„Die UWG-Fraktion hat kein Copyright auf die Idee“, betont Fraktionsvorsitzender Wieland explizit. „In der Vergangenheit haben das alle wohlwollend begleitet.“ Doch angesichts der Dringlichkeit bringt die Fraktion das Thema MVZ nun einmal mehr mithilfe eines Antrages auf die Tagesordnung des zuständigen Ausschusses.
Die UWG blickt mit Sorge auf die Versorgung der Kiersper durch niedergelassene Haus- und Fachärzte. In den kommenden Jahren, so sind sich alle einig, werden einige der jetzt in Kierspe ansässigen Ärzte in den Ruhestand gehen. Schon jetzt „sind wir mit Hausärzten unterversorgt. Das ist seit zehn Jahren so“, führt Wieland aus. Fraktionsmitglied Christian Teschner ergänzt: „Da muss was passieren, gerade, um Kierspe attraktiv zu halten. Wir wollen anstoßen, dass die Verwaltung tätig wird“, erklärt Teschner den Grund für den erneuten Antrag.
Neuenrade als Paradebeispiel
Als gutes Beispiel führen die Politiker die Stadt Neuenrade an. Hier hat 2020 das erste kommunale Medizinische Versorgungszentrum Nordrhein-Westfalens eröffnet. Mit dem MVZ wollte die Stadt Neuenrade dem vor Ort spürbaren Ärztemangel entgegentreten. In dem Antrag führt die UWG aus, dass sich ein solches Konstrukt mit kommunaler Trägerschaft ihrer Meinung nach auch für die Volmegemeinde lohnt.
Wieland und seine Mitstreiter hoffen, dass die Verwaltung auch in Kierspe ein solches Modell prüft. Mit ihren bisherigen kommunalen Eigenbetrieben, so wird im Antrag ausgeführt, hat die Stadt Kierspe gute Erfahrungen gemacht. Die UEG hofft, dass hier auch Synergieeffekte, zum Beispiel hinsichtlich der Verwaltungspersonals, nutzbar sind.
Ein Gebäude in Kierspe zu finden halten allesamt nicht für schwierig, mehrere Vorschläge fielen im Pressegespräch. Darunter der ehemalige Schlecker-Markt in Kierspe-Dorf oder die Leerfläche an der Ecke Otto-Ruhe-Straße, gegenüber der Hausarztpraxis Kussek. Auch ein Standort am Ortsausgang in Richtung Meinerzhagen neben dem neuen Pflegecenter halten die UWG-Mitglieder für geeignet, sind in dieser Hinsicht jedoch auch offen für neue Ideen. Das große Problem sehen die Ratsmitglieder eher bei der Gewinnung von Ärzten. Hier hoffen sie jedoch, auch aufgrund von verschiedenen Förderungen der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, dem Land Nordrhein-Westfalen oder der kfw-Bank, einen finanziellen Anreiz für mögliche Anstellungen bieten zu können. Denn kaum ein junger Arzt, so sind alle vier überzeugt, möchte sich aktuell noch selbstständig machen. Die Work-Life Balance und die hohen bürokratischen Hürden nennen sie als größte Probleme der Ansiedlung junger Ärzte.
Auf die Tagesordnung kommt der Antrag der UWG aller Voraussicht nach am 8. Juni im Rat. Dieser tagt ab 17 Uhr im Ratssaal am Springerweg zum vorletzten Mal in aktueller Besetzung – nach der Kommunalwahl am 14. September werden auch hier die Karten neu gemischt.