Martin, Kili, Bockilieb und Flecki sind vier der 28 neuen städtischen Angestellten. Das besondere an ihnen sind nicht nur ihre Namen, sondern auch die Tatsache, dass sie unentgeltlich arbeiten. Ihnen genügt eine grüne Wiese, ein paar Leckereien und regelmäßig frisches Wasser. Dafür sorgen ihr Besitzer, Landwirt Alex Schickhaus und seine Partnerin Lena, die ihre Schafe – denn darum handelt es sich bei den fleißigen Mitarbeitern – in den Dienst der Stadt gestellt haben.
Die Schropshireschafe weiden seit einiger Zeit versuchsweise die Regenrückhaltebecken der Stadt ab, um zu testen, ob dadurch die Mitarbeiter des Bauhofes die oft schwer zugänglichen Grünflächen nicht mehr bearbeiten müssen. Was als Idee bei einem privaten Treffen zwischen Michael Brosch und den Landwirten begonnen hat, stellte sich als perfekte Bewirtschaftung dieser Flächen heraus. „Nachhaltiger und wirtschaftlicher geht es nicht“, sagte der Bürgermeister.
„Wir freuen uns, dass wir als Stadt den Bewuchs auf diesen steilen Hänge nicht mehr mit viel Personalaufwand kurz halten müssen, die Schafe freuen sich über abwechslungsreiches Futter auf grünen Wiesen“, erläutert Bürgermeister Brosch das Konzept. So ergibt sich eine Win-Win-Situation. Die Stadt bekommt ihre Grünflächen kostenlos gemäht und Alex Schickhaus die pachtfreie Weidefläche für seine Schafe. Ist ein Regenrückhaltebecken abgegrast, reisen die Schafe, die in einer Herde nur mit männlichen Tieren und einer mit weiblichen Schafen und einem Zuchtbock leben, zur nächsten grünen Fläche.

Die hohe Umzäunung der Flächen biete nur auf den ersten Blick eine gewisse Sicherheit vor dem Wolf, der sich in zwischen im Märkischen Kreis niedergelassen hat. „Wir sind überzeugt, dass der Wolf, wenn er unbedingt ein Schaf reißen will, diesen Zaun mit Leichtigkeit würde könnte“, befürchtet Alex Schickhaus.
Bitte nicht füttern – auch und vor allem nicht mit Grasschnitt
Aber nicht nur der Wolf könnte für die Gesundheit und das Leben der Tiere eine Gefahr darstellen, weiß der Landwirt. Vielfach komme die auch von Menschen. „Sie werfen irgendetwas ins Gehege, von dem sie glauben, dass es den Tieren schmeckt. Das geht von Möhren über Äpfel bis hin zum Grasschnitt. Und der ist für die Tiere, wenn sie ihn fressen, tödlich“, beschreibt Alex Schickhaus das Dilemma.
So sei es ihm und seiner Partnerin erst selbst vor einigen Wochen passiert, als das Schaf „Mausi“ elendig an gefressenem Grasschnitt verendet ist.
Er versichert allen Tierliebhabern, dass sich um seine Schafe immer gut gekümmert werde. Sie bekommen täglich frisches Wasser, haben ausreichend Futter und, wenn der Landwirt zur täglichen Kontrolle kommt, gibt es auch immer ein Leckerchen für die Tiere. „Das ist allein schon wichtig, um sie an den Menschen zu gewöhnen, denn wir machen ja auch eine regelmäßige Klauenpflege und die Schafe werden einmal im Jahr geschoren.“
Die Bitte, die Schafe nicht zu füttern, gilt dabei nicht nur für die lockigen Rasenmäher. „Alle Weidetiere werden von ihren Besitzern gut gefüttert“, ist sich der Landwirt sicher. „Eine Futtergabe kann für alle Tiere, egal ob Schaf, Pferd, Esel oder Kuh, tödlich enden“, betont er nachdrücklich. Wer bei einem Weidetier glaubt, dass es ihm an Futter fehlt, sollte sich an den Besitzer oder im Notfall an die Stadt wenden, aber auf gar keinen Fall selber füttern.