Jedes Jahr im April und Mai kehren Mehl- und Rauchschwalben aus ihren afrikanischen Überwinterungsgebieten zu uns zurück, um in unseren Dörfern und Städten zu brüten. Mit ihrem fröhlichen Gesang kündigen sie den baldigen Sommer an. „Wo Schwalben am Haus wohnen, geht das Glück nicht verloren“, heißt es in einem alten deutschen Sprichwort.
Mangel an Brutplätzen und Nahrungsquellen
Doch so zahlreich wie früher sind die Schwalben nicht mehr. „Ihre Zahl geht seit vielen Jahren zurück, auch hier im Ennepe-Ruhr-Kreis. Eine der Hauptursachen ist der Verlust an Plätzen, an denen sie brüten können. Außerdem werden auch ihre Nahrungsgrundlagen, die Fluginsekten, knapp“, sagt Dr. Pit Städtler, Vorsitzender des NABU-Kreisverbandes.
Schwalben sind geschützte Art
Sanierungsmaßnahmen, intensive Landwirtschaft, weniger fliegende Insekten: Schwalben mussten in den letzten Jahren unter großen Einschnitten in ihre Lebensräume leiden. Häufig werden die Nester leider auch illegal beseitigt – und das, obwohl Schwalben streng geschützt sind und das Zerstören ihrer Brutstätten unter Strafe steht.
Dem NABU liegt es sehr am Herzen, wenn sich Menschen aktiv darum bemühen, den Nestbau der Schwalben und die Aufzucht ihrer Jungen zu unterstützen und zeichnet diese dann auch aus. So dürfen sich nun die Eheleute Bürger aus Sprockhövel über die ihnen jüngst verliehene Plakette und Urkunde, die ihr Anwesen nun als „Schwalbenfreundliches Haus“ kennzeichnen, freuen. Denn an der Fassade ihres Wohnhauses errichten Mehlschwalben bereits seit rund 30 Jahren ihre Nester.
Gute Adresse für fliegende Gäste
Mehlschwalben bauen jährlich zwischen drei und fünf Nester und ziehen darin meist zweimal im Jahr Junge auf. Familie Bürger duldete den Nestbau an ihrer Fassade und konnte so das interessante Brutgeschehen aus nächster Nähe mitverfolgen.
„Die Familie erhielt bereits vor einigen Jahren die Auszeichnung ‚Fledermausfreundliches Haus‘ – somit ist der Standort an der Wittener Straße wohl eine gute Adresse für fliegende Gäste“, so Ralf Steiner, Leiter der AG Kleinvögel des NABU EN.
NABU wirbt für Schwalbenakzeptanz
„Unsere Landwirtschaft wird immer stärker intensiviert. Höfe und Betriebe unterliegen heute strengeren Hygieneanforderungen als früher. Moderne Viehställe und Scheunen sind deshalb oft verschlossen und bieten Schwalben keine Einflugmöglichkeiten mehr“, erklärt Ralf Steiner. Feldwege, Einfahrten und Dorfplätze würden immer öfter zubetoniert, sodass „unsere Glücksbringer“ weniger Pfützen und den daraus benötigten Lehm für ihren Nestbau fänden. Zudem gebe es durch Monokulturen, den Rückgang der Weidewirtschaft und den Einsatz von Pestiziden auch immer weniger fliegende Insekten. „Ausgerechnet sie bilden aber die Nahrungsgrundlage unserer beliebten Sommerboten, den Schwalben“, sagt Steiner.
Mit der Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ möchte der NABU dazu beitragen, die Akzeptanz für Schwalben und ihre Nester in der Nähe des Menschen zu erhöhen sowie bestehende Brutplätze zu erhalten und neue zu schaffen.
Jeder kann sich engagieren
„Jeder kann mit einfachen Mitteln Schwalben an seinem Haus willkommen heißen, z.B. mit Nestgrundlagen wie Rauputzstreifen oder Brettchen, Kunstnestern und einer Lehmpfütze im Garten“, so Steiner, der auch Ansprechpartner des NABU für das „Schwalbenfreundliche Haus“ im Ennepe-Ruhr-Kreis ist.
Bewerben können sich Hausbesitzer, die das Brutgeschehen der wendigen Flugkünstler und Sommerboten dulden und fördern, ganz gleich, ob es sich bei dem Gebäude um ein Wohnhaus, eine Pension, ein Geschäft, einen Pferde- oder Bauernhof oder ein Fabrikgebäude handelt.
Weitere Informationen zum Schutz und zur Förderung unserer heimischen Schwalbenarten erteilt Ralf Steiner interessierten Kreisbewohnern unter Tel. 02353 / 2865. Das Bewerbungsformular sowie weitere Tipps wie – angefangen vom Nisthilfebau bis hin zur Gartengestaltung – ein Haus ’schwalbenfreundlicher‘ werden kann, hat der NABU EN online veröffentlicht.