Die Freude, dass der Planfeststellungsbeschluss für den Neubau einer Lennebrücke nun wirklich rechtskräftig ist, ist groß. Aber was bedeutet das? Wann wird die neue Brücke stehen? Wann rollt der erste Bagger an? Straßen.NRW kann dazu noch keine detaillierten Auskünfte geben. Nur so viel: Es geht jetzt in großen Schritten voran.

"Der Planfeststellungsbeschluss ist nun rechtskräftig, und auf dieser Grundlage können nun die Maßnahmen für den notwendigen Grunderwerb erfolgen. Ziel ist auch weiterhin, gemeinsam einvernehmliche Lösungen zu finden", betont Julia Pant, Sprecherin von Straßen.NRW auf Anfrage von LokalDirekt. Denn der Planfeststellungsbeschluss ist nun zwar sicher, aber um mit dem Bau beginnen zu können, fehlen immer noch kleinere Grundstücke. Und die gehören eben jenem Nachrodter, der auch gegen den Planfeststellungsbeschluss geklagt hat. Der Grundstückseigentümer, der namentlich bekannt ist, aber nicht genannt werden darf, hatte sich bislang auf kein Angebot eingelassen. Schon vor Jahren begannen die Verhandlungen. Auch Vermittlungsversuche Dritter blieben erfolglos. Um das Grundstück zu erwerben, seien - wie bereits mehrfach berichtet - Angebote gemacht worden, die weit über dem Bodenrichtwert lägen. Auch Ausgleichsflächen wurden vorgeschlagen. Alles sei abgelehnt worden. Schon in der Vergangenheit fiel von verschiedenen Seiten das Wort "Inbesitznahme". Sprich, es droht die Enteignung. Die Pläne seien bereits so erstellt worden, dass möglichst wenig Eigentum des Nachrodters berührt wird, ganz umgehen könne man es jedoch nicht.

Und wie geht es nun in den nächsten Tagen und Wochen konkret weiter? "Die Ausführungsplanung wurde parallel zum laufenden Verfahren vorbereitet und kann nun finalisiert werden. Dafür sind weitere Baugrunduntersuchungen für die Bauwerksentwürfe notwendig, für welche jedoch Grundstückinanspruchnahmen erforderlich werden. Die Baugrunduntersuchungen sind bereits im Vorfeld beauftragt worden und können im Weiteren erfolgen", erklärt Julia Pant.

Auf Grundlage der Ausführungsplanung und der Baugrunduntersuchungen werden dann die Unterlagen für die Ausschreibung fertiggestellt. Pant: "Anschließend erfolgt die EU-weite Ausschreibung und die Vergabe. Nach einer Vergabe wird die Ausführungsplanung der Brücke durch den Auftragnehmer erarbeitet, danach kommt der Bau." Dieser Ablaufplan werde mit Hochdruck vorangetrieben, bedinge aber, dass sich ein konkreter Zeitpunkt für den Baubeginn nennen lasse.

LokalDirekt hat erste Stimmen zum aktuellen Stand gesammelt:

Uwe Hell (Unternehmer): "Wer in Münster beim OVG dabei war, konnte das Urteil absolut nachvollziehen, insofern ist die jetzt unterlassene Beschwerde vernünftig. Jetzt kommt die Praxis, alle Beteiligten müssen das hoffentlich gut vorbereitete Bauvorhaben beschleunigen und unterstützen. 2030 würde ich gerne die Übergabe der Brücke feiern."

Philipp Olschewski (Fraktionsvorsitzender der CDU): "Ich freue mich sehr über diese Nachricht. Das sind großartige Neuigkeiten, denn damit endet eine lange Phase der Unsicherheit und Belastung für die Menschen in Nachrodt-Wiblingwerde und Umgebung. Nun ist der Weg für den dringend benötigten Brückenbau endlich frei."

Matthias Lohmann (fraktionsloser Ratsherr): "Die Erleichterung ist natürlich riesengroß, weil wir nun endlich eine gewisse Planungssicherheit erlangen. Trotzdem, bei aller Euphorie und Freude: Wir müssen jetzt hoffen und bangen, dass unser altes Schätzchen da unten durchhält, bis wir endlich das Band der neuen Brücke durchschneiden dürfen. Es ist ja nicht so, als dürften wir damit rechnen, dass das Bauwerk im nächsten Jahr steht. Straßen.NRW hat nun endlich Planungssicherheit. Die Erleichterung betrifft das gesamte Lennetal. Wenn demnächst die Rahmedetalbrücke fertig ist und dann auch in ein paar Jahren das Nadelöhr Lennebrücke, dann haben wir hier vielleicht verkehrstechnisch endlich mal wieder einen Normalzustand. (...) Der letzte Teil der Erleichterung kommt tatsächlich erst dann, wenn das alte Bauwerk abgerissen ist. Es gibt ein hydraulisches Gutachten, in dem klar steht, dass das alte Bauwerk ein Risiko darstellt, was ein Hochwasser angeht. Die Angst vor einem Jahrhundert Hochwasser, das uns bislang erspart geblieben ist, weicht erst dann, wenn das alte Bauwerk als Abflusshindernis abgerissen ist. Bis das alles passiert ist, gehen einige Jahre ins Land."

Was bleibt, ist die Angst vor einer erneuten Sperrung der Brücke. - Foto: Machelett

Petra Triches (Fraktionssprecherin der UWG): "Wir sind sehr erleichtert, dass es keinen weiteren Rechtsstreit gibt und dass es jetzt mit den nächsten Schritten weitergehen kann. Es ist für die Gemeinde ein guter Tag. Wir hoffen jetzt nur, dass Straßen.NRW auch mit den Planungen und den vorbereitenden Maßnahmen zeitnah beginnen kann."

Aykut Aggül (fraktionsloser Ratsherr): "Viele Bürgerinnen und Bürger haben für den zügigen Neubau der Lennebrücke entlang der B236 in Nachrodt-Wiblingwerde gekämpft. Über 1150 Unterschriften hatten wir gesammelt und in Düsseldorf persönlich überreicht. Umso mehr freuen wir uns sehr über diese Nachricht. Ein historischer Tag für Nachrodt-Wiblingwerde."

Gerd Schröder (Fraktionsvorsitzender der SPD): "Die Erleichterung darüber, dass die gerichtliche Auseinandersetzung abgeschlossen ist, ist groß. Das geht einher damit, dass der infrastrukturellen und damit der verkehrlichen Entwicklung der Gemeinde und Region entsprochen wird. Dem wird mit diesem Schritt Rechnung getragen. Wir sind uns allerdings darüber im Klaren, dass es bis zur Fertigstellung einer neuen Brücke noch ein langer Weg ist. Ein weiterer Schritt dorthin ist jedoch getan."