Traurig sahen die Hänge in vielen Teilen der Region aus, nachdem wegen der Borkenkäferplage ganze Wälder gerodet werden mussten. Diese Kalamitätsflächen hat sich eine andere Pflanze zunutze gemacht: Der Ginster – auch Besenginster genannt. Die meist gelb- manchmal aber auch weiß-, rosa- oder rotleuchtende Pflanze breitet sich aus und färbt die Region derzeit in leuchtende Farben.
Zusatzaufwand für Waldarbeiter
Halvers Förster Ulrich Ackfeld erläutert die Vor- und Nachteile des schnell wachsenden Schmetterlingsblütlers. „Ganz klar ist, dass die Menge an Pflanzen, die aktuell in den Forstflächen stehen, ein Problem darstellen, wenn neu aufgeforstet wird“, sagt er im Gespräch mit LokalDirekt. „Die Büsche müssen vor dem Pflanzen der neuen Bäume runtergeschnitten werden, damit die Forstpflanzen genügend Licht bekommen.“
Dieses Runterschneiden des Ginsters muss aber mindestens zwei- oder dreimal durchgeführt werden, weil er zum einen immer wieder nachwächst, und er zum anderen auch seine Samen weiter verteilt und neue Büsche wachsen, die man bei den Aufforstungsarbeiten noch gar nicht sehen kann. Diese Zusatzarbeiten verursachen hohe Kosten.
Wie oft dieses Herunterschneiden des Ginsters passieren muss, hängt dann davon ab, wie schnell die neuen Bäume wachsen und die dann ihrerseits dem Ginster das Licht und damit die Wachstumsmöglichkeiten nehmen. „Dass der Ginster sich auf den freien Flächen ausbreitet, ist aber ein ganz normaler Vorgang“, sagt Ackfeld weiter. „Und wenn die neuen Bäume wieder gewachsen sind, verschwinden die Büsche auch wieder“, ergänzt er und meint, das sei schließlich ein ganz natürlicher Vorgang.

Wachstumshelfer für Jungpflanzen
Ackfeld möchte sich den Ginster aber auch zunutze machen. „Bei den auf uns zukommenden, trockenen Sommern kann der Ginster den kleinen Bäumen auch helfen“, ist er sich sicher. „Durch die Schatten, die der Ginster wirft, können die Jungpflanzen von ihm vor zu großer Hitze geschützt werden und der Boden trocknet nicht so schnell aus.“ Hier muss, so der erfahrene Förster, mit viel Fingerspitzengefühl gearbeitet werden, um die Balance zwischen nötiger Schattenkulisse für die Jungpflanzen und zu viel Abdrängung durch den Ginster, dem Trockenheit nicht so viel ausmacht, zu finden. „Mäßig, aber regelmäßig“, sollten die Arbeiten durchgeführt werden, ist sein Credo.
Alle Anzeichen deuten, so Ulrich Ackfeld, auf kommende, längere Trockenperioden hin. Und so können, bei sorgfältiger Forstarbeit, die leuchtend gelben Büsche ihren Teil dazu beitragen, dass die Forstpflanzen, die den Waldbesitzer viel Geld kosten, eine Chance haben, trotz der Klimaveränderung zu wachsen.
Festmahl für Insekten
Im Gegensatz zu den Forstbesitzern freuen sich Insekten aller Art über den pollentragenden Ginster. Ob Honigbienen oder Wildbienen, wie beispielsweise Hummeln – nahezu alle finden in der Ginsterblüte ein wahres Festmahl. Und die kleinen Blätter bieten sage und schreibe 57 Schmetterlingsraupen Futter. Gartenbesitzer können mit der Pflanze, die wenig Pflegeaufwand verlangt, viel für die Insektenvielfalt tun.

Ginster – die giftige Schönheit
Wie vieles Schönes im Leben, hat aber auch der Ginster seine Schattenseiten. Denn, obwohl er sogar sehr vorsichtig als Heilpflanze verwendet wird, kann er, je nach Sorte, mehr oder weniger giftig sein.
Alkaloide stecken in allen Teilen der Pflanze und können unterschiedlich starke Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Für Kinder und Haustiere gilt daher: Lieber fernhalten! Einen Arzt sollte man auf jeden Fall kontaktieren, wenn nach dem Verzehr von Teilen des Ginsters Erbrechen oder Durchfall auftritt. Auch Schwindelanfälle, Kopfschmerzen oder absackender Blutdruck können auf eine Vergiftung hindeuten. Generell sollte, sobald klar ist, dass Mensch oder Tier Ginster auch in kleinsten Mengen zu sich genommen haben, ein Arzt oder Tierarzt zu Rate gezogen werden.


