Bereits bevor die Telekom-Tochtergesellschaft GlasfaserPlus am 25. Juli den offiziellen Spatenstich an der Bonkampstraße getätigt hat (wir berichteten), hatte LokalDirekt die Pressestelle der Deutschen GigaNetz am 18. Juli schriftlich um Auskunft gebeten, wann das Unternehmen mit Hauptsitz in Hamburg in der Hansestadt mit dem Ausbau des Glasfasernetzes beginnen werde. Eine Antwort erhielt die Redaktion jedoch erst am 26. Juli und damit einen Tag, nachdem der Bericht über den Baubeginn des Mitbewerbers veröffentlicht war.
„Ausgezeichnete Kooperationsvereinbarung“
In ihrer E-Mail betonte Carmen Fesenbeck, Head of Communications bei der Deutschen GigaNetz, das Telekommunikationsunternehmen sei angetreten, um Glasfasernetze eigenwirtschaftlich auf- und auszubauen. Es errichte die Infrastruktur der Zukunft und sei „einer der größten Investoren in den Städten und Kommunen Deutschlands.“
„Mit der Hansestadt Breckerfeld verbindet uns eine ausgezeichnete Kooperationsvereinbarung, deren Ziel es ist, endlich eine hochmoderne zukunftssichere Glasfaser-Technologie für schnelles Internet bis in die vier Wände von Kundinnen und Kunden wie auch Gewerbetreibenden zu bringen“, so Fesenbeck. Diese gemeinsame Erklärung regle viele Details passgenau für die Kommune: „So zum Beispiel die hohen Qualitätsstandards, Informationspflichten, Bauweisen, Genehmigungen, Zeitpläne. Und sie drückt den Willen der Hansestadt wie der Deutschen GigaNetz aus, möglichst alle Bürger mit einem flächendeckenden Glasfasernetz zu versorgen.“
Wirtschaftlichkeit des Projekts steht in Frage
Auf dieser Basis hätten sich in kurzer Zeit über 30 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner im avisierten Ausbaugebiet Breckerfelds für einen Vertrag mit der Deutschen GigaNetz und so für einen schnellen Internetanschluss nach höchsten Standards entschieden: „Diese große Nachfrage unterstreicht die hohe Akzeptanz wie dringende Notwendigkeit.“
Gleichzeitig sollte im Sinne von Nachhaltigkeit, Effizienz und dem schonenden Umgang mit der vorhandenen Infrastruktur sichergestellt werden, dass kein unökonomischer Doppelausbau entsteht: „Die überraschende und vollkommen unnötige Ausbauerklärung des Anbieters GlasfaserPlus stellt nun die Wirtschaftlichkeit des gemeinsamen Projekts in Frage und kolportiert die demokratisch legitimierte Zusammenarbeit der Kooperationsvereinbarung“, macht Carmen Fesenbeck deutlich. Die Deutsche GigaNetz fühle sich weiterhin an eben diese geschlossene Vereinbarung und aber auch „dem wunderbaren und regen Kundenzuspruch gegenüber verpflichtet und steht vorerst zu den eigenen Ausbauabsichten.“
GigaNetz wirft Mitbewerber „innovationsfernes Verhalten“ vor
Nun gelte es jedoch „die drohenden Doppelausbauaktivitäten des Wettbewerbers aufmerksam zu evaluieren und gemeinsam mit der Hansestadt zu entscheiden, ob beziehungsweise wann ein optimaler und flächendeckender Ausbau unter den veränderten Bedingungen noch möglich und für alle momentan beteiligten Parteien vernünftig sei: „Es steht zu befürchten, dass diese unabgestimmten und einseitigen Aktivitäten des Marktteilnehmers den vollständigen Ausbau verhindern. Dieses innovationsferne und strategische Verhalten beobachten wir leider auch andernorts“, so Fesenbeck. Perspektivisch drohe in solchen Kommunen die Errichtung von Teilausbau oder unwirtschaftliche „Geisternetze“, deren Betrieb weder für die Kunden, noch für die Betreiber sinnvoll sei. Im noch schlimmeren Fall drohe sogar der Rückzug beider Anbieter und ein Ausbau fände gar nicht statt.
„Bürger und Kommune haben es in der Hand“
„Als Unternehmen, das Glasfasernetze eigenwirtschaftlich, also auf eigene Kosten und ohne die Nutzung von Steuergeldern, ausbaut, sehen wir diese Entwicklung mit Sorge“, so Carmen Fesenbeck und kritisiert: „Da weder Politik noch Regulierungsbehörden entschlossen genug eingreifen, entsteht vielerorts Verunsicherung und in einigen Gemeinden werden wertvolle Infrastruktur-Investitionen blockiert.“
Gegenüber LokalDirekt betonte sie: „Die Bürgerinnen und Bürger wie auch die Kommune haben es mit in der Hand, die Deutsche GigaNetz als Investor und Treiber des Glasfaserausbaus hier zu unterstützen und im Interesse aller Beteiligten, gemeinsam Lösungen zu suchen.“ Ein sogenannter Branchendialog mit dem Ziel einer Kooperation im Rahmen einer Open-Access-Vereinbarung (Deutsche GigaNetz baut wie geplant und öffnet die Netze für den Wettbewerb) könne dabei „eine einfache und diskriminierungsfreie Lösung sein“.