Ein großer Tag für die IG Metall: Bei einer Feier im Lüdenscheider Kulturhaus mit Musik, einem Showprogramm, Ansprachen und Jubilarehrungen hat die größte Arbeitnehmervertretung der Erde am Freitag ihre Jubilarinnen und Jubilare aus dem südlichen Märkischen Kreis geehrt.
Rund 160 Gäste applaudierten, als 2. Bevollmächtigter Kevin Dewald während der Begrüßung vorrechnete, dass an diesem Abend Frauen und Männer gekommen waren, die unter dem Strich 3080 Mitgliederjahre repräsentieren. „Mit Eurer Hilfe haben wir viel erreicht“, erinnerte er an Verbesserungen in der Arbeitswelt, für die die Gewerkschaftsbewegung seit ihrem Bestehen gekämpft hat.
Drei, die sich noch gut an die Anfänge der IG Metall nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern können, sind Manfred Hartmann, Heinrich Dlugi und Walter Lübke. Sie traten vor 75 Jahren in die Gewerkschaft ein. Wenige Jahre zuvor, im Oktober 1948, hatten sich Metaller aus der britischen und amerikanischen Besatzungszone in der Lüdenscheider Schützenhalle getroffen, um die Vereinigung der Industriegewerkschaft Metall als Einheitsgewerkschaft zu beschließen. Diese Vereinigung war ein wichtiger Schritt für die Gründung der IG Metall für die Bundesrepublik Deutschland, die es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gab. Sie existiert erst seit dem 24. Mai 1949, dem Tag, an dem das Grundgesetz in Kraft trat.
Bürgermeister Sebastian Wagemeyer zollte in seiner Begrüßungsansprache Respekt vor der „Lebensleistung“ der Jubilarinnen und Jubilare. „Aufstehen, mitmischen, Verantwortung übernehmen – das ist in der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich“, sagte er. Die Gewerkschaften und ihre Mitglieder seien „demokratische Kraftquellen“.
„Ohne starke Arbeitnehmervertretungen wäre vieles nicht möglich gewesen“, hob Sebastian Wagemeyer in seiner Ansprache hervor. Die Gewerkschaften hätten wichtige Beiträge zum Wohlstand in Deutschland geleistet. Ihre Stärke sei immer der Zusammenhalt gewesen. Diese Solidarität sei in einer Zeit des Wandels wieder besonders gefragt. „Deshalb brauchen wir mehr Gewerkschaft und nicht weniger“, betonte Sebastian Wagemeyer.
„Wir feiern heute ein Familientreffen der Solidarität“, sagte Fabian Ferber, 1. Bevollmächtigter der IG Metall im Märkischen Kreis, zu Beginn seiner Festrede. Anschließend nahm er die Metallerinnen und Metaller mit auf eine Zeitreise. Sie begann in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Gründung der ersten Arbeitervereine. Fabian Ferber erinnerte an den Kampf um die Mitbestimmung in den Betrieben, an das Ringen um die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder an die Streiks, mit denen die IG Metall die 35-Stunden-Wochen erkämpft hat. „Wer an das Gute glaubt, kann viel erreichen“, sagte er.
Außerdem sprach er den Spagat an, den Deutschland angesichts der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Welt und den geopolitischen Machtverschiebungen bewältigen müsse. „Nur Fahnenschwenken für den Weltfrieden, das wird nicht reichen“, sagte er. Deutschland brauche mehr Waffen, die hoffentlich nie eingesetzt werden müssten. Da habe er auch eigene Positionen überdenken müssen, gestand Fabian Ferber. Altersvorsorge und die Vorsorge im Krankheitsfall dürften darunter aber nicht leiden. „Das muss auch noch in 100 Jahren gelten“, forderte der 1. Bevollmächtigte.
Er selbst werde sich weiter mit voller Kraft für die Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einsetzen, auch wenn er neue Aufgaben wie die Arbeit im SPD-Bundesvorstand übernommen habe. „Es gibt für mich nichts Schöneres, als das Vertrauen von 20.000 Kolleginnen und Kollegen zu genießen und für sie zu arbeiten“, versicherte Fabian Ferber.
Anschließend ging’s zum geselligen Teil des Abends über. Die Gäste konnten sich zu Dixieland-Klängen, gespielt von der Marching Band „Bäng Bäng“, an einem Buffet aus dem Hause Geier versorgen. Show-Kellner Rudi unterhielt die Besucherinnen und Besuchern an den Tischen mit verblüffenden Zaubertricks.