„Auch ein Hund kommt in die Pubertät?“ – Eine Frage, die Volker Bette, der als ausgebildeter Hundetrainer in Kooperation mit dem Tierheim Dornbusch arbeitet, immer wieder gestellt wird. Zu ihm kommen die Hundehalter, wenn sie nicht mehr weiter wissen und das Tierheim schon als letzten Ausweg für ihren Hund ins Auge gefasst haben.
„Wenn die Leute dann vom Tierheim zu mir geschickt werden, erwarten sie oft, dass ich beim Hund einen Schalter umlege, und das Problem damit vom Tisch ist“, wundert sicher der Hundetrainer immer wieder. „So funktioniert Hundetraining aber nicht. Wenn mir die Halter ein Ultimatum nennen, bis wann der Hund seine Marotten abgelegt haben muss, steige ich gar nicht erst ins Training ein.“
„Kein Kennenlernen bei Hunden aus dem Auslandstierschutz“
Warum es manchmal zwischen Mensch und Hund nicht passt, kann verschiedenste Ursachen haben. Ein Grund sei die zunehmende Anzahl von Hunden aus dem Auslandstierschutz. „Das ist natürlich von den Hundehaltern gut gemeint, vor allem, wenn sie eine Geschichte zu dem Hund bekommen, die zu Tränen rührt. Das Problem ist aber, dass ein Kennenlernen zwischen Mensch und Hund vor der Adoption gar nicht möglich ist“, erklärt Volker Bette die Problematik.
Das kann klappen, weiß er aus Erfahrung, aber häufig genug führt es auch zu großen Problemen, denn oftmals kommen sehr ängstliche Hunde oder Tiere, die, da ist sich der Trainer sicher, die gar nicht betüddelt werden wollen, sondern ihr Leben auf der Straße geliebt haben und jetzt „keinen Bock“ auf ein Leben in einer Wohnung mit zwei Mal Gassigehen am Tag haben. Was vielen Menschen, die einfach nur helfen wollen, einfach nicht klar ist, gerade die ehemaligen Straßenhunde brauchen kein Mitleid, sondern klare Regeln und Strukturen, damit sie sich sicher fühlen, betont der Hundetrainer.
Und auch bei Volker Bette spielen die „Corona-Hunde“ nach wie vor eine große Rolle. „Da ist die Erziehung, gerade bei Ersthundehaltern, oftmals auf der Strecke geblieben. Sie wussten nicht, wie man einen Hund erzieht, die Hundeschulen hatten geschlossen und auch wir Trainer durften nicht arbeiten“, bedauert er. Das „Ergebnis“ solcher Nichterziehung landet dann häufig im Tierheim.
Sind die Probleme erst einmal manifestiert, bleibt nur noch der Gang zum ausgebildeten, auf Verhaltensauffälligkeiten ausgebildeten Hundetrainer, der versucht, das Problem ganzheitlich zu betrachten. Volker Bette vereinbart im ersten Schritt Termine bei den Haltern zu Hause. „Nur dort, wo die Probleme auftreten kann ich sie beurteilen und einen Trainingsplan ausarbeiten“, beschreibt er seine Arbeit.
Viel Geduld erforderlich
Steht ein Trainingsplan, sind die Halter am Zuge. „Sie bekommen von mir Trainingshausaufgaben, denn ich kann den Weg aufzeigen, aber das Training müssen die Halter selber machen. Wenn sie das durchziehen, haben sie auch Erfolg. Es erfordert aber viel Geduld, denn oft geht es zwei Schritte vor und wieder einen zurück. Die Zeit, die es braucht, bestimmt ganz allein der Hund.“
Traurig ist es für ihn nur, wenn er erfährt, dass alle Bemühungen nichts genutzt haben und die Halter den Hund dann doch abgegeben haben.
Wenn er dann wenigstens wieder im Tierheim lande, sei das für ihn noch die beste Option, da habe er gute Chancen auf ein geprüftes neues Zuhause. „Ich ziehe meinen Hut vor den Haltern, die ehrlich sagen, dass sie es nicht schaffen, den Hund zu erziehen. Tierheime haben zwar oft einen schlechten Ruf, aber hier bekommen sie eine gute Basis, um weitervermittelt zu werden. Gerade die Mitarbeiter in Dornbusch kennen ihre Tiere ganz genau und spielen immer mit offenen Karten. Das ist allemal besser als ein Verkauf übers Internet, wo ein Tier dann schnell zum Wanderpokal wird.“
Im Tierheim Dornbusch trainiert Volker Bette auch bereits vor einer Vermittlung mit auffälligen Hunden. Das steigert die Vermittlungschancen deutlich, denn der Hund hat schon lernen können, sein Verhalten zu ändern und der Trainer kann den neuen Besitzern viel über die speziellen Problematiken des Hundes und wie damit am besten umzugehen ist, erläutern.
Außerdem kommt er auf Wunsch dazu, wenn sich Hundefreunde überlegen, sich ein Tier aus dem Heim anzuschaffen. „Da kann ich Tipps geben, welcher Hund am besten zur Familie passen könnte, da ich die Tiere ja schon lange kenne. So lässt sich manches Mal verhindern, dass nur die Optik eines Hundes entscheidet.“