Neuenrade. Volksbank-Vorstandssprecher Roland Krebs begrüßte Gäste und Redner zur Vortragsveranstaltung: „In diesem Jahr steht mit der US-Präsidentschaftswahl ein wichtiges Ereignis an. Im November entscheiden die amerikanischen Wählerinnen und Wähler darüber, welche Richtung die größte Volkswirtschaft und Militärmacht der Welt einschlagen wird.“ Ein Thema, das am Wirtschaftsstandort Südwestfalen viele Interessierte nach Neuenrade brachte.
Wie werden sich die amerikanischen Wählerinnen und Wähler entscheiden? Welche Auswirkungen kann der Wahlausgang für Deutschland und Europa haben? Welche außenpolitischen Konsequenzen können sich aus einer respektive demokratischen oder republikanischen Regierung ergeben? Die geoökonomischen und geopolitischen Entwicklungen einzuschätzen, die sich aus der Wahl ergeben können, erfordert Fach- und Hintergrundwissen. Dr. Josef Braml bringt diese Kompetenzen mit. Er ist Politologe und beratend für weltweit führende Thinktanks tätig, darunter die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik, die Weltbank. Ebenso bringt er seine Kenntnisse als legislativer Berater im US-Abgeordnetenhaus ein und ist Europa-Direktor der trilateralen Kommission.
Der Politologe analysiert, wie er sagt, „ohne Zorn und Eifer“ und aus neutraler Perspektive die Akteure des Wahlkampfes und die Ereignisse der Wahl. Braml nahm seine Zuhörer anhand anschaulicher Beispiele mit und erklärte politische, wirtschaftliche und militärische Zusammenhänge, denn laut Braml werden diese drei normalerweise zu trennenden Bereiche immer verwobener. So fungiere Wirtschaft als Waffe. Strafzölle seien ein Beispiel dafür, aber auch Währung. Er erläuterte: „Um in den USA Geschäfte zu tätigen oder Transaktionen über den Dollar abzuwickeln, müssen sich Unternehmen noch immer den politischen Realitäten der US-Wirtschafts- und Militärmacht stellen. So wirken die geopolitischen und geoökonomischen Folgen weitreichend in die Wirtschaft.“
Während sich Demokratin Kamala Harris in ihrer vergleichbar kürzeren Kandidaturzeit eher auf den amerikanischen Mittelstand bezog, machte Republikaner Donald Trump bereits Schlagzeilen mit geplanten Strafzöllen gegen Länder ohne Freihandelsabkommen. Ein Druckmittel für die Außenwirtschaft. Und obwohl sich Demokraten und Republikaner in ihren Ansichten nicht allzu oft gleichen, scheinen sie doch in einem Punkt geeint zu sein: im Wettbewerb um die Marktmacht der USA mit China. Eine mögliche Konsequenz dieser Rivalität, von der Braml sprach, könnte eine zweigeteilte Wirtschaftswelt sein. In diesem Szenario würde sich Europa zwischen den beiden Marktmächten wiederfinden und müsste seine wirtschaftliche Unabhängigkeit ausbauen, um mithalten zu können.
Ein gelungener Abend mit spannenden Einsichten. Nach seinem Vortrag stand Braml für Publikumsfragen zur Verfügung.