Dem Appell, wenigstens wählen zu gehen und sich möglichst als Kandidat oder politisch aktiver Mensch einzubringen („Machen ist besser als meckern.“), räumte er ein, oft gefragt zu werden: „Was machst du?“ Wer gedacht hatte, Brosch positioniere sich, ob er erneut für das Bürgermeisteramt kandidiert, sah sich getäuscht. Er will die Frage offen halten, weil sonst „am nächsten Tag der Wahlkampf losgeht“. Die Zeit bis zur Wahl im September wolle er möglichst kurz halten, „damit alle in Ruhe arbeiten können.“
Schulleiter Reiner Klausing, als Hausherr, hatte die Gäste in der Aula der Humboldtschule begrüßt. Mit dem Blick auf ein halbvolles Glas Wasser riet er zu einer optimistischen Betrachtungsweise fürs neue Jahr. Das helfe bei den unterschiedlichen Belastungen und Herausforderungen, auch Lösungen zu finden.
Bürgermeister sieht Werte der Verfassung bedroht
Als „kleines Jubiläum“ sah Bürgermeister Michael Brosch seine Ansprache. Er stand zum zehnten Mal vor den Gästen des Neujahrsempfangs. Sein Dank galt vor allem den vielen ehrenamtlich Tätigen in den Hilfsorganisationen, den Mitwirkenden und jenen, die die Veranstaltung ermöglicht hatten. Das ehrenamtliche Engagement mache Halver aus. Sorgenfalten trieben dem Bürgermeister die globalen Rahmenbedingungen auf die Stirn. Im 75. Jahr des Grundgesetzes seien die Werte der Verfassung durch die Macht des großen Geldes und der großen Social-Media-Imperien bedroht. In Halver versuche man im Kleinen dagegenzuhalten und habe es geschafft, „eine hohe Wohn- und Lebensqualität zu erhalten“. Mit den 30 Millionen Euro, die der Ruhrverband für die Übernahme des Kanalnetzes zahle, würde auch die finanzielle Not verringert.
Kreis, Land und Bund nahm Brosch in die Pflicht, die Kommunen nicht weiter zu belasten. Allein für 2025 müsse die Stadt 3,1 Mio. Euro zusätzliche Umlagen an den Kreis zahlen. Das entspreche dem gesamten Aufkommen der Grundsteuer B. Land und Bund müssten angesichts der Belastungen durch den Umleitungsverkehr infolge der maroden Autobahnbrücke auch für die Sanierung der städtischen Straßen aufkommen, gab er Landtagsabgeordnetem Gordon Dudas (SPD) mit auf den Weg.
Belebung der Innenstadt geht weiter
Die Einrichtung einer Kinderfeuerwehr, die Neuorganisation der Verwaltung und die Belebung der Innenstadt durch die Rückkehr des Tortenateliers mit erweitertem Angebot nannte Brosch als 2024er-Erfolge. Mit Blick nach vorn verwies der Bürgermeister darauf, dass es zwei interessante Bewerbungen für die Gastronomie im Kulturbahnhof gebe. Der „KuBa“ werde zum Scharnier zwischen Einkaufszentrum und dem neuen Quartier auf dem alten Wippermann-Gelände. Hierzu sei man in Verhandlungen mit einer Hotelkette. Der Gastro-Fachverband habe Bedarf für ein kleines Hotel in der Innenstadt bestätigt. „Nachholbedarf“ sieht Brosch im Wohnungsbau „in allen Wohnbereichen“. Geförderte Wohnungen sollen auf dem ehemaligen Lidl-Areal entstehen. Um die ärztliche Versorgung sicherzustellen, soll in Kürze ein Konzept für Anreize zu Praxisgründungen vorgestellt werden. Der Glasfaser-Ausbau gehe voran, manchmal mit ärgerlichen Nebenwirkungen, sei aber alternativlos.
Die Vorbereitungen für die Bundestagswahl am 23. Februar sieht Brosch auf gutem Weg. Für die Kommunalwahlen im September brauche die Stadt noch Unterstützung bei der Besetzung der Wahlvorstände. Insgesamt, so Brosch, könne sich Halver im südlichen Kreis „aber auch darüber hinaus sehen lassen“ – nicht zuletzt wegen der „vielen Menschen, die sich hier einbringen“.
Erinnerungen: 2024 in Bildern
Im Grußwort der Kirchen sprach Pastor Hans-Peter Helm von der Freien ev. Gemeinde Bever das Lebensgefühl an. Das könne vielfach mit „Unsicherheit“ beschrieben werden. Er zitierte einen Psalm aus dem Alten Testament, wonach der verfolgte König David Gott vertraute, dass er sicher wohne. Zu wissen, dass wir in Gottes Armen sicher seien, sollte auch uns in unsicheren Zeiten Vertrauen geben.
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Begrüßung durch Schulleiter Reiner Klausing.
Foto: Rüdiger Kahlke

Grußwort Pastor der FeG Bever, Hans-Peter Helm.
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Die Sternsinger überbrachten beim Neujahrsempfang ihre Segensgrüße und sammelten für Kinderrechte. In einer von Andrea Reich zusammengestellten Dia-Show konnten die Besucher wichtige Ereignisse aus 2024 Revue passieren lassen. Schwungvolle Songs der Volme Vocals unter der Leitung von Mario Ahborn, die im nächsten Jahr Meisterchor werden wollen, leiteten nach gut zwei Stunden zum Buffet mit Fingerfood und zwangloser Runde über.