blick. Hudec musste vor seiner Verpflichtung bei einem Trainingsspiel mitmachen und sich dem ECD-Vorstand präsentieren. Kennengelernt hatten sich Hudec und seine späteren Teamkollegen ein Jahr zuvor bei einem Trainingslager in Litvinov. Legendär war auch die Geschäftstüchtigkeit des Tschechen. Jaromir Hudec fuhr regelmäßig in seine Heimat und kam mit einem Auto voller Schläger, Krimsekt, Trikots und Ausrüstung zurück.
Litvinov und Teplice letzte Profi-Stationen
Für den Spieler Jaromir Hudec ging es damals nach einem Jahr zurück in die Heimat. Litvinov und Teplice in der fünften bzw. vierten tschechischen Liga waren die letzten Stationen als Aktiver. Er kehrte als Trainer zum ECD Iserlohn zurück. Bernd Haake, selbst erfolgreich mit den ECD Junioren und später Co-Trainer des iserlohner Profi-Teams sowie beim Kölner EC, sagte einmal über Hudec: „Er hat die tschechische Grundausbildung im Schlittschuhlaufen nach Iserlohn gebracht. Die Jungs hatten viel Spaß bei ihm zu trainieren, er hat sie viel spielen lassen.“ Vor allem mit den ganz Jungen wusste Hudec umzugehen. Er weckte in ihnen die Leidenschaft für den schnellsten Mannschaftssport der Welt.
Viele Profis und Nationalspieler geformt
Ein Hudec-Spruch durfte bei fast keinem Training fehlen. An ihn erinnern sich noch heute alle damaligen Nachwuchs-Spieler: „Wenn du nicht weißt wohin mit Puck – schieß Tor!“ Bei einigen seiner jungen Akteure legte er den Grundstock für die spätere Profi- und sogar Nationalmannschaftskarriere. Karsten Mende, Marc Seliger, Andreas Pokorny, Thomas Dolak jr., Lars Brüggemann und Till Feser seien nur beispielhaft genannt.
Chef und Freund zugleich
Horst-Dieter Dieckmann, Anfang der 80er Jahre Vorsitzender des 1981 gegründeten ECD Nachwuchs e.V., war viele Jahre Chef von Jaromir Hudec. „Ich bin mit Jaromir Hudec immer gut zurechtgekommen. Ich war nicht nur sein Chef, wir hatten auch freundschaftliche Verbindungen. Jaromir Hudec war oft bei mir zu Hause, und unsere Trainingslager mit meiner damaligen Mannschaft haben wir gerne in seiner tschechischen Heimat Litvinov gemacht.“
Zeitweise an Tankstelle gearbeitet
An seine Zeit in Iserlohn erinnert sich Hudec zeitlebens gerne. „Es war aber nicht alles Gold was glänzte. Für den ECD waren es damals finanziell schwere Zeiten“, sagte er einmal. „Mein Geld habe ich nicht immer pünktlich bekommen. Deshalb habe ich auch zeitweise an einer Tankstelle zusätzlich arbeiten müssen.“ Nach seiner Zeit in Iserlohn ging es als Trainer zunächst für drei Jahre nach Unna. Ein kurzes Gastspiel in Kassel in der zweiten Bundesliga, dann ging es zurück in die tschechische Heimat nach Litvinov. Dort war die Meinung von Jaromir Hudec auch im Vorstand seines Heimatvereins gefragt. Anlässlich seines 80. Geburtstages wurde er dort von Fans und Funktionären gefeiert. Jetzt ist Jaromir Hudec im Alter von 87 Jahren gestorben.