Die bisherige Orgel war schlicht am Ende. Immer wieder hakte es – buchstäblich – in der Mechanik. „Die Tasten haben sich ineinander verhakt, sie wurde immer wieder notdürftig repariert“, erinnert sich Gemeindereferentin Eva Koch. Doch schließlich kam das endgültige Aus: Ein Sachverständiger stellte fest, dass weitere Reparaturen wirtschaftlich keinen Sinn mehr machen würden.
Vom Orgel-Shopping zur Schnäppchen-Orgel
Eine nagelneue Orgel hätte die Gemeinde zwischen 120.000 und 150.000 Euro gekostet – ein utopischer Betrag angesichts der seit November 2024 laufenden Kirchensanierung. Tobias Koch, Mitglied des Gemeinderats, begab sich daher kurzerhand selbst auf eine ausgedehnte Orgel-Suche: „Ich bin viel durch die Gegend gefahren, um etwas Passendes zu finden.“
Fündig wurde er in Altena-Evingsen: Die dortige Kirche St. Theresia wurde geschlossen und hatte daher eine Orgel der Firma Simon abzugeben. Der Kontakt entstand über Sandra Schnell, früher in Breckerfeld tätig, heute Pfarrbeauftragte in Altena. Die gebrauchte Orgel kostete nur 4.500 Euro – ein echtes Schnäppchen. Doch das war nur der Anfang.
Ein Puzzle aus 1000 Pfeifen
Denn die rund 30 Jahre alte Simon-Orgel musste in Altena zunächst in sämtliche Einzelteile zerlegt werden. Die Orgelbaufirma Seifert aus Kevelaer übernahm den Abbau – und der Aufwand war beträchtlich. „Bei einer gebrauchten Orgel hat man ja, anders als bei einer neuen, keinen genauen Bauplan“, erklärt Maximilian Paroth. „Deshalb musste alles genau katalogisiert und beschriftet werden – damit man später weiß, was wo hingehört.“
In Breckerfeld angekommen, wurde dann der komplexe Aufbau auf der Empore der Kirche vorbereitet. „Alle Einzelteile lagen dort fein säuberlich ausgebreitet“, sagt Paroth. „Das sieht dann zwar immer nach Chaos aus, aber es hat alles seinen Plan“, lacht der Orgelexperte. Allein der technische Aufbau dauerte rund eine Woche.

Vom Chaos zum Klang
Anschließend begann Maximilian Paroth mit der Intonation, also der klanglichen Abstimmung der Orgel auf ihren neuen Raum: „Ein und dasselbe Instrument klingt an unterschiedlichen Orten vollkommen unterschiedlich“, erklärt er, warum jede Orgel im wahrsten Wortsinn auf ihren jeweiligen Standort eingestimmt werden muss, und zwar von Hand, durch Veränderung des Aufschnitts am Pfeifenkörper: „Das Material der über 1000 Pfeifen ist eine Zinn-Blei-Legierung, dadurch lässt es sich gut manuell bearbeiten.“
Danach ging es ans Stimmen, bei dem die Frequenzen jeder Pfeife exakt justiert werden. Zwar gebe es heutzutage technische Stimmgeräte – aber: „Das beste Hilfsmittel ist immer noch das menschliche Ohr“, sagt Paroth.

Was sind eigentlich Polpeten?
Dass diese Arbeit nicht nur technische Expertise, sondern mitunter auch Humor erfordert, zeigte sich während der Restauration: „Die Firma Seifert hat mich gefragt, ob wir damit einverstanden sind, dass die Polpeten ausgetauscht werden“, berichtet Eva Koch lachend. „Ich musste erstmal nachfragen, was das überhaupt ist – und ob das wichtig ist.“
Wichtig zu säubern, reparieren und auszutauschen war offenbar vieles: Insgesamt belaufen sich die Restaurations- und Aufbaukosten nämlich auf rund 35.000 Euro – zuzüglich der 4.500 Euro Kaufpreis. Ein Teil der Kosten konnte bereits durch Spenden gedeckt werden. „Allein der Verkauf der alten Orgelpfeifen brachte rund 1.000 Euro ein“, so Tobais Koch.
„Musikalischer Herbst“ zugunsten der Orgel
Hinzu kam jetzt am Dienstag, 3. Juni, noch ein besonderer Beitrag vom Freundeskreis Kirchenmusik, der – zunächst – einen Scheck in Höhe von 1.500 Euro an den Katholischen Kirchbauförderverein übergab. Denn der Freundeskreis Kirchenmusik, der sich zurzeit neu ausrichtet, möchte „nicht nur projektbezogen unterstützen, sondern allgemein das musikalische Leben in den Breckerfelder Kirchen fördern“, erklärt Mitglied Hilmar Lichte. Unter dem Motto „Musikalischer Herbst“ seien daher bereits drei Spendenkonzerte in der St. Jakobus-Kirche – allesamt zugunsten der neuen Orgel.
Zum ersten Mal erklingen wird die „neue alte“ Orgel jedoch nicht erst im Herbst, sondern bereits am Pfingstsonntag, 10. Juni, wenn die St. Jakobus-Gemeinde – wie berichtet – nach knapp sechsmonatiger Renovierung die Wiedereröffnung ihrer Kirche um 10 Uhr mit einer Heiligen Messe feiert.