"Es braucht das ständige Gefühl, dass die politische Konkurrenz auch recht haben könnte", - mit diesem Zitat eröffnete Gerwart Pätsch vom evangelischen Männerkreis Heedfeld die zweite von insgesamt drei geplanten Gesprächsrunden mit den Bürgermeisterkandidaten der Gemeinde. Nach Roman Bossart (UWG) stellte sich am Donnerstag, 26. Juni, Hajo Kapfer (SPD) den Fragen der rund 20 erschienen Bürger.
"Rund 30 Jahre in der Kommunalpolitik haben ihre Spuren hinterlassen", erklärte Kapfer auf die Frage nach seiner Motivation, Bürgermeister der Volmegemeinde zu werden. Nun habe er "Lust, neue Ideen anzustoßen - dies sei schließlich seines Erachtens die Hauptaufgabe eines Bürgermeisters. Er selbst, so führte Kapfer weiter aus, sei kein "Verwaltungsfachmann" - aber das müsse man, seines Erachtens, für das Amt des Bürgermeisters auch nicht sein.
Digitalisierung und Bürgernähe
Der Prozess der Digitalisierung, so führte Hajo Kapfer auf Nachfrage aus, ließe "sich nicht aufhalten." Besonders wichtig sei es ihm dabei jedoch, alle Bürger "mitzunehmen": Nicht alle Menschen könnten mit den neuen Medien umgehen."
Kritik übte Hajo Kapfer an der bisherigen Beteiligung der Bürger der Volmegemeinde: "Den Bereich könnte man in Schalksmühle definitiv noch weiter ausbauen." Konkrete Vorstellungen für den Fall seiner Wahl hat Kapfer auch schon ausgearbeitet: "Es gibt vielfältige Möglichkeiten, Bürger zu beteiligen und einzubeziehen." Geschehen könnte dies seiner Meinung nach entweder über gezielte Bürgergespräche in den einzelnen Ortsteilen, aber auch das Angebot eines "runden Tisches" sei für ihn eine Option. Außerdem könne er sich vorstellen, auf der Homepage der Gemeindeverwaltung die Online-Angebote für die Einwohner noch zu erweitern.
Wohnen in Schalksmühle
Der Altersdurchschnitt der Einwohner der Volmegemeinde liegt derzeit bei 46 Jahren, also recht hoch, wie Kapfer ausführte. Die Bevölkerungszahl sei damit rückläufig, mehr als die Hälfte aller Häuser in der Gemeinde Einfamilienhäuser.
"Die Jugend ist hier tatsächlich ein Thema", erklärte er - und möchte als Bürgermeister dafür sorgen, dass die Volmegemeinde als Wohnort für junge Familien wieder attraktiver wird. Potential sieht Kapfer genügend: "Familien wollen im Grünen wohnen, eine gesicherte Kinderbetreuung und qualitativ hochwertige Schulen - wie die Primusschule, die ich persönlich hervorragend finde." Verbesserungspotential besteht nach Kapfers Auffassung jedoch bei "den gebotenen Freizeitangeboten für junge Menschen und Familien."
Außerdem sieht Kapfer "Lücken im Kataster": "Ich möchte auch die Randflächen bebauen lassen. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass die Gemeinde Interessenten bei der Suche nach einer geeigneten und bereits bestehenden Immobilie unterstützt." Außerdem fehlt es Kapfer an Mehrfamilienhäusern: "Sowohl in den Neubaugebieten im Schlah als auch in Stallhaus waren ursprünglich Mehrfamilienhäuser vorgesehen, die dann jedoch nicht verwirklicht wurden. Der Mollsiepen wäre beispielsweise meiner Meinung nach in Richtung Rotthausen für solche Objekte noch erweiterbar."
Altenarbeit und Kinderbetreuung in der Volmegemeinde
In punkto Kinderbetreuung, so Kapfer, sei man in der Gemeinde gut aufgestellt - "auch, wenn im Kindergarten Dahlerbrück aktuell dringend Erzieher gesucht werden." Auf die Frage aus der Bürgerschaft, ob für ihn eine Betreuung der Kinder auch durch "engagierte Senioren" denkbar sei, antwortete er: "Unter bestimmten Voraussetzungen eventuell, aber gerade in dem Bereich gibt es berechtigte und strenge Auflagen, die verhindern, dass jedermann im pädagogischen Bereich arbeiten kann."
Um den älteren Bewohnern der Volmegemeinde mehr Mobilität zu ermöglichen, ist für Kapfer - ergänzend zu dem Bürgerbus - denkbar, ein eigenes "Seniorentaxi" zu ermöglichen.
Die Schaffung eines neuen Radwegs kann Hajo Kapfer sich übrigens in der Klagebach vorstellen - "bei einer gleichzeitigen Herabsetzung der Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h."
Runde Tische mit Unternehmen und Vertretern der Lokalpolitik
Eine Bürgerin fragte an, ob Kapfer eine Idee habe, wie man junge Menschen nach dem Schulabschluss in der Gemeinde halten könne - immerhin seien kaum Ausbildungsangebote vorhanden; die heimischen Unternehmen seien eher auf der Suche nach Fachkräften als nach Auszubildenden.
Um diesem Engpass entgegenzuwirken, hält Hajo Kapfer Gespräche mit den Unternehmern und der Lokalpolitik nicht nur für vorstellbar: "Ein solches Angebot wird es geben müssen, um in den direkten Dialog mit Industrie, Gewerbe und Handel treten zu können."
Sein Grußwort am Ende der Veranstaltung richtete Hajo Kapfer an die Bürger selbst: "Wenn wir uns auf einer Wellenlänge begegnen, freue ich mich am 14. September über ihr Kreuzchen."
Auch André Krause, Bürgermeisterkandidat der CDU, wird sich am Donnerstag, 24. Juli, um 18 Uhr im evangelischen Männerkreis Heedfeld vorstellen.