Sparsam in der Werbung, zurückhaltend in der Formulierung, hatten drei heimische Gastronomen ein „Straßenfest Griechenland trifft Italien“ auf dem Hallenplatz in Herscheid angekündigt. Das Grillhaus Herscheid, das Plettenberger "Stadtleben" und Damianos Restaurant hatten sich zusammengetan – und was da als „Straßenfest“ angekündigt war, entwickelte sich am Samstag, 28. Juni, zum Riesentreff in Herscheid, zu einer großen europäischen Integrations- und Verbrüderungsfeier.

Der LokalDirekt-Reporter hat viel erlebt in seiner „Amtszeit“ – aber bisweilen wird er von Unerwartetem geflasht. Udo Jürgens‘ „Griechischer Wein“, vor genau 50 Jahren über Wochen in Deutschland, der Schweiz und Österreich auf den Plätzen eins und zwei, für über 500.000 verkaufte Tonträger mit „Gold“ ausgezeichnet, war „das“ Lied, das Sehnsucht und Verlorensein zugewanderter Gastarbeiter zum Thema machte.

Und so wie Udo Jürgens (als Österreicher bzw. deutschsprachiger Interpret) vor 50 Jahren über sein Wirtshaus-Erlebnis mit griechischen Gastarbeitern mit braunen Augen und schwarzem Haar sang, war völlig klar, dass hier ein europäisches Problem angesprochen wurde – die billige griechische Arbeitskraft in der deutschen Fremde. Nie, tatsächlich nie hätte der Reporter gedacht, „Griechischer Wein“ von einer griechischen Band dargeboten zu bekommen. Doch so war es am Samstag in Herscheid – und das bezeugt nichts anderes, als dass sich in 50 Jahren viel verändert hat, dass aus dem „wir hier“ und dem „die da“ ein „wir gemeinsam“ geworden ist.

Auf dem Hallenplatz versammelte sich am Samstag eine nicht mehr zählbare Menschenmenge, machte die Örtlichkeit durch schiere Anwesenheit zum „place to be“, an dem die Begegnung, das Verweilen an einem schönen warmen Sommerabend, das Bad in der Gemeinschaft, das gute Essen und Trinken, das Lauschen zur Musik und das Tanzen im Mittelpunkt standen.

Rund um Lüdenscheider und Räriner Straße waren Parkplätze Mangelware, was bereits alles sagt. Man kam zu Fuß oder per Auto und der Strom zum Hallenplatz riss den ganzen Abend nicht ab. Vor den Verpflegungs- und Getränkeständen bildeten sich dichte Trauben der Anstehenden, die aber geduldig das emsige Treiben hinter den Tresen verfolgten. Die Gastronomen hatten letztlich alles im Griff. Angeboten wurden Pizza, Pasta, Focaccia, Gyros, Pita und Souvlaki-Spieße – und alles fand reißenden Absatz. Verzehrt wurde an Tischen und Bänken, an Stehtischen oder einfach ambulant.  

Für den geordneten Ablauf sorgte eine sehr unauffällig agierende Security; für Eventualfälle stand das DRK Herscheid in Bereitschaft. Der Hallenplatz war durch die Aufstellung großer Lastzüge in eine Fest- und eine Parkzone abgeteilt worden; das Sicherheitsgefühl war zu jeder Zeit gegeben. Dem Vernehmen nach hatte das Ordnungsamt der Gemeinde Herscheid die Veranstalter im Vorfeld des Festes mit Fingerspitzengefühl und Weitblick beraten – man kann sich über derlei Notwendigkeiten echauffieren, sollte sich aber lieber darüber freuen, dass Feste wie das vom Samstagabend unbeschwert stattfinden können.

Aber es wäre viel zu kurz gesprungen, würde man die Megafete auf dem Hallenplatz nur unter „Lecker essen und gut trinken“ verbuchen. Der italienische Sänger Lorenzo Sposato, der auf der zur Bühne umfunktionierten Ladefläche eines Sattelzuges auftrat, hatte die Menschen mit „Canzoni italiane” ganz bei sich. Die griechische Band Mélogrique begeisterte nicht nur mit dem „griechischen Wein“, sondern auch als Partyband und als Begleitband der Tänzer des Epirotischen Vereins Plettenberg.