Man hatte das Gefühl, dass ganz Herscheid mitsamt den umgebenden Städten auf den Beinen seien. Der Andrang zum Frühjahrsmarkt, unter anderem die Parkplatzsituation zeigte das, war gewaltig. Seit 2019 hatte es keinen Frühjahrsmarkt mehr gegeben; Corona hatte das vereitelt. Jetzt war es Zeit für einen Neustart, bei dem eine geniale Idee zum Tragen kam. Als Veranstaltungsfläche war sehr kompakt das Herz der Gemeinde ausgewählt worden; alles spielte sich im Karree Markt, Alter Schulplatz, Neuer Weg, Lüdenscheider Straße bis Adler-Garagen, Plettenberger Straße bis Sparkasse, Auf dem Hof und hinunter in die Dorfwiesen ab. Das erwies sich als Geniestreich!
Eineinhalb Jahre hatten die Vorbereitungen gebraucht und herausgekommen war ein sehr ausgefuchstes, sorgfältiges Konzept, bei dem der Marketingverein sehr genau darauf geachtet hatte, dass es ein „Herscheider für Herscheid“-Modell wurde. Ein kleines Beispiel: Wieso sollte man einen auswärtigen Imbissstand holen, wenn es einen Herscheider Anbieter gibt? Jeder Herscheider Verein, jeder Betrieb macht das, was er kann, jeder stellt sich von seiner besten Seite vor. So einfach – und doch so anspruchsvoll, aber letztlich so gut!

Wer im Bereich der Märkte parkte und über die Dorfwiesen ins Geschehen „einstieg“, der kam sofort ins Kinderparadies. Ponyreiten, Hüpfburg, Torwandschießen, Glitzertattoostation und Kinderkarussell hätten allein genügt, den Nachwuchs für Stunden zu beschäftigen. Auf dem Parkplatz des Getränkemarktes konnten Kinder und Jugendliche unter professioneller Beifahrer-Aufsicht erste Runden im Fahrschulwagen drehen.
Man wurde weitergezogen, mit dem Menschenstrom weitertransportiert. Die rollende Waldschule, die Falknerdemonstration, Holzbearbeitung und Nagelbalken, die Kindergärtnerei, Jäger und Jagdhornbläser zeigten Herscheids Einbettung in die Natur. Kein Stand, der nicht dicht umlagert gewesen wäre!
Aber weiter, weiter! Selten sah man die Straße Auf dem Hof so bunt, so belebt – was sonst als Wurmfortsatz des Dorfes erscheint, war Aufstellfläche vieler, vieler privater Flohmarktstände. Kleidung, Hausrat, Spielzeug, eine Lima-Eisenbahn der 70er Jahre, Fanartikel und Bücher wurden feilgeboten, augenscheinlich alles „wie neu“. Schnäppchen konnten also gemacht werden.
Und schon war man im Wegekreuz Richtung Markt unterwegs. Die Schlepperfreunde hatten ihre Alttraktoren aufmarschieren lassen, der SGV verpflegte mit seinem Paradeschmankerl, den Reibekuchen. Der Förderverein Osemundhammer hatte mit dem Geschichts- und Heimatverein einen Gemeinschaftsstand; hell klang der Amboss und weißorange loderte das Schmiedefeuer. Technikgeschichte zum Anfassen! Der Eindruck war mehr als deutlich: Da fehlt kein Verein, da haben sich alle ins Zeug gelegt und ein Blick auf das Faltblatt mit dem Ausstellerplan zeigte es überdeutlich: Das Gefühl trog nicht.

Plötzlich kommen zwei Marsmänner durch die Menschenmenge. Feuerwehrleute haben sich in Chemieschutzanzüge geschoben und zeigen sich den verwunderten Besuchern. Bilder mit den Teletubbies werden gemacht und ein Junge fragt „Darf ich Dich mal anfassen?“
Auf dem Alten Schulplatz fand sich die nächste Schlemmermeile. Grillwagen und Grillstand, Süßes und Herzhaftes vom türkischen Sportverein, Kaffee und Kuchen von den „flotten Lotten“ und mehr – für jeden und jede war etwas dabei. Derweil waren die Kinder gut aufgehoben auf einem riesigen Sandspielplatz, der an der „technischen Meile“ am Neuen Weg aufgeschüttet worden war. Der Stadtentwässerungsbetrieb Lüdenscheid-Herscheid zeigte die Symbiose aus Kanalunterhaltung und Umweltschutz, der Bauhof hatte seine Geräte aufgefahren und präsentierte unter anderem die gewaltige Schneefräse. Um unter alles den Strich zu ziehen: 72 Stände listete das Verzeichnis auf. Das muss man erst mal nachmachen. Chapeau!










