Digitale Unterstützung für den Rettungsdienst: Am 1. Juli beginnt im Ennepe-Ruhr-Kreis der Regelbetrieb des neuen Telenotarzt-Systems. Gemeinsam mit dem Kreis Mettmann sowie den Städten Remscheid, Solingen, Wuppertal und Leverkusen startet der Kreis das Projekt „Telenotarzt Bergisches Land“. Der Notarzt ist dabei nicht mehr zwingend vor Ort, sondern arbeitet digital unterstützt von einer Leitstelle aus.
„Seit 2023 haben wir für dieses Vorhaben alle Vorbereitungen auf den Weg gebracht“, erklärt Kai Pohl, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst und Projektverantwortlicher im Schwelmer Kreishaus. „Nach einer einmonatigen Pilotphase kann es jetzt in die Praxis gehen.“ Das Projekt markiere einen wichtigen Schritt zur Digitalisierung der Notfallrettung.
Einsatz in weniger dramatischen Fällen
Der Telenotarzt kommt vor allem bei weniger kritischen Einsätzen, bei Verlegungsfahrten oder zur Überbrückung bis zum Eintreffen eines Notarztes zum Einsatz. Schwere Notfälle werden weiterhin durch Notärzte vor Ort betreut.
Ein typisches Beispiel sei laut Pohl die Verabreichung von Schmerzmitteln: „Ab einer gewissen Dosierung sollen sie nur nach ärztlicher Verordnung gegeben werden. Hier kann sich der Telenotarzt auf Anforderung der Notfallsanitäter zuschalten, die Lage mitbeurteilen und die Entscheidung für ein wirksameres Medikament treffen.“
Echtzeit-Daten und Kamerabilder
Der Telenotarzt ist dabei über Kamera, Mikrofon und Echtzeitdaten mit dem Rettungsteam verbunden. So kann er den Zustand des Patienten beurteilen, Vitalwerte analysieren und direkt mit dem Team vor Ort kommunizieren. „In der Startphase sind je teilnehmendem Kreis oder kreisfreier Stadt zunächst jeweils zwei Rettungswagen und ihre Besatzung für die Zusammenarbeit mit dem Telenotarzt ausgerüstet und geschult. Der weitere Ausbau erfolgt dann stufenweise“, erklärt Pohl.
Leitstellen bleiben unverändert
Technische Anpassungen in der Schwelmer Leitstelle waren nicht erforderlich. Die Arbeitsplätze der Telenotärzte befinden sich in den Leitstellen des Kreises Mettmann und der Stadt Leverkusen, von dort werden die Einsatzkräfte aller beteiligten Städte unterstützt. Das Projekt wird gemeinsam mit der ADAC Telenotarzt gGmbH und der Umlaut Telehealthcare GmbH realisiert.
Landesweite Einführung geplant
Das Land Nordrhein-Westfalen verfolgt mit dem Telenotarzt-System das Ziel, eine flächendeckende, effiziente und qualitativ hochwertige Notfallversorgung sicherzustellen. Das Gesundheitsministerium hatte das Projekt 2020 angestoßen. Eine gemeinsame Absichtserklärung mit Vertretern der Krankenkassen, den kommunalen Spitzenverbänden sowie den Ärztekammern legte seinerzeit den Grundstein. In diesem Jahr soll das Telenotarztsystem in NRW flächendeckend in Betrieb genommen werden. Landesweit haben sich hierfür, wie im Bergischen Land, Trägergemeinschaften gebildet.