Der eine war schon alt, der andere ein Listenhund - keine guten Voraussetzungen für eine baldige Zukunft außerhalb des Tierheims. Aber manchmal klappt es eben doch. Zwei tierische Erfolgsgeschichten aus dem Tierheim Dornbusch.
Seit einigen Monaten berichtet LokalDirekt von Tieren, die in den Tierheimen des Märkischen Kreises auf ein neues Zuhause warten. Mit einem Bericht wollen wir die Vermittlung unterstützen. Manche verbringen nur wenige Tage oder Wochen dort. Andere warten Monat um Monat auf den Menschen, der in ihnen seinen perfekten neuen Begleiter sieht. Besonders schwierig ist die Vermittlung von sogenannten Listenhunden oder Hunden mit einem Handicap, und sei es nur ihr fortgeschrittenes Alter.
Dass solche Vermittlungen erfolgreich sein können und Hunde und neue Besitzer glücklich sind, sich gefunden zu haben, beweisen die Schicksale von Chak und Michel, die beide lange im Tierheim Dornbusch saßen. Auch wenn sich alle Mitarbeiter dort liebevoll um sie und alle andere Tiere kümmern, sind sie nun glücklich in ihrem neuen Zuhause.
Chak und Michel zeigen stellvertretend für andere Tiere aus dem Tierheim, wie sie das Leben ihrer neuen Besitzer bereichern. Hier sind ihre Geschichten:
Chak
18 Monate saß er im Tierheim. 18 Monate, in denen sich entweder niemand für ihn interessierte oder Menschen, die ihn gerne zu sich genommen hätten, durch die hohen Auflagen für die Haltung eines „Listenhundes“, abgeschreckt wurden. Und zu diesen Problemfällen gehörte Chak als Staffordshire-Terrier.
Jetzt endlich hat Chak sein neues und, wie es aussieht, „Für-immer-Zuhause“ gefunden. Ende Juli ist er zur Probe zu Nicole Schröer und Michael Wiggers, seiner neuen Familie, nach Unna gezogen. Da dort alles problemlos läuft und inzwischen auch alle Formalitäten geklärt sind, darf Chak sich jetzt sicher sein, bleiben zu dürfen.
„Für uns stand von vornherein fest, dass wir ihn nicht mehr hergeben. Dass erst noch ein paar Formsachen erledigt werden mussten, war ok. Aber wir können es uns jetzt schon nicht mehr ohne ihn vorstellen“, sagt Nicole Schröer, und man kann tatsächlich auch durchs Telefon das Leuchten in ihren Augen erahnen.
Chak - noch im Tierheim:
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Erfahrungen waren vorhanden
Sechs Jahre ist der freundliche „Staff“, wie die Rasse von Liebhabern genannt wird, inzwischen alt. Durch die nun endlich gelungene Vermittlung bleiben ihm noch einige schöne Jahre, die er auf dem 3.000 Quadratmeter großen, eingezäunten Gelände seiner neuen Familie verbringen kann.
„Wir hatten bereits Erfahrung und die räumlichen Voraussetzungen, die für Listenhunde gefordert werden“, erzählt Nicole Schröer. Ihr Vorgängerhund Ben, ein American Bulldog, war verstorben, und schon zu seinen Lebzeiten stand fest, dass ein Nachfolger auf jeden Fall aus dem Tierheim kommen müsse.
Inzwischen ist Chak in Unna angekommen. Noch ist er ein bisschen zurückhaltend, aber er fasst, so seine neuen Besitzer, zunehmend mehr Vertrauen. „Gleich bei der Ankunft lief er zu unserem Opa, der ihn auch schon im Tierheim besucht hatte“, sagt Nicole Schröer. Wer sich mehr freute, kann sie gar nicht sagen. „Er schmiss sich auch sofort auf die Couch und am Abend forderte er von sich aus die erste Kuschelrunde. Wir konnten fühlen, dass er merkte: Jetzt habe ich ein Zuhause“, ist sie sich sicher.
Eine kleine Einschränkung gibt es für den Neuzugang aber doch: „Noch darf er nicht in unseren großen Teich, da wir dort viele Vögel haben. Wildgänse, Hausenten, kanadische Enten – da muss er noch lernen, dass er die nicht jagen darf.“
Chak - im neuen Zuhause
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Gute Vorarbeit durch das Tierheim
Aber auch rund ums Haus lebt Chak jetzt in einem Hundeparadies. Mitten im Naturschutzgebiet liegt sein neues Zuhause, und das darf er nun erkunden. „Wir werden aber keine Leinen- und Maulkorbbefreiung beantragen, da wir aufgrund der vielen Wildtiere um unser Haus herum kein Risiko eingehen wollen“, sagt Nicole Schröer. Auch ohne die Intention, eine Leinenbefreiung zu beantragen, geht Chak jetzt regelmäßig in eine Hundeschule. „Die sind da auch alle ganz begeistert von ihm. Er ist jederzeit handelbar“, sagt sie und betont: „Das liegt auch an der großartigen Vorarbeit, die das Tierheim Dornbusch geleistet hat. Die nehmen sich nicht nur sehr viel Zeit für die Tiere, die dort untergebracht sind, sondern achten auch auf eine gute Zusammenführung mit dem neuen Besitzer“, betont Nicole Schröer.
Dass sie mit dem Tierheim auch weiterhin in Kontakt bleiben, ist für sie selbstverständlich. „Wir schicken regelmäßig Bilder, damit man dort auch sieht, dass es ihm hier richtig gut geht, und wir werden sicher auch nochmal zu Besuch nach Lüdenscheid kommen.“
Michel
Ganz ähnlich fühlen sich auch Christel und Helmut Felkel. Auch sie haben einem Hund aus dem Tierheim Dornbusch eine zweite Chance gegeben. Auch hier handelte es sich um einen Hund, für den der Neuanfang nicht selbstverständlich war.
„Michel“, wie ihr neuer Hausgenosse heißt, hatte das Handicap, bereits zehn Jahre alt zu sein. Damit wurde er von vielen Besuchern des Tierheims, die einen Hund suchten, gar nicht erst beachtet. Dazu kam der Hinweis, dass er eventuell sein Spielzeug oder Futter vehement verteidigen könnte.
Im April war der Vorgängerhund der Familie verstorben, und wie für viele Hundebesitzer stand auch für sie erst einmal fest: „Jetzt ist Schluss. Keinen Hund mehr!“ Aber schnell stellte sich für das Ehepaar heraus, dass es ohne Hund nicht geht. Durch Zufall sahen sie in einer Fernsehsendung einen Aufruf, dass Michel aus dem Tierheim Dornbusch ein neues Zuhause suche.
Michel - noch im Tierheim:
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Liebe auf den ersten Blick
„Ich konnte nur noch nach meinem Mann rufen. Schau mal: Das ist Michel! Das war Liebe auf den ersten Blick.“ Da aber die Vorstellung in der Sendung schon fast zu Ende war, haben die beiden im Internet nach weiteren Informationen über Michel gesucht. „Alles passte, denn wir hatten uns vorgenommen, wenn überhaupt, nur noch einen älteren Hund aus dem Tierheim aufzunehmen“, sagt sie. „Am Montag nach der Sendung riefen wir dann gleich in Dornbusch an. Und es war immer besetzt, besetzt, besetzt. Wir waren sicher, das waren alles Interessenten für Michel“, erinnert sie sich, denn für das Ehepaar stand fest, dass Michel einfach unwiderstehlich war.
Und ihre Befürchtungen waren nicht unberechtigt. Als sie endlich mit Anna-Lena Pieper die Tierheimleitung am Apparat hatten, mussten sie hören, dass es inzwischen schon einige Bewerber für Michel gab. „Einer kam sogar aus Berlin“, wundert sich Christel Felkel. Ihre eigene Anfahrt nach Lüdenscheid hatte sie da schon recherchiert. „Das waren ja nur 164 Kilometer“, lacht sie. Schnell wurden Bilder vom eigenen Zuhause gemacht und dem Tierheim quasi als Bewerbung zugesandt. Mit Erfolg, denn sie erhielten eine Einladung aus Dornbusch: „Sie können ja mal gucken kommen.“ Eine Aufforderung, der das Ehepaar nicht schnell genug nachkommen konnte.
Abwägen der Pros und Contras
Trotz des Sommerfestes am Sonntag konnten sie einen Tag vorher, am 28. Juni, anreisen. „Wir durften direkt mit ihm spazieren gehen. Weil es so heiß war, haben wir die Runde zwar schon nach einer halben Stunde abgebrochen – aber der Entschluss stand fest. Michel gehört zu uns!“ Die Tierheimmitarbeiter haben dem Ehepaar aber geraten, erst noch einmal darüber nachzudenken und keine übereilte Entscheidung zu treffen. „Wir haben dann draußen gesessen und ganz lange geredet. Über unsere Wohnsituation, unsere bisherigen Hunde und alte Hunde im Allgemeinen.“
Anna-Lena Pieper hat ihnen alle Vor- und Nachteile geschildert, die sie über Michel zu erzählen hatte. „Zum Beispiel sagte sie, dass er zwar erst ans Futter geht, wenn er die Erlaubnis dazu bekommt, dass er es dann aber auch verteidigt und niemand mehr an seinen Napf darf“, erinnert sich Christel Felkel. „Aber das war für uns ok, denn ich lasse mir meine Frikadelle auch nicht vom Teller nehmen“, lacht sie.
Da dieses erste Gespräch so gut gelaufen war, - und obwohl mehrere andere Bewerbungen vorlagen -, bekam Christel Felkel sofort die Zusage, Michel als neues Familienmitglied aufnehmen zu dürfen. Der freundliche Hundesenior musste dann nur noch ein paar Tage im Tierheim Dornbusch abwarten, bis er endlich am 15. Juli seine Reise in die Eifel, seiner neuen Heimat, antreten konnte. „Michel ist auch sofort und ohne jedes Problem ins Auto gehüpft“, erinnert sich Christel Felkel.
Michel im neuen Zuhause:
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Voller Lebenslust im neuen Zuhause
Schnell stellte sich heraus, dass Michel eine richtige Wasserratte ist, und natürlich bekam er von seinen neuen Besitzern dann auch gleich ein eigenes Schwimmbecken geschenkt. „Hier bei uns ganz in der Nähe ist auch ein Maar, das zum Glück ziemlich unbekannt ist. Da gehen wir regelmäßig mit Michel hin und für ihn ist das dort ‚alles meins‘“, freut sie sich über die Lebenslust des Hundes.
Überhaupt nicht nachvollziehen könne sie die Aussagen der bisherigen Besitzer. „Bei uns war Michel noch nie böse, er hat auch noch nie versucht zu beißen. Weder Mensch noch Hund. Ganz im Gegenteil, wenn Michel auf andere Hunde trifft, läuft das immer friedlich und spielerisch ab.“
Selbst beim Tierarzt, den sie für ein freundliches Kennenlernen schon besucht hatten, zeigte sich Michel von seiner ganz lieben Seite.
Schnell waren die drei Probewochen um, und Michels ehemalige Gassigängerin kam persönlich in die Eifel, um sich ein letztes Mal davon zu überzeugen, dass der Senior sein „Für-Immer-Zuhause“ gefunden hat.
Perfekte Zusammenarbeit mit dem Tierheim
Christel und Helmut Felkel freuen sich aber nicht nur darüber, dass sie mit Michel jetzt wieder einen neuen Hausgenossen haben, sondern sie sind auch ganz begeistert von der Zusammenarbeit mit dem Tierheim Dornbusch.
„Wir haben von anderen Tierheimen gehört, dass dort die kuriosesten Unterlagen und Bescheinigungen angefordert werden, wenn man, wie wir, im höheren Alter noch ein Tier aufnehmen möchte. Dabei sind wir doch fit und haben als Rentner ganz viel Zeit für den Hund.“
In Dornbusch hätten sie nichts Derartiges erlebt. Die einzige Forderung, und die war für das Ehepaar durchaus nachvollziehbar, war die, dass das Zuhause und die Umgebung, in der das Tier zukünftig leben wird, von Tierheimmitarbeitern persönlich besucht wird. „Das ist doch völlig korrekt und nur zum Wohl des Tieres. Die müssen doch nachsehen, ob alle Angaben, die gemacht wurden, auch stimmen“, bestätigen die Eifler. „Die ganze Übernahmeabwicklung war völlig unkompliziert und im Tierheim stimmte auch alles. Es war dort unglaublich sauber, alle Hunde waren gepflegt.“
Wie auch die neuen Besitzer von Chak werden sie den Kontakt mit dem Tierheim halten und dort immer per Video und Foto über den weiteren Werdegang von Michel berichten.