Dank einer engagierten Schülergruppe der St. Jacobus-Sekundarschule gibt es ab sofort einen Barfußpfad am Wanderweg A18/A19 – und der sorgt für echtes Naturgefühl unter und Entspannung in den Füßen.
An der Evangelischen St. Jacobus-Sekundarschule in Breckerfeld wurde es in der Projektwoche vom 7. bis 9. Juli nicht nur sportlich, sondern auch ziemlich kreativ. Unter dem Motto „Breckerfeld bewegt“ konnten die Schüler der Klassen 5 bis 9 aus unterschiedlichen Projekten wählen – Tanz etwa, oder auch ‚Modern Sports‘ wie Baseball. Doch eine Gruppe von 16 Schülerinnen und Schülern hatte etwas ganz anderes im Sinn: Sie wollten nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Mitmenschen bewegen – und zwar mit nackten Füßen.
Ein Pfad für alle Sinne
Die Idee: Ein öffentlich zugänglicher Barfußpfad, direkt an einem Wanderweg gelegen, als Erlebnisstation für kleine und große Spaziergänger. Unterstützt wurden die Jugendlichen dabei von der Bürgerinitiative Ideenwerkstatt Breckerfeld, die ohnehin daran arbeitet, die Wanderwege der Stadt kindgerechter zu gestalten.
Durch die Ideenwerkstatt kam dann auch der Kontakt zur Familie Cyrener zustande, die kurzerhand einen Teil ihres Grundstücks in Breloh-Groll für das Schulprojekt zur Verfügung stellte – in idealer Lage an der Kreuzung der Wanderwege A18 und A19.
"Baugenehmigung? Na klar!"
Zuerst musste die altersgemischte Gruppe jedoch alles genau planen: Welche Materialien werden gebraucht? Wer muss informiert werden? Die Jugendlichen entschieden sich dazu, sogar ein offizielles Okay vom Bürgermeister einzuholen – auch wenn dies nicht nötig gewesen wäre, da der Barfußpfad ja auf einem Privatgrundstück errichtet werden sollte: „Rein pädagogisch war es aber durchaus sinnvoll“, erklären die Integrationskräfte Esther Gleim und Miriam Kampmann, die die Projektgruppe als Aufsichtspersonen begleiteten. „Es war eine wichtige Erfahrung für die Schüler, wie sie sich auf ein Gespräch mit der Stadtverwaltung vorbereiten müssen, wenn sie etwas erreichen wollen.“
Und genau das taten sie: Es wurden Argumente für den Barfußpfad gesammelt, gewissenhaft eine Projektskizze erstellt ein und schließlich ein Termin im Rathaus vereinbart. Bürgermeister André Dahlhaus war beeindruckt: „Die Schüler haben mir ihr Projekt argumentativ so gut präsentiert, dass ich gar nicht anders konnte, als ihnen natürlich eine ‚Baugenehmigung‘ zu erteilen“, erzählt er lachend.
Die Suche nach Tannenzapfen und Materialspenden
Mit Unterstützung der Ideenwerkstatt wurde dann ein Spendenaufruf gestartet, um das für den Barfußpfad benötigte Material zusammenzubekommen. Holzlatten, Schrauben, Kies, Sand - schnell fanden sich Eltern, die das Projekt unterstützen wollten. „Einige haben auch Geld gespendet, wovon wir zum Beispiel Hackschnitzel gekauft haben,“ berichtet Amelie Clever von der Ideenwerkstatt. Die Tannenzapfen sammelten die Jugendlichen allerdings selbst im Wald.
Am zweiten Projekttag wurde es dann ernst: Zu Fuß ging es die 2,5 Kilometer von der Sekundarschule bis zum Hof der Familie Cyrener, wo sie herzlich empfangen wurden: „Wir konnten unsere Sachen in der Scheune abstellen und sie auch als Aufenthaltsraum nutzen“, berichten die Integrationskräfte. „In der Scheune gab es auch eine Tischtennisplatte und wenige Wochen alte Kätzchen, mit denen wir uns während der Pausen oder bei kleinen Regenschauern die Zeit vertreiben konnten.“ Esther Gleim betont: „Die Stimmung unter den Schülern war super, obwohl es Schüler unterschiedlicher Jahrgänge sind.“
Testlauf: Bürgermeister entspannt barfuß
Rasen abziehen, Untergrund glätten, Steine bemalen, Füllkästen zusammenschrauben, Holzschilder anbringen: Schon am zweiten Tag nahm der Pfad Form an, so dass die Schülerinnen und Schüler am dritten Projektag lediglich „Feinschliff“ betreiben mussten. Bereits am frühen Vormittag war der Barfußpfad fertiggestellt - und wurde auch ganz offiziell eingeweiht.
Denn zur Eröffnung kam auch Bürgermeister Dahlhaus noch einmal vorbei. Flugs zog er Schuhe und Socken aus und betrat – in Anzughose und Hemd - das erste Feld des neuen Erlebnispfades. Sein Fazit nach dem ersten Durchlauf: „Die Holzhäcksel fand ich eher unangenehm,“ gab er lachend zu, „aber ansonsten ist das tatsächlich sehr angenehm für die Füße.“ Auch Amelie Clever wagte den Test: „Das ist wie Detox für die Füße – sehr entspannend.“ Natürlich probierten auch die Schüler selbst ihr Werk aus, einer nach dem anderen. Barfuß über Zapfen, Sand, Kies – und stolz darauf, was sie am Breloh in nur drei Tagen erschaffen haben.
Großer Dank an Familie Cyrener
Die Projektgruppe zeigte sich zum Abschluss sehr dankbar für die großzügige Unterstützung: „Ohne die Familie Cyrener hätten wir unser Vorhaben sicher nicht so schnell umsetzen können.“ Dass sie den Schülern der Sekundarschule nicht nur ein Stück ihres Grundstücks zur Verfügung gestellt habe, sondern ihnen auch Werkzeug ausgeliehen und sogar Kuchen für sie gebacken habe, sei „einfach großartig“ gewesen, betonen Esther Gleim, Miriam Kampmann und Amelie Clever. „Diese Gastfreundschaft wird den Schülern sicher lange in Erinnerung bleiben.“
Was noch kommen könnte
Die Schüler hoffen nun, dass viele Wanderer und Spaziergänger „ihren“ Barfußpfad nutzen – und sie haben sogar schon neue Ideen. Eine Kugelbahn am Wanderweg wäre toll, meinen einige. Oder andere kleine Attraktionen, damit „man nicht einfach nur wandert“. Auch die beiden Integrationskräfte sind überzeugt: „Vielen Kindern und Jugendlichen ist Wandern an sich einfach zu langweilig. Wenn aber man sagen kann: ‚Komm, wir gehen zum Barfußpfad‘, sind sie sofort dabei, weil sie sich auf etwas Abwechslung beim Gehen freuen können.“
Ein bisschen mehr „Action“ für Kinder auf den Wanderwegen ist also gewünscht – und mit dem Barfußpfad in Breloh im wahrsten Wortsinn nun schon mal ein erster Schritt getan.