Am „Next Energy Campus“ in Siegen wird künftig erforscht, wie Wasserstoff in der Region dezentral produziert, gespeichert, verteilt und genutzt werden kann. Profitieren soll die starke und oft energieintensive Wirtschaft in Südwestfalen. Das Projekt ist neu im Prozess der Regionale 2025, jedoch so ausgereift, dass der Regionale-Ausschuss direkt den dritten Stern verleihen konnte. Es wurde nach Prüfung der Auswahlkriterien vom EFRE-Begutachtungsausschuss zur Förderung empfohlen. Somit fließen voraussichtlich 7,43 Millionen Euro an Fördermitteln vom Land NRW und EU aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) für eine Forschungseinrichtung in Südwestfalen.
„Die Auszeichnung ermöglicht der Universität Siegen und den Verbundpartnern fortschrittliche Forschungsgebiete und Anwendungstechnologien im Zukunftsthema Wasserstoff für die Region zu erschließen sowie den Aufbau des Energiesystems der Zukunft mit erneuerbaren, klimagerechten und dezentralen Lösungen in Südwestfalen zu unterstützen“, sagte Prof. Dr. Volker Wulf, Prorektor für Wissenschaft, Technik und Gesellschaft der Universität Siegen.
Diese Transformation hin zu einer klimafreundlichen und CO2 -neutralen Wirtschaft ist eine der größten Herausforderungen Südwestfalens. Neben Strom aus erneuerbaren Energiequellen wird Wasserstoff in der Industrie eine wesentliche Rolle spielen, aber auch eine Chance sein für die Wärme- und Mobilitätswende in den Städten und Gemeinden. „Hier kann der Next Energy Campus als Forschungseinrichtung einen wesentlichen Beitrag zur effektiven Transformation in Südwestfalen liefern“, ist sich Philippe Steiner, Geschäftsführer der SPG Steiner GmbH, sicher. Das Unternehmen aus Siegen ist weltweit führend in der Entwicklung und dem Bau von Ammoniaktanks und -Terminals und engagiert sich aktiv in Energiewende-Projekten. Es gehört neben der Fraunhofer Gesellschaft und dem Siegener Start-up Hyfuels GmbH zu den Partnern der Uni bei diesem Projekt.
Die Verantwortlichen sehen den „Next Energy Campus“, der im Siegener Leimbachtal gebaut werden soll, als Kompetenz- und Anwendungszentrum. Hier trifft also Forschung auf Entwicklung und Anwendung. Durch die europäischen Fördermittel im Rahmen der Regionale 2025 ist es nun möglich, ein Forschungsgebäude zu errichten und die notwendige Forschungsinfrastruktur aufzubauen. Gemeinsam mit kleinen und mittelgroßen Unternehmen können darin neue Technologien, Verfahren und Lösungen erprobt werden.
Angedacht sind etwa ein innovativer „Ammoniak-Cracking-Reaktor“ zur dezentralen Gewinnung von Grünem Wasserstoff. Darüber hinaus sind auch Vorhaben zur thermischen Nutzung von Wasserstoff, ein Werkstoffprüflabor für Wasserstoffanwendungen sowie 3D-Industrie-Drucker für innovative Werkstoffe für Wasserstofftechnologie geplant. Ebenso ein forschungsnahes Vorhaben, wie Industriegebiete klimaresilienter und klimagerechter ausgerichtet werden können. Dominik Eichbaum, Geschäftsführer Hyfuels GmbH, sieht daher in dem Projekt einen „aktiven Beitrag zur kommunalen Energie- und Wärmewende.“
Prof. Dr. Robert Brand von der Universität Siegen ergänzt: „Unsere Fähigkeit, zukunftsweisende Technologien wie Wasserstoff und erneuerbare Energien erfolgreich in innovative lokale Anwendungskonzepte zu integrieren und dabei die Region zu befähigen, mit diesen Innovationen zu arbeiten, zu lernen und zu wachsen, ist ein Erfolgsfaktor zur Dekarbonisierung und Akzeptanz der Energiewende.“ Der „Next Energy Campus“ soll Südwestfalen als Blaupause für nachhaltiges Wirtschaften in ländlich-industrialisierten Regionen etablieren.
Hintergrund: Für zukunftsweisende, nachhaltige und innovative Vorhaben in Nordrhein-Westfalen stehen aus dem EFRE/JTF-Programm NRW 2021-2027 EU-Mittel in Höhe von 1,9 Milliarden Euro des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und des Just Transition Fund (JTF) zur Verfügung. Hinzu kommen eine Ko-Finanzierung des Landes Nordrhein-Westfalen und Eigenanteile der Projekte. Unterstützt werden Vorhaben aus den Themenfeldern Innovation, Nachhaltigkeit, Mittelstandsförderung, Lebensqualität, Mobilität und Strukturwandel in Kohlerückzugsregionen.