Zum 21. Mal fand am Dienstag, 24. Juni, der Stöbertag in Kierspe statt. 156 Viertklässler der vier Grundschulen besuchten 45 Unternehmen. Getreu dem Motto "Stöbertag - Kinder mischen mit", packten sie nach kurzem Zuschauen mit an.

Jolin ist eines der vier Kinder, die beim Katasteramt des Märkischen Kreises gestöbert haben. Die Elfjährige hält ein seltsames Gerät an die Hausecke des Pädagogischen Zentrums (PZ) im Kiersper Schulzentrum. "Ich glaube, es heißt Libelle. Ich muss das hier hochhalten, damit die anderen den Messpunkt finden." Die anderen sind Nico (11), Tim (9) und Mina (9), die 30 Meter weiter mit der Kamera vermessen. Dabei hilft ihnen Melani Vieler vom Katasteramt des Märkischen Kreises mit leicht verständlichen Anweisungen: "Justiere mit den Rädchen nach", erinnert sie Nico. Der freut sich: "Ja, jetzt ist der Punkt scharf!"

Jolin arbeitete mit Geduld und Ruhe: "Ich darf nämlich nicht wackeln, sonst kann man nicht genau messen."
Foto: Kowalski

Dass Kinder neugierig auf die Arbeitswelt der Erwachsenen sind und sie gern kennenlernen möchten, davon sind Christian Schwanke und sein Team vom Jugendzentrum Kierspe überzeugt. Deswegen haben sie den Stöbertag zum 21. Mal in Kierspe organisiert. Schwanke berichtet, die Idee komme aus Belgien, der Märkische Kreis habe es vorgestellt, "Herscheid waren die Ersten, wir haben nachgezogen. Zunächst mit einer Grundschule pro Jahr, dann mit allen vier Kiersper Grundschulen. Inzwischen sind es mehr als 150 Kindern, die in 45 Unternehmen stöbern", erklärte Schwanke.

Schnell kam (v.l.) Michel Wiebe mit Emily und Helen ins Fachgespräch darüber, welche Blumen und Farben zueinander passen.
Foto: Kowalski

Zunächst trafen sich alle Kinder im PZ. Von dort aus strömten sie sternförmig zu den Unternehmen. Einige waren fußläufig zu erreichen. Der Bauhof fuhr Kinder in Betriebe, die weiter weg liegen. In die Betreuung der Kinder waren Oberstufenschüler der Gesamtschule und des Gymnasiums eingebunden. Vanessa Stelter war eine von ihnen. Sie begleitete Emily (10) und Helena (10) zum Blumenladen "Die Holländerin". Dort zeigte Michel Wiebe den Grundschülerinnen, wie man auf Kundenwunsch Blumen zu schönen Sträußen bindet und einpackt und wie man Blumentöpfe interessant gestaltet. Dann leitete sie die Mädchen beim Blumenbinden an.

Emily ging vom Stöbertag mit diesem Blumenstrauß nach Hause, den sie selbst gebunden hatte: "Der kommt in mein Kinderzimmer."
Foto: Kowalski

Klassenlehrer wie Rebekka Brück eilten von einem Betrieb zum nächsten, um nach ihren Schülern zu schauen. Brück schmunzelte: "Einige bemerken mich gar nicht, weil sie so fasziniert sind von der Arbeitswelt, in der sie heute stöbern dürfen." Alle ihre Schüler werde sie nicht besuchen können, bedauerte die Klassenlehrerin: "Der Stöbertag dauert kaum zwei Stunden, da ist das einfach nicht zu schaffen." Nach der Stippvisite bei Emily besuchte Brück unter anderem ihre Schülerin Kristina (10), die im AWO Seniorenzentrum am Haunerbusch mit Patienten plauderte. Sabrina Schmidt vom Betreuungsdienst begleitete Kristina, die ihre Tätigkeiten aufzählte: "Wir sind spazieren gegangen, ich habe viel zugeguckt und ich habe mit einem Bewohner übers Schwimmabzeichen gesprochen. Das war gut." In der Pflege zu arbeiten konnte sich Kristina trotzdem nicht vorstellen: "Ich will ja Polizistin werden."

Kristina (vorne r.) und Uli Schulte (vorne l.) verstanden sich mit (hinten, v. l.) Maike Lampka, Sabrina Schmidt und Einrichtungsleiterin Michaela Nevis.
Foto: Birgit Kowalski

Ganz anders erging es Elly (10), Cassandra (10) und Max (9), die im Betrieb Binks Reinhard Technik gestöbert hatten. Das Sicherheitskonzept der Firma hatte die Viertklässler beeindruckt. Cassandra wusste: "Man muss in den gelben Markierungen bleiben, wenn man durch den Bereich mit der Produktion läuft." Montageleiter Mark Schrell und Serviceleiter Gustav Wall nickten zustimmend und freuten sich, als Elly äußerte, sie könne sich vorstellen, in dem Betrieb einen technischen Beruf zu erlernen.

Fürs Foto mit (v. r.) Marc Schrell, Gustav Wall, Cassandra und Elly hatte Max (2. v. l.) die Idee: "Wir nehmen alle die schwarzen Kappen und machen extra Werbung."
Foto: Birgit Kowalski