„Ich freue mich, dass so viele gekommen sind“, sagte Markus Beyer zu Beginn. Auf einer Lesereise durch die Ausstellung „Vergessene Schicksale“ der Villa Wippermann nahm er die Zuhörer mit in die Zeit des Nationalsozialismus. Es handelt sich um ein Gleichnis über dunkle unmenschliche Zeiten, in denen sich ein kleines Mädchen in einem Lügennetz aus Worten und Taten behaupten muss, um Trost und Hoffnung zu spenden. Ihre einzige Waffe dabei ist ihr Lächeln. Es ist ein Buch über Wunder, Hoffnung und Mut in einer menschenverachtenden Gesellschaft.
Der Autor führte lesend durch drei verschiedene Themenräume. Angefangen in der Küche von 1938 ging es in den Bahnhofsraum. Dort gab er den Zuhörern die Möglichkeit, die Bilder der Ausstellung mit der Begleitung von Musik zu betrachten. Danach führte er seine Lesung in einem abgedunkelten Raum fort, „weil einen hier nichts mehr ablenkt“.
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Zu dem Buch inspiriert hat ihn ein alter Studienkollege. Er erzählte Beyer von einer Situation aus seinem Leben. So bekam er mit, dass ein Mann in der Straßenbahn aufgrund seiner Herkunft diskriminiert wurde. Das kleine Mädchen, im Sitz daneben, schenkte ihm ein „entzückendes“ Lächeln, was ihm noch tagelang im Gedächtnis blieb. „Dazu musste ich einfach eine Geschichte erzählen“, bekräftigte Beyer.
Zusammen mit Jana Eilhardt, der Ausstellungsorganisatorin der Villa Wippermann, plante er die Lesung. „Es war eine schöne Idee, unsere Ausstellung mit der Lesung aufzumachen“, ergänzte Jana Eilhardt, die die Fotos für die Ausstellung zusammengetragen hatte. „Es freut mich, dass die Ausstellung eine so große Resonanz erfährt“.
Trotz dessen, dass die Charaktere in der Geschichte frei erfunden sind, hat das Buch dennoch einen historisch wahren Kern. „Das Gleichnis drückt mehr aus, als es zunächst den Anschein hat“, erklärte Beyer. Es soll den Zuhörern den Spiegel vorlegen: „Wer wäre ich gewesen? Ein guter Mensch, der Nachbar oder doch der SS-Mann?“
„Für mich war es ein gelungener Abend, ein emotionales Erlebnis“, resümierte Beyer. „Es ist schonmal ein Schritt in die richtige Richtung, dass man sich traut, darüber nachzudenken“. Dabei hatte er auch noch einen Appell an seine Zuhörer: „Leute, dass darf nicht noch einmal passieren!“