Bereits zum zehnten Mal wurde am Samstag, 14.Juni, das Fest der Friedliner Stiefelschützen gefeiert. Auf dem Hof Voss traf sich, das kann man mit Fug und Recht sagen, das ganze Dorf – und damit sind auch die Neu-Friedliner aus dem Unterdorf am Hofwiesenweg eingeschlossen. Auf dem Voss’schen Gelände war die Wurfbahn aufgebaut, stand ein übergroßer Vogel und wartete auf den finalen Treffer. Getränke- und Wurstbude, eine Kaffee- und Kuchentafel waren vorbereitet, Partymusik sorgte für Mallestimmung. Ikke Hüftgold und seinesgleichen walteten ihres musikalischen Amtes.
Die Stiefelschützen, 28 waren angetreten, waren teils in Vereins-Shirts gekleidet, die Damen wahlweise im Shirt oder im Dirndl. Dirk Schöttler fungierte als Klemmbrett-Bevollmächtigter wie eine Einmann-Schießkommission und regelte in großer Würde die Wurfserien. „Es muss seine Ordnung haben“, sagte er verschmitzt zum LokalDirekt-Reporter und rief dann die nächste Werferin auf. „Vier oder fünf Durchgänge werden wir wohl brauchen“, erklärte er die „Wurfordnung“.
Jana Voss, heute Werzner, hatte das Fest einst erfunden und eine Art Dorffest etabliert. „Jana war damals Jungschützenkönigin in Herscheid, erinnert sich Dirk Schöttler, der selbst bereits Vorsitzender und König des Herscheider Schützenvereins war. Er fand seinerzeit die Idee gut – und die Dinge nahmen ihren Lauf.
Beim ersten Mal sei der Vogel von der Dorfgemeinschaft aus Salzteig gebacken worden, doch ab dem zweiten Stiefelwurf-Schützenfest sei man zu einem hölzernen Aar übergegangen, der – Friedlin ist nun mal nachhaltig gestimmt – wiederverwertbar ist. Seit neun Festen hat sich der Vogel wacker geschlagen und hält durch, wird immer wieder neu zusammengesetzt.
In den ersten Runden durfte am Samstag auf alle Insignien geworfen werden. Nach und nach trennten sich die Teile vom Rumpf. Der war einerseits nicht freigegeben, andererseits auch mit starken Metallbändern gesichert. Erst als alle Insignien abgeworfen waren, schritt die Dreieinigkeit aus Wurfkommission und Ringrichtern zur Tat und entferne die Stützkonstruktion: Wurf frei zur letzten Runde.









Und dann war es tatsächlich soweit: Gunnar Kolbe tat den entscheidenden Gummistiefelwurf und ließ den Vogel abstürzen. Er ist für ein Jahr lang der Friedliner Stiefelschützen-König und darf sich beim kommenden Herscheider Schützenfest auf dem Wagen im Festzug präsentieren. Ein Hurra also – der Wurf wurde am Samstag ausgelassen gefeiert. Hier noch der guten Ordnung halber die besten Werfer auf die Insignien: Lars Bauckhage warf das Zepter ab, Martin Reininghaus die Krone, Dominik Klozylk Apfel und linken Flügel, Linda Anhuth den rechten Flügel.










Im Anschluss warfen die Kinder auf einen kleinen Vogel, ohne dass es hier eine Konkurrenz gegeben hätte. „Heute ist jedes Kind König“, hieß es in Friedlin. Ganz anders bei der dritten Ausscheidung, die als „Bürgerkönigwerfen“ den Nicht-Friedlinern vorbehalten ist. Den rechten Flügel und später die Königswürde sicherte sich Stefan Fritsch. Wolfgang Schröder erdete den linken Flügel, Matthias Müller warf die Krone ab, Gina Brahmsiepen den Apfel und Patrick Greitemann das Zepter.
Gefeiert wurde bis 2 Uhr – für diese Zeit hatte das Ordnungsamt die Sperrstunde festgesetzt und sehr artig wurde der Hahn hochgedreht. Und ja: 2026 darf wieder mit Gummistiefeln geworfen werden, das haben sich die Friedliner bereits jetzt in die Hand versprochen.