Kommentar.

Die Diskussion um den Standort eines Baubetriebshof-Neubaus kommentiert LokalDirekt-Redaktionsleiterin Friederike Kämper.

Sollte man eine Beziehung eingehen, wenn die Gefühle gar nicht richtig da sind? Noch dazu, wenn man weiß, dass die Beziehung richtig teuer werden könnte? Das hier wird kein Beziehungsratgeber, keine Sorge. Vielmehr geht es um die Frage, wie standhaft oder auch krampfhaft Verwaltung und Politik am Baubetriebshof im zu erschließenden Gewerbegebiet Leifersberge festhalten sollten. Denn die anfängliche Verliebtheit ist doch irgendwie über eine Schwärmerei nicht hinausgekommen. Dem Kämmerer treibt es keine Freudentränen mehr in die Augen. Und auch die Politik ist nicht so richtig Feuer und Flamme. Das liegt nicht zuletzt an den Erschließungskosten für das Gewerbegebiet Leifersberge, die bislang auf keine exakte Millionensumme (ab 3,5 Millionen) beziffert werden konnten.

Aber der Bauhof-Neubau muss ja irgendwo hin. Und der soll – angeblich mangels Alternativen – das erste Grundstück in Leifersberge beziehen. Es wird teuer, richtig teuer. Mindestens 8 Millionen Euro.

Verwaltung und Politik stürzen sich also in ein Abenteuer, dessen Ende und Folgen sie noch gar nicht absehen können. Denn aus der Erfahrung wissen wir: Günstiger wird’s meistens nie, teurer hingegen schon.

Dass Teile der Politik so auf die Bremse treten und vehement nach Alternativen suchen, liegt nicht daran, dass sie dem Bauhof-Team keine schnelle Verbesserung ihres Arbeitsumfeldes ermöglichen wollen. Es geht vielmehr um vertretbare Entscheidungen, hinter denen man auch noch in einigen Jahren steht und die vor allen Dingen Zustimmungen bei denen findet, die das alles bezahlen: Beim Bürger. Einen Bauhof für 8 bis 10 Millionen Euro bauen zu wollen, sollte der Verwaltung angesichts klammer Kassen eigentlich die Schamesröte ins Gesicht treiben.

Die Argumentation, einen exakten Kostenplan erst dann aufstellen zu können, wenn die Politik eine Standort-Entscheidung getroffen hat, scheint nur aus Sicht der Verwaltung nachvollziehbar zu sein. Hier wird das Pferd von hinten aufgezäumt.

Kein Unternehmer dieser Stadt, kein Privatmann oder -frau kann es sich leisten, derart über die Verhältnisse zu leben. Und die Stadt Halver sollte dies auch nicht tun. Vor allem dann nicht, wenn weitere Großprojekte schon auf dem Beschlusszettel warten.

CDU, Grünen und der UWG an dieser Stelle Wahlkampf vorwerfen zu wollen, wäre selbst einer. Es geht um den verantwortungsbewussten Umgang mit Steuergeldern.

„Maß und Mitte“, wie sie Bürgermeister Michael Brosch selbst immer verlangt, hat die Verwaltung bei diesen Angeboten verloren.

Dass die Grünen nun einen Budgetrahmen von 6 Millionen Euro vorschlagen, ist zumindest ein Kompromiss. Ob man so aber eine lange, glückliche Beziehung führt, ist fraglich.

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