„Früher war es die Windkraft, heute ist es die Freiflächenfotovoltaik. Sobald Bauvorhaben für regenerative Energien für Menschen in ihrem Lebensumfeld konkret erlebbar werden, regt sich der Widerstand.
Reflexartig werden die bekannten Argumente ausgepackt: Regierungen haben keinen Plan, das geplante Projekt wird die Welt nicht retten, es passt nicht ins ästhetische Bild der heimischen Landschaft und wenn man denn schon so ein Projekt verwirklicht, dann bitte doch woanders.
Fazit: Energiewende meinetwegen, aber nur mit einem Masterplan, weltweit gleichzeitig umgesetzt und ohne dass mein persönliches Umfeld davon betroffen ist. Es sei denn, ich bin an dem Projekt finanziell beteiligt oder der Strompreis sinkt.
Zumindest letzteres passiert gerade. Trotz aller Unkenrufe sind die Strompreise nach Abschaltung der letzten 3 Atomkraftwerke gesunken, auch wegen des Zubaus der Photovoltaik.
Allein in 2023 betrug der Zubau der Solar- und Windkraftwerksleistung 17 Gigawatt, 14 Gigawatt allein durch Solarenergie. Das entspricht etwa der Leistung von 12 Kernkraftwerken.
Selbstverständlich ist Fotovoltaik auf Dachflächen von Gebäuden sinnvoll, das wird ja auch schon seit fast 25 Jahren erfolgreich gemacht. Dank eines klugen Förderungskonzeptes über das ErneuerbareEnergienGesetz hat diese Technologie sich am Markt durchgesetzt. Sie hätte noch viel erfolgreicher sein können, wenn nicht der geschätzte damalige Umwelt- und Wirtschaftsminister, Herr Altmeier, mit gezielten Diskreditierungskampagnen die weltweit führende deutsche Solartechnologie nach China vertrieben hätte. Er war wohl der Meinung, russisches Gas ist perspektivisch die bessere Lösung. Danke für nichts, Herr Altmeier!
Bei der Freiflächenfotovoltaik geht es nicht um eine Konkurrenz zur Fotovoltaik auf Dachflächen, die sich in der Regel in das bestehende Stromnetz integrieren lässt. Beides hat seine Berechtigung. Die Freiflächenfotovoltaik ist wie ein Kraftwerk zu betrachten. Der erzeugte Strom muss mit eigenen Leitungen in geeignete Knotenpunkte des Stromnetzes eingespeist werden. Die Möglichkeit der Einspeisung ist ein entscheidender Faktor bei der Realisierung einer solchen Anlage.
Richtig ist, dass eine Freiflächenfotovoltaikanlage landwirtschaftliche Flächen beansprucht. Der Begriff Flächenverbrauch suggeriert jedoch, dass hier Flächen versiegelt und für landwirtschaftliche Nutzung unbrauchbar würden. Vielleicht tut einigen Flächen eine Pause von landwirtschaftlicher Intensivnutzung, z.B. durch Maisanbau aber doch auch ganz gut. Die Biodiversität auf einer solchen Fläche ist perspektivisch sicher höher als auf einem mit Glyphosat gespritzten Maisacker.
Keine Sonne, kein Strom, dafür aber Wind! Über das Jahr gesehen ergänzen sich Sonnen- und Windenergie geradezu ideal. Trotzdem gibt es die sogenannte Dunkelflaute, die Sonne scheint nicht und der Wind weht nicht. Dafür hat unser aktueller Wirtschaftsminister eine Kraftwerksstrategie angestoßen. Gaskraftwerke versorgen uns, wenn die Erneuerbaren gerade mal Pause haben. Die sollen dann auch für den Betrieb mit Wasserstoff vorbereitet sein. Die Überschüsse in der Stromproduktion können dann für die Produktion von Wasserstoff genutzt werden, der dann wiederum in der Dunkelflaute die Gaskraftwerke speist.
Das klingt für mich nach einem guten Plan. Danke dafür, Herr Habeck!
In diesem Sinne sehe ich mit Zuversicht dem Sonnenaufgang entgegen und hoffe, dass nur die Sonne von Osten kommt und nicht Putins mit unseren Gas-Tantiemen finanzierte russische Armee!„
Gerd Clever, Halver
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