Mehr als 40 Kiersper haben am vierten UWG-Bürgerdialog teilgenommen, der am Montagabend, 11. August, in der Gaststätte UmbauBar stattfand. Dass der Verkehr in Kierspe ein Problem für die Bewohner ist, wurde in dem zweieinhalbstündigen Dialog deutlich. Viele Teilnehmer äußerten ihren Unmut, weil sie den Landesbetrieb Straßenbau NRW als träge und das Straßenverkehrsamt des Märkischen Kreises als passiv wahrnehmen.

Mit dem Kommentar, die Dörfler profitierten von der Sperrung der B237 am Tannenbaum, lieferte der Vorsitzende der UWG, Clemens Wieland, die Steilvorlage für eine äußerst lebhafte Diskussion. Das, zumal der als Gast geladene Bürgermeister Olaf Stelse die Information nachlegte, der Landesbetrieb Straßenbau NRW (Straßen NRW) werde die Geschwindigkeitsreduzierung auf Tempo 30 auf der L528 im Dorf zurücknehmen, sobald die Sperrung der A45 aufgehoben werde. Die Teilnehmer des Bürgerdialogs forderten, die Stadt solle dagegen vorgehen. Olaf Stelse erwiderte, es handle sich um eine Landesstraße: "Die Stadt Kierspe darf dort gar nichts machen - kein Schild, keine Änderung, keine Temporeduzierung."

Die Aussicht, dass in einem Jahr Lkw, Pkw und Motorräder wieder lautstark und abgasreich mit 50 km/h durchs Dorf brettern, entfachte eine heftige Diskussion. Einig waren sich alle, dass Lkw und Motorradfahrer eine erhebliche Lärmbelastung darstellten. Das gelte nicht nur im Dorf, sondern auch auf den Kreisstraßen K2 und K3. Die Teilnehmer des Bürgerdialogs wünschten sich Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Teilsperrungen. Die informierten Bürger nannten Beispiele für Verkehrsberuhigungen - Tempo-30-Zonen, Kreisverkehre und Fahrbahnschwellen - im Oberbergischen Kreis, in Hagen und Lüdenscheid. Sie kritisierten Straßen NRW und den Märkischen Kreis als passiv und untätig.

In der Frage der Ortsumgehung, die Bürgermeister Stelse nach eigenen Worten "nicht komplett vom Tisch schieben möchte", sei die UWG anderer Ansicht, sagte Clemens Wieland. Das Projekt sei zu teuer, die Entlastung nicht groß genug. Die UWG habe sich nun etwas anderes vorgenommen: "Lkw müssen weiträumig vor Kierspe von der L528 runter ins Volmetal auf die B54 und auf die A45 umleitet werden." Das stieß auf breite Zustimmung. Clemens Wieland scherzte: "Wir werden es in fünf Jahren sehen, wenn 2030 die Arbeiten an der Ortsumgehung beginnen - oder nicht."

Ins Dorfentwicklungskonzept 2022 komme endlich Bewegung, berichtete Olaf Stelse: die Stadt Kierspe werde die bewilligten 20.000 Euro Fördergelder mit 10.000 Euro Eigenbeteiligung für die Gestaltung von Dorfplätzen verwenden. Die Treppe vor dem Alten Amtshaus wird renoviert, die Treppe an der Seite, die zur Volkshochschule führt, allerdings noch nicht. Ein Investor hat an der Friedrich-Ebert-Straße die Immobile 355 erstanden, in deren Untergeschoss das Schlecker-Ladenlokal seit 2012 leersteht. Die Wohnungen im Obergeschoss waren bisher günstig vermietet. Eine Bürgerin berichtete, die Mieter hätten kürzlich eine Mieterhöhung um 65 Euro erhalten, ohne dass der Wohnraum aufgewertet worden sei. Olaf Stelse erklärte, er werde sich erkundigen, aber seine Einflussnahme sei gering. Der Investor plane, auf dem Grundstück hinter dem Gebäude ein Wohnhaus zu errichten. Ins Untergeschoss solle wieder Gewerbe einziehen.

Ein wichtiges Anliegen der Bürger war das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ), das sich unter anderem auch Stadt und UWG auf die Fahnen geschrieben haben. Nach dem Wunsch der UWG soll es in Kierspe-Dorf angesiedelt werden. Das sei wegen der Nähe zur Apotheke und zu den Bürgern sinnvoll. Olaf Stelse und Clemens Wieland wussten zu berichten, dass alteingesessene Ärzte bereit seien, junge Ärzte im MVZ unter die Fittiche zu nehmen, so dass die Investitionen weniger abschreckend auf die neuen Ärzte wirkten. Clemens Wieland dankte den Bürgern für die rege Teilnahme und die vielen Anregungen beim UWG-Bürgerdialog und nutzte die Verabschiedung als kurzen Wahlwerbeblock.