Eine neue Ausstellung wird ab Sonntag, 6. Juli, 11 Uhr, bis zum Oktober in der Villa Wippermann zu besichtigen sein. Werke von Claudia Ackermann und Gabi Püttmann beschäftigen sich mit Nachhaltigkeit und Ressourcenverbrauch, gesellschaftlichen Herausforderungen und menschlichem Miteinander.
Ein Urlaub in Norwegen bewegte Claudia Ackermann dazu, ihre Art der künstlerischen Gestaltung umzudenken. "Bei einer Besichtigung eines Wasserfalls habe ich erfahren, dass dort sekündlich 10.000 Liter geschmolzenes Gletscherwasser herunterfließen", erinnert sich die Kiersperin. Die Gedanken, die sie sich im Anschluss zum Raubbau an der Natur gemacht hat, führten dazu, dass sie ein anderes, recyclingfähiges Material für ihre Kunst suchte.
"Ich brauchte nicht unbedingt eine Leinwand. Es musste da noch was anderes geben. Als mir dann bei einer Tasse Tee der Teebeutel zerriss, hatte ich mein Material gefunden", erzählt sie über den Moment, in dem die Idee zur Kunst mit Teebeuteln geboren wurde.
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Angefangen hat die Künstlerin mit kleinen Bildern, die auf einem auseinandergefalteten Teebeutelblatt gemalt wurden. Später kam die Überlegung, wie aus den filigranen, kleinen Beuteln auch große Kunstwerke entstehen könnten. Die Idee, die Beutel zusammenzunähen und daraus umfangreichere Objekte zu gestalten, war der Grundstock für die Werke, die von ihr in der Ausstellung in der Villa Wippermann zu sehen sein werden.
Hinter jedem der filigranen Stücke steht aber auch ein Gedanke. Umweltschutz ist zum Beispiel der Hintergrund des Objektes "Metamorphose". Die halb offene Kugel besteht auf der einen Hälfte aus zusammengenähten Teebeuteln, die im Inneren mit Plastik gefüllt sind. Die offene Kugel zeigt einen von Menschen gerittenen Fisch, der in einem Meer von Plastik schwimmt.
Menschenrechte sind das Thema der Jacke, die komplett aus Teebeuteln genäht wurde. Auf der Vorderseite zeigt sie die von vielen gewünschte Haut Couture, die Rückseite dagegen zeigt per Schrift und Bild die Kinderarbeit, durch die viele Kleidungsstücke entstehen.
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Gabriele Püttmann arbeitet mit gebrannter Keramik und grob behauenem Holz. Ihre Vasen erinnern an menschliche Körper, haben aber keinen Kopf, sondern sind oben offen. "Der Mensch ist ja, wie die Vase, nichts anderes als ein Gefäß, das auf Input wartet", erklärt die Lüdenscheiderin den Hintergrund ihrer Werke. Gebrannt wurden die Keramikstücke auf eine ganz besondere Art. Brennbares Material wie Ackerschachtelhalm, Sägespäne und verschiedene Holzarten werden unter dem Entzug von Sauerstoff gebrannt. Und da sie vorher mit verschiedenen Flüssigoxiden bestrichen werden, erhalten sie ihre charakteristischen Farben.
Auch der aus Keramikstücken wieder zusammengesetzten "Soldat", erzählt durch seine Gestaltung seine Bedeutung. Gabriele Püttmann hat sich dabei an die japanische Kunst des Kintsugi angelehnt, bei der zerbrochene Stücke repariert werden. Aber anstatt die Schäden zu verstecken, werden sie betont, wodurch das reparierte Objekt eine charakteristische Ästhetik erhält. "Genau so geht es dem Soldaten. Er wurde verletzt und wieder "zusammengesetzt". Aber seine Kriegserlebnisse hinterlassen Spuren."
Die Künstlerin hat sich auch mit dem Thema "Boote" auseinandergesetzt. "Sie sind für mich ein Symbol für Lebenswege und Fortbewegung. Für einen Anfang und ein Ende", sagt sie und hat diese Gedanken in verschiedenen Kunstwerken dargestellt.
Ihre ebenfalls ausgestellten Gemälde sind größtenteils nach Fotovorlagen entstanden. Die Werke, die sie daraus geschaffen hat, sind als "Sauerlandschaft" zusammengefasst. "Unter jedem Bild stehen die Koordinaten des Ortes, wo das Foto gemacht wurde, das dem Bild zugrunde liegt. Jeder der möchte, kann also den Platz der Entstehung mit dem, was ich daraus gemacht habe, vergleichen und versuchen, Gemeinsamkeiten oder Änderungen, die auch die Zeit ausmachen, zu suchen", empfiehlt sie.
Workshops
Gabriele Püttmann
- Sonntag, 13. Juli, 11 bis 16 Uhr"Kleine Vasen in Ton"
- Kosten: 20 Euro Material und 2 Euro Museumseintritt
- Mitbringen: eine Schürze oder Kittel, alte Tücher, eine Plastiktüte, ein Plastikbrettchen - und kurz geschnittene Fingernägel
Claudia Ackermann
- Samstag, 24. August, 11 bis 14 Uhr"Linoldruck auf Teebeutelpapier"
- Kosten, 20 Euro Material und 2 Euro Museumseintritt
Führungen und Künstlerinnengespräch
Gabriele Püttmann
- Donnerstag, 10. Juli 18 bis 20 Uhr
- Donnerstag, 4. September 18 bis 20 Uhr
Claudia Ackermann
- Donnerstag, 21. August 18 bis 20 Uhr
- Sonntag, 14. September 11 bis 13 Uhr
Weitere Werke der Künstlerinnen sind im Internet unter puettmann-kunst.de oder claudia-ackermann.eu zu sehen.