Für alle Akteure war es ein besonderer Moment, als GIRA-Geschäftsführer Dominik Marte und Projektleiter Dietmar Daszkiewicz symbolisch den 70.000 Quadratmeter großen Solarpark an der B229 eröffneten. Seit November 2024 arbeiteten bis zu 20 Projektpartner an der Realisierung dieses Großprojekts, um zukünftig - wie Marte sagt - "10 Millionen Killowattstunden Strom pro Jahr" zu generieren.

Schon am 30. Juni ist der Solarpark an den Start gegangen und hat bisher - trotz eines zum Teil verregneten Julis - 1.1 Millionen kW/h erzeugt und 400 Tonnen CO² eingespart. Zukünftig sollen es bis zu 3.500 Tonnen CO² pro Jahr sein. Doch nicht nur der Klimaaspekt ist für GIRA wichtig, auch wirtschaftlich ist der Energiepark von Bedeutung, erklärt Marte. Der nun erzeugte Solarstrom kostet rund 5-6 Cent, also ein Drittel der vorherigen Kosten. Mit einer Grundlast von 2 Megawatt, selbst wenn es bewölkt ist, sei die Firma tagsüber bereits autark. Dass sich die Investition von knapp 8 Millionen Euro auch wirtschaftlich lohnt, unterstreicht der Geschäftsführer: "In nur 6 Jahren wird sich die Investitionen amortisiert haben.".

"Nachfolgenden Generationen gegenüber verpflichtet"

"Wir meinen es ernst mit der Energiewende. [...] Wir wollen weg von Öl und Gas", führt Marte weiter aus und leitet über zur strategischen Ausrichtung des Gebäudetechnikspezialisten. "Wir sind nachfolgenden Generationen gegenüber verpflichtet", macht er deutlich, was GIRA seit 2013 bereits konsequent verfolgt: die Umsetzung eigener Nachhaltigkeitskriterien. Der Solarpark sei ein großes Projekt, aber reihe sich in diverse Bestrebungen ein und könne daher als ein Teil der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens verstanden werden.

GIRA-Geschäftsführer Dominik Marte ist stolz auf den fertiggestellten Solarpark.
Foto: Schüle

Was ihn derzeit umtreibt, sei der Sinneswandel in einigen deutschen Unternehmen, die nach dem "Politikwechsel" vorherige Klimabestrebungen zurückfahren würden. Es sei der falsche Weg nun auf die Bremse zu treten. "Es braucht die Bereitschaft in die Transformation zu investieren", sagt er mit Nachdruck. Mit einem freudigen Lächeln verkündet er: "Die Energiewende bei Gira geht jetzt erst richtig los."

"Heute ist ein besonderer Tag für Gira und Radevormwald", leitet Radevormwalds Bürgermeister Johannes Mans ein. "Es ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz", unterstreicht er die Wichtigkeit des Großprojekts für die Region und die Stadt, denn "ihre Investition ist weit mehr als nur ein Bekenntnis zu Radevormwald", sagt er. Er lobt die herausragende Planung und betont, dass die Umsetzung am jetzigen Standort für "eine ausgewogene Planung mit Rücksicht auf das Landschaftsbild" stehe, weshalb der Charakter der oberbergischen Landschaft gewahrt worden sei.

Projektleiter Dietmar Daszkiewicz ist die Freude sichtlich anzusehen, als er die technischen Hintergründe und die langjährige Hintergrundgeschichte den rund 40 Gästen erzählen darf. "Für mich war es ein langer Weg", führt er ein, dass die ersten Ideen bereits 2022 aufkamen und der Weg bis zur Eröffnung "steinig" war. So wurden Dachflächen, Carports und auch eine mögliche Windenergieanlage im Entscheidungsprozess abgewogen. Dass sich die Entscheider für die Photovoltaikanlage und gegen Windenergie entschieden, lag vor allem an der damals noch geltenden Abstandsregelung, die eine derartige Anlage nicht ermöglicht hätte. Dass die nun bebaute Fläche ohnehin im Bestand des Unternehmens gewesen sei, machte die Entscheidung einfacher.

So kam es nach langjähriger Planung und Abstimmung mit allen Beteiligten und einem einstimmigen Beschluss im Rat der Stadt Radevormwald, den Flächennutzungsplan zu ändern, zum Baustart im November 2024. Um die Eigenversorgung an den eigenen Standorten zu ermöglichen, war ein neuer Netzanknüpfungspunkt sowie die Verlegung eines Kabels zu den Standorten selbst notwendig. Über den Winter hinweg platzierte die Apricus AG die knapp 1.300 Module - bis Anfang des Jahres "eine Horrornachricht" aufschlug. Das beauftragte Unternehmen, das die Transformatoren produzieren sollte, musste vom Vertrag zurücktreten. Doch schnell konnte Herr vom Lehn eine alternative Lösung erarbeiten und so das Zieldatum erfüllen. Als nächster Schritt stehe jetzt der Einbau von Batteriespeicheranlagen an, um den erzeugten Strom auch im Unternehmen längerfristig nutzen zu können.

"Wir leben Solartechnik"

Apricus-Geschäftsführer Oliver vom Lehm ergänzt und stellt für sich selbst fest: "Manchmal sind es die grausten Tage mit den sonnigsten Nachrichten. Dieses Projekt wurde on-time und on-budget abgeschlossen", sagt er stolz. Man habe hier einen Solarpark geschaffen, der "nicht von der Stange" sei. Gira habe den Mut gehabt, den ein solches Vorhaben brauche. Zukünftig könnten 6.000 Fässer Öl [Anm. d. Red.: Ein Liter Öl entspricht 10 kWw/h) im Jahr eingespart werden. Auf die Laufzeit von 30 Jahren sogar 180.000 Stück. "Wir leben Solartechnik", macht vom Lehm deutlich, was der Park bedeutet und liefert stückweit die Erklärung für die Umsetzung in einem rekordverdächtigen Tempo.