Am Kinder- und Jugendtreff an der Langscheider Straße tut sich was: Der Rohbau für den Erweiterungsanbau steht, der Dachstuhl ist gerüstet – auch von Außen ein sichtbares Zeichen dafür, dass die umfassende Sanierung und Erweiterung des über 100 Jahre alten Gebäudes voranschreitet.

Am Donnerstag, 4. September, nutzten Bürgermeister André Dahlhaus und Bauamtsleiter Sven Erik Schulze als Vertreter der Stadt sowie Sabrina Kisker als Vertreterin des für Breckerfeld zuständigen Jugendamtes Ennepetal die Gelegenheit, die Baustelle zu besichtigen, im Beisein von Thomas Kammel und Jacqueline Bauer vom Architekturbüro Kammel sowie dem ausführenden Bauunternehmer Martin Gensler und Carsten Schröder vom Zimmerei- und Dachdeckereibetrieb Funke & Schröder.

Vom Bahnhof zum Treffpunkt

Mehr als 100 Jahre alt ist das Gebäude am Marktplatz: „Die alten, handschriftlich gezeichneten Architektenpläne stammen aus dem Jahr 1906“, erzählt Martin Gensler beim Ortstermin. Eingeweiht wurde es 1907 zunächst als Bahnhofsgebäude. „Nach dem Ende des Straßenbahnverkehrs 1963 zog ein Kiosk hier ein, ich selbst kann mich noch gut an das ‚Büdchen‘ erinnern.“ Seit den 1970er Jahren sei hier der Kinder- und Jugendtreff untergebracht. Seither haben Generationen von Beckerfelder Kindern und Jugendlichen im einstigen Bahnhofsgebäude ihre Nachmittage verbracht, Freundschaften geschlossen: „Einige, die hier aktuell auf der Baustelle arbeiten, haben früher ihre Freizeit hier verbracht - und können sich noch an ‚legendäre‘ Discoabende erinnern.“

Trafen sich am 4. September zum Ortstermin auf der Baustelle: (v.l.n.r.) Sabrina Kisker (Jugendbeauftragte), Thomas Kammel (Architekt), Sven Erik Schulze (Baumamtsleiter), André Dahlhaus (Bürgermeister), Martin Gensler (Bauunternehmen Gensler), Carsten Schröder (Zimmerei und Dachdeckerei Funke & Schröder) und Jacqueline Bauer (Architekturbüro Kammel)
Foto: Tanja Satur

Dass der Zahn der Zeit am alten Gemäuer nagte, wurde in den vergangenen Jahren immer deutlicher: Im Keller gab es feuchte Stellen, die sanitären Anlagen waren mehr als nur in die Jahre gekommen, die Raumaufteilung unpraktisch und nicht mehr zeitgemäß. „Manchmal tummeln sich hier 40, 50 Kinder – dafür war das Gebäude einfach nicht mehr geeignet“, sagt Sabrina Kisker vom Jugendamt Ennepetal, die als Kinder- und Jugendbeauftragte den Treff begleitet.

Zustimmung im zweiten Anlauf

Auch in der Stadtverwaltung war man sich des dringenden Handlungsbedarfs bewusst und hatte schließlich eine Sanierung und Erweiterung des Gebäudes beschlossen. Der erste Entwurf, den das Architekturbüro Kammel aus Hagen-Wehringhausen dann im Mai 2024 dem Bauausschuss vorlegte, stieß im Planungs- und Bauausschuss auf Bedenken - vor allem hinsichtlich der späteren Gebäude-Optik, da hierbei ein Anbau in Richtung Langscheider/Prioreier Straße entstehen sollte.

Schließlich überzeugte dann eine weitere Planungsvariante mit einem rund 20 Quadratmeter großen Anbau an der Giebelseite Richtung Feuer- und Rettungswache. „Bei dieser Lösung bleibt ausreichend Außenfläche für Freizeitaktivitäten der Kinder und Jugendlichen übrig – ein Punkt, der dem Jugendamt besonders wichtig war“, so der Bürgermeister. Die Zustimmung der Stadtvertretung erfolgte im Dezember 2024, der Startschuss für die Bauarbeiten fiel in diesem Jahr, kurz nach der Jakobus-Kirmes Ende Juli.

Kuriose Funde beim „Abriss“

Von Außen als Baufortschritt ersichtlich ist mittlerweile der fertige Rohbau für die Erweiterung - innen jedoch ist vom einstigen Kinder- und Jugendtreff nicht mehr viel zu erkennen: die Böden, Türen und sanitären Anlagen sind entfernt, alte Backsteinwände liegen teils frei.

Dabei kommen auch Relikte aus alten Zeiten zutage: zusammengeknüllte Zeitungen von 1980, die als Füllmaterial in den Türzargen stecken, und auch unter Tapeten an Wänden und Decke klebt eine Schicht Zeitungspapier: „In den Türzwischenräumen ist das ja noch nachvollziehbar als Bauschaum-Ersatz - aber ich habe keine Ahnung, warum hier Tageszeitungen unter die Decke geklebt wurden“, sagt Architekt Thomas Kammel lachend.

„Hier sieht’s aktuell wirklich ungemütlich aus“, meint Bauamtsleiter Sven Erik Schulze. „Aber jetzt, wo alles Alte raus ist, wird’s Stück für Stück schön.“ Gemeint ist: moderner, heller, offener - ein Ort, an dem sich junge Menschen wohlfühlen, der einladend und lebendig ist.

Beim Entfernen der alten Türzargen kamen Zeitungen aus dem Jahr 1980 zum Vorschein, die offensichtlich als Füllmaterial verwendet worden sind.
Foto: Tanja Satur

Barrierefreiheit nur zum Teil möglich

Das neue Raumkonzept entsteht in enger Zusammenarbeit mit dem Team des Jugendtreffs und dem Jugendamt. Bei der Wahl des Bodenbelags fiel die Entscheidung auf Vinyl: „Das ist wohnlicher als Fliesen“, sagt Sabrina Kisker. „Und auch schalldämpfender“, ergänzt Jacqueline Bauer augenzwinkernd.

Auch wenn es sich alle Beteiligten gewünscht hätten, wird der Kinder- und Jugendtreff auch nach der Sanierung nicht komplett barrierefrei sein: „Das ist bei einem solch alten Bestandsgebäude leider nicht immer vollumfänglich realisierbar“, erklärt Martin Gensler. „Aber wir machen das Beste daraus.“ So wird eine Rampe am Eingang künftig den Zugang erleichtern, und eine der angrenzenden öffentlichen WC-Anlagen soll behindertengerecht umgebaut werden. Im Haus selbst bleibt es bei einer gemeinsamen Toilette für alle Geschlechter.

Thomas Kammel (Mitte) und Jacqueline Bauer (rechts) vom Hagener Architekturbüro Kammel erklärten beim Ortstermin anhand der Baupläne die nächsten Schritte der Umbaumaßnahme.
Foto: Tanja Satur

Der Keller, der bislang oft für Kreativangebote wie Töpfern genutzt wurde, sowie das Obergeschoss, in dem meist kleinere Workshops stattfanden, werden weiterhin über Treppen erreichbar sein: „Durch den Anbau haben wir zukünftig aber im Erdgeschoss definitiv mehr Möglichkeiten für barrierefreie Gruppenangebote“, erklärt Kisker und ergänzt, auch die neue Küche werde so geplant, dass dort problemlos Koch- und Back-Workshops mit vielen kleinen Helferhänden stattfinden können.

Herzenswunsch: Discokugel

Und natürlich dürfen bei aller Funktionalität auch kleine Herzenswünsche nicht fehlen: „Ganz oben auf der Liste steht eine glitzernde Discokugel“, verrät Sabrina Kisker mit einem Lächeln. Denn auch bei den Kindern und Jugendlichen von heute seien die Partys und Discos im Jugendtreff durchaus sehr beliebt.

Beheizt werden soll das alte Gebäude zunächst weiterhin mit Erdgas: „Die bestehende Heizungsanlage ist noch voll funktionstüchtig, es wird aber technisch alles so vorgerüstet, dass in Zukunft auf ein ökologischeres Heizsystem umgestellt werden könnte“, sagt Thomas Kammel. Im Laufe der aktuellen Bauarbeiten würden daher lediglich neue Heizkörper installiert.

850.000 Euro investiert

Für die Gesamtmaßnahme hat die Stadt Breckerfeld Haushaltsmittel in Höhe von rund 850.000 Euro bereitgestellt. Eine Investition, die sich nach Ansicht von Bürgermeister André Dahlhaus mehr als lohnt: „Wir schaffen damit hier im Ort moderne und attraktive Räumlichkeiten, die genau auf die Bedürfnisse junger Menschen zugeschnitten sind. Und damit gleichzeitig ein Umfeld und eine Anlaufstelle für Freizeit- und Gemeinschaftsaktivitäten.“ Wenn alles weiter so gut laufe, könnte der runderneuerte Jugendtreff bereits Anfang 2026 seine Türen wieder öffnen. Bis dahin finden die Angebote des Kinder- und Jugendtreffs im Saal im 1. Obergeschoss des katholischen Gemeindehauses statt.