Zum Bericht „Resilienz im Fokus: Vortrag zum Klimafolgenkonzept in Oberbrügge“ vom 28. März 2023 erreichte uns folgende Leserzuschrift:
Am 14.07.2021 hat das Ahrtal die größte Flut in seiner jüngeren Geschichte erlebt, bei dem 135 Menschen ihr Leben verloren haben. Auch in Halver und vor allem im Ortsteil Oberbrügge waren viele Menschen und ihre Anwesen von den durch Dauerregen ausgelösten Überschwemmungen betroffen. Selbst in Halverscheid mussten wir an diesem Tag um unser Häuschen bangen, da die hölzerne Bodenplatte drohte, unter Wasser zu geraten, was vermutlich den Abriss des kleinen Häuschens bedeutet hätte. Danke nochmal an alle Nachbarn, die geholfen haben, dies zu verhindern.
Nach den Ereignissen des 14.07.2021 ist auch der Märkische Kreis tätig geworden und hat durch seine Klimaschutzbeauftragte Petra Schaller ein Klimafolgenanpassungskonzept „Wasser“ ausarbeiten lassen. Leider lautet das Resümee, das Schaller am Dienstagabend im Bürgerzentrum am Nocken in Oberbrügge zusammen mit Experten von Feuerwehr und der Versicherungsbranche ziehen musste: Gegen so ein Jahrhunderthochwasser wie 2021 könne es keine Vorsorgemaßnahme geben.
Darüber kann man als Anwohner enttäuscht sein. Aber das, was wir am 14.07.2021 erlebt haben, wird sich häufen. In immer kürzeren Abständen werden uns Berichte über neue Jahrhundertfluten erreichen, im Wechsel mit Jahrhundertdürren. Der menschengemachte Klimawandel ist die Erklärung für die zunehmende Häufung solcher Extremwetterereignisse, darüber sind sich 99,9% aller Fachwissenschaftler einig (siehe z.B. Prof. Stefan Rahmsdorf / PIK am 26.03.24 in „Der Standard“).
Leider haben wir zu viel Zeit verstreichen lassen, um auf die Warnungen der Wissenschaft zu hören. Bereits Mitte der 50er-Jahre des letzten Jahrhunderts gab es erste Computermodelle zum Klimawandel (Keeling-Kurve) und spätestens nach der Veröffentlichung des Club of Rome über „Die Grenzen des Wachstums“ in 1972 hätten wir Konsequenzen ziehen müssen. Haben wir aber nicht, weder als Gesellschaft noch persönlich. Ich kann mich da leider nicht ausnehmen.
Aber wir sollten lernfähig sein. Warum fällt es uns immer noch so schwer, das Richtige zu tun. Sind uns unsere Kinder und Enkel egal? Nein, aber wir sind träge. In Wohlstand aufgewachsen, wünschen wir auch heute noch, dass es ewig so weiter gehen möge. Aber das wird es nicht, das kann es nicht, denn die Erde ist ein begrenzter Lebensraum, der nur begrenztes Wachstum zulässt. Und wie Fridays-for-Future-Aktivisten zu recht plakatieren, gibt es keinen Plan(et) B!
Wir müssen unsere Trägheit überwinden. Vielleicht hilft uns dabei, dass wir für die Energiewende das Richtige tun können, aber den Wohlstand nicht aus den Augen verlieren müssen. Investitionen in erneuerbare Energien werden uns helfen, die Erderwärmung zu begrenzen, sie werden uns aber gleichermaßen volkswirtschaftliches Wachstum und kommunalen bzw. persönlichen Wohlstand bringen. Wer beim Online-Vortrag der Gemeinde Saerbeck im Kiersper Rathaus im letzten Jahr dabei war, wird dies aus berufenem Munde erfahren haben (siehe auch die Einladung auf LokalDirekt vom 28.08.2023).
Investitionen in die Photovoltaik auf dem eigenen Balkon oder dem eigenen Dach rentieren sich bereits nach wenigen Jahren. Als BürgerSolarBerater der Stadt Halver kann ich das jedem Interessierten gerne ausrechnen (ehrenamtliche, kompetente und kostenlose PV-Beratung können Sie über http://bsb.no-cookies.info anfordern). Über die garantierte Lebensdauer von 20 Jahren sind Renditen von 4% der Durchschnitt.
Wer mehr tun will, beteiligt sich an einer Bürgerenergiegenossenschaft (wie der Bürger-Energie Lüdenscheid eG beispielsweise). Solche genossenschaftlichen Unternehmen treiben die kommunale Energiewende voran und erzielen darüber hinaus Renditen für die Anteilseigner.
Zu diesem Thema halte ich am 17.04.24 in der VHS-Lüdenscheid einen Vortrag: „Energiewende in Bürgerhand“ (18.30 Uhr im „Alten Rathaus“ – kostenfrei). Wenn Sie das Thema interessiert, sind Sie dazu herzlich eingeladen.
Eins noch zum Schluss – und gleichzeitig zum Anfang meines Leserbriefs zurück: Es ist höchste Zeit zu investieren! Je mehr Geld wir alle UMGEHEND in die Klimaneutralität stecken, desto weniger werden wir in Zukunft für die Bewältigung der Klimafolgen aufbringen müssen. Deswegen: Investieren Sie bitte JETZT in die Energiewende!
Ebenso muss auf politischer Ebene JETZT investiert werden! Die Schuldenbremse, die ja gedacht ist, um die Last nicht folgenden Generationen aufzubürden, muss außer Kraft gesetzt werden. Im Gegenteil: Durch staatliche Investitionen, auch mittels Neuverschuldung, die wir JETZT in die Klimaneutralität tätigen, nehmen wir die Last von zukünftigen Generationen, weil wir bei der Klimafolgenbewältigung deutlich sparen werden!
Claus Peter Wirth, Halver
Hinweis des Autors: Der Autor des Leserbriefs zieht selbst keine wesentlichen wirtschaftlichen Vorteile aus Investitionen in erneuerbare Energien: Als BürgerSolarBerater ist er ehrenamtlich tätig und erhält für dieses Engagement keinerlei Aufwandsentschädigung. Als Vortragender für die VHS Lüdenscheid erhält er die übliche Aufwandsentschädigung (150 Euro). Er ist außerdem mit einem Anteil (100 Euro) an der Bürger-Energie Lüdenscheid beteiligt.
Der Leserbrief nimmt Bezug auf folgenden Artikel:
Resilienz im Fokus: Vortrag zum Klimafolgenkonzept in Oberbrügge
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