Der dänische Energieriese Ørsted plant insgesamt sechs Windräder in Kierspe und Meinerzhagen. Aktueller Plan ist es, dass durch die 126 Millionen Kilowattstunden, die jedes Jahr erzeugt werden sollen, ein Großteil des Energiebedarfes des Otto Fuchs Stammsitzes in Meinerzhagen gedeckt werden soll.

Das Projekt, das die Verantwortlichen Marcus Brall als Projektleiter und Ørsted-Niederlassungsleiter Stephanus Lintker als "Windpark Kierspe" bezeichnen, ist dabei zweigeteilt. Drei Windkraftanlagen sollen innerhalb eines so genannten Vorranggebietes auf Kiersper Stadtgebiet entstehen. Drei weitere Anlagen, zwei davon auf Meinerzhagener Stadtgebiet und eine auf Kiersper, entstehen außerhalb einer solchen Zone, was deutlich höhere bürokratische Hürden für den Projektbetreiber mit sich bringt.

In der Ratssitzung am 16. September stellte Ørsted seine Planungen im Rat der Stadt Kierspe vor, nachdem sowohl Kierspe als auch Meinerzhagen eine Bauvoranfrage im Februar 2025 positiv beschieden haben. Auch mit den Grundstückseigentümern, so berichtet Brall, sind bereits sämtliche Modalitäten geklärt.

In der Ratssitzung warben Brall und Lintker bei den Politikern um eine Änderung des Bebauungsplans. Während die drei Anlagen innerhalb des Vorranggebietes ohne große Planungsphasen möglich sind, betonte Brall zu den anderen drei geplanten Windrädern: "Mit dem Regionalplan sind Windkraftanlagen außerhalb der Vorrangzonen ausgeschlossen, es sei denn, die Stadt stimmt zu." Zusätzlich zu den sechs Windrädern plant Ørsted mit einem Umspannwerk, um den erzeugten Strom in das Hochspannungsnetz einzuspeisen - dieses ist jedoch erst ab vier Windkraftanlagen wirtschaftlich, erklärt Brall. Ohne dieses Umspannwerk, so Marcus Brall weiter, sind lange Kabeltrassen mit entsprechenden Bautätigkeiten und Einschränkungen notwendig.

Der Windpark Kierspe soll entlang der A45 nahe der Parkplätze Drögenpütt/Baberg entstehen.
Foto: Ørsted

Die sechs geplanten Windkraftanlagen vom Typ Nordex N175 haben in der Version, die für den Windpark Kierspe vorgesehen sind, eine Gesamthöhe von 268,5 Metern. Jedes der Windräder produziert rund 21 Millionen Kilowattstunden pro Jahr, so die konservative Schätzung der beiden Ørsted-Vertreter.

Beide bemühten sich dabei vor allem, die positiven Aspekte der Anlagen heraus zu stellen. Der Standort bedarf, da er in Kalamitätsflächen liege, kaum Abholzung der Wälder und ist nahe der Autobahn, was für möglichst wenig Einschränkungen der Bürger spricht. Zudem spülen die Anlagen zusätzlich zur Gewerbesteuer der Träger-GmbH, die in der Region gegründet werden soll, bis zu 40.000 Euro pro Jahr und Anlage über die Erneuerbare-Energien-Umlage in die Stadtsäckel, die auf die Kommunen Kierspe und Meinerzhagen aufgeteilt werden.

Auch Bürgerbeteiligungen, unter anderem durch eine Energiegenossenschaft, brachten die Planer ins Gespräch. Gerade Clemens Wieland (UWG) stellte hierzu mehrfach kritische Nachfragen, die der Projektleiter nicht aus dem Stehgreif beantworten konnte.

Er betonte jedoch, dass die Energie hier in der Region bleiben soll: Die Firma Otto Fuchs aus Meinerzhagen hat bereits eine Anfrage für einen Stromliefervertrag gestellt, den Brall durchaus positiv kommentiert: "Eine Belieferung von Firma Fuchs erscheint aus unserer Sicht machbar. Die Firma Fuchs hat einen solch hohen Strombedarf, dass sie die gesamte Produktion abnehmen würden."

Eine entsprechende Anfrage unserer Redaktion an Otto Fuchs blieb bisher unbeantwortet.

Der weitere Zeitplan von Ørsted sieht vor, dass zeitgleich mit der Flächennutzungsplanänderung durch die Kommunen Kierspe und Meinerzhagen im ersten Halbjahr 2026 durch Ørsted die benötigten Anträge gemäß Bundesimmissionsschutzgesetz für die ersten drei Anlagen innerhalb der Vorrangzone gestellt werden. Sobald die Flächennutzungsplanänderungen im Jahr 2027 weit genug fortgeschritten sind, reicht Ørsted diese Anträge auch für die weiteren drei Anlagen ein, so dass - wenn alles nach Plan läuft - im zweiten Quartal 2028 alle Genehmigungen vorhanden sind und ein Baubeginn im Jahr 2029 erfolgen kann.