"Was passiert an der Volme?", lautete das Thema des Bürgerdialogs der UWG am Montag, 23. Juni. Der Lagebericht von Bürgermeister Olaf Stelse und Stellungnahmen von UWG-Politikern machten auch bei diesem dritten Bürgerdialog deutlich, dass viele Fragen zur Vollsperrung der Kölner Straße, zum Volmetal-Radweg und zur Verbesserung des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs offen bleiben, weil Zuständigkeiten beim Landesbetrieb Straßen NRW, Märkischen Kreis, bei Nachbarkommunen oder der Deutschen Bahn liegen.
Den Hai auf dem Wandbild hinter ihm nahm Bürgermeister Olaf Stelse beim Bürgerdialog an der Volme mit einem Schmunzeln zur Kenntnis: "Normalerweise habe ich den Rat hinter mir." Der dritte Bürgerdialog fand bei "Ecki Jürgen Eckes" statt. Den knapp zweistündigen Abend in dem Kiersper Fachhandel für Farben, Tapeten und Lacke an der Volme moderierte Rüdiger Däumer von der UWG.
Es kamen 40 Bürger - als Autofahrer vom anderen Ufer der Volme über Umwege, per Rad und zu Fuß entlang der Volmestraße. Diese hat keinen Seitenstreifen. Ob dort ein Gehweg entlanggeführt werden könne, erkundigte sich eine Fußgängerin aus Neuebrücke zu Beginn des Bürgerdialogs. Olaf Stelse erklärte, der Antrag für einen Gehweg mit Querungshilfen sei gestellt, die Daten aus Geschwindigkeitsmessungen und Verkehrszählung lägen dem Kreis vor, "aber wir haben noch keine Antwort".

Im Grunde stimmten die Anwesenden Olaf Stelse zu, als dieser sagte, die Auswirkungen der Vollsperrung habe er sich schlimmer vorgestellt. Geschwindigkeitsbegrenzugen, Umleitungen, Schilder und Verkehrskontrollen zeigten bessere Wirkung als erwartet. "Dass sich gelegentlich verbotenerweise ein Lkw auf Nebenstrecken verirrt, wird sich wohl nicht vermeiden lassen." Für den Verkehr im Ort wäre es gut, wenn die B 54 zur Entlastungsstrecke würde. Das scheitert am Lüdenscheider Durchfahrtverbot für Lkw an der Bahnüberführung in Oberbrügge. Olaf Stelse erklärte: "Aus Lüdenscheid kommt ein klares Nein, solange die Autobahnbrücke gebaut wird."
Der Fortschritt der Bauarbeiten an der Volmebrücke interessierte die Bürger: Ob der Zeitplan eingehalten wird, die Maßnahme in vier Monaten abgeschlossen ist, die Vollsperrung Ende Oktober aufgehoben wird und sich die Verkehrssituation in Kierspe dann normalisiert, wollten sie vom Bürgermeister wissen. Olaf Stelse erklärte: "Es ist keine städtische Maßnahme, sondern eine des Landesbetriebs Straßenbau. Dort haben wir diese Fragen vorgelegt." Die Info, dass die Bauarbeiten an der Volmebrücke im Zeitplan liegen, habe er aus der Presse.
Warum die Volmebrücke für zehn Jahre durch eine Behelfsbrücke ersetzt wird, fragte ein Bürger. Olaf Stelse antwortete, der Stadt liege eine Begründung von Straßen NRW vor, "mit dem Verweis auf eine wie auch immer geartete Dauerlösung, die niemand genau kennt." Es sei einmal von einem Kreisverkehr die Rede gewesen. Dass ein Kreisverkehr gebaut würde, sah Rüdiger Däumer, Projektleiter für Autobahnprojekte und in der Vergangenheit bei Straßen NRW beschäftigt, skeptisch: "Straßen NRW prüft nach zwei Bedingungen ab - Unfallschwerpunkt und Stausituation." Beides sei in dem Kreuzungsbereich nicht gegeben.
Ein städtebauliches Konzept für Kierspe-Bahnhof
Deutlich mehr halten Däumer und Stelse von einem städtebaulichen Konzept für den Bereich Bahnhof und Tannenbaum. Darin könnten unter anderem eine Erweiterung des Volmeparks, ein zweiter Durchstich im Viadukt, Gastronomie an der Volme, eine Zufahrtsregelung zur Firma Goseberg, Querungshilfen über die B 54 und mehr geplant werden. Je konkreter die Pläne, desto leichter seien Fördermittel zu beantragen, argumentierte Däumer. Die Kiersper beim Bürgerdialog fanden die Idee gut, die Stadt mit der Erstellung eines Konzepts zu beauftragen. Dies ist im Nachgang zum Bürgerdialog im Laufe der Woche vom Ausschuss einstimmig beschlossen worden.
Die Erwähnung des Volmetal-Radwegs brachte Zuhörer beim Bürgerdialog zum Stöhnen. 2012 als Leuchtturmprojekt der Regionale gelobt, gibt es bisher nur Teilstücke des Radwegs. Auch der Bürgerradweg stockt. Aus Meinerzhagen kämen positive Signale, so Olaf Stelse. Jedoch fehlten beim Landesbetrieb Straßen NRW Ansprechpartner für die konkrete Planung, weil es keine zuständigen Mitarbeiter fürs Radwegenetz gebe.
Hinsichtlich der Ortsumgehung äußerte Rüdiger Däumer, dass die Kommunikation mit dem Landesbetrieb Starßenbau seit 2022 ruhe. Das finde er bedenklich. Einige Bürger fanden das nicht schlimm, weil Tunnel und Trassen erheblich in die Landschaft eingreifen würden. Es würde auch teuer, wie Rüdiger Däumer meinte: "Heutzutage können Sie 130.000 Euro pro Meter kalkulieren, mit Kosten jenseits 200 Millionen Euro."
Stärkung des Busverkehrs und eigene Geschwindigkeitsmessungen
Positiv nannte Olaf Stelse die Beratungen der Kommunen Oben an der Volme, gemeinsam einen mobilen Blitzer anzuschaffen. Ab 60.000 Einwohnern sind eigene Geschwindigkeitskontrollen erlaubt. Erwartungen frohlockender Bürger dämpfte der Kiersper Bürgermeister jedoch: "Wir haben dann ein zusätzliches Intrument und sind nicht allein auf den Kreis angewiesen. Aber wir können den Blitzer nicht fest zur Abschreckung installieren, denn er gehört ja auch den anderen Kommunen."
Steffen Wieland von der UWG Kierspe berichtete aus dem Kreis, dass eine Schnellbuslinie vom Volmetal über Olpe nach Siegen in den Nahverkehrsplan aufgenommen werden solle. Die Finanzierung solle in Teilen der NWL - Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe - übernehmen. Außerdem werde geprüft, ob als Ersatz für die gestrichene Buslinie 59 der Märkischen Verkehrsgesellschaft ein Taxi-Bus infrage komme. Wieland erklärte, in Meinerzhagen gäbe es bereits den BEA-Bus: "Bestellen, Einsteigen, Ankommen. Sie bestellen 30 Minuten per App vorher den Bus, steigen ein und fahren ans Ziel."
Die Bürger äußerten den Wunsch nach einer höheren Taktung der Busse zwischen Kierspe und Halver sowie nach Rönsahl und in den Oberbergischen Kreis. Olaf Stelse konnte berichten, dass hierfür konkrete Pläne verhandelt würden.