„Schon mit 14 Jahren wusste ich, dass ich später in einem sozialen Beruf arbeiten möchte“, erzählt die gebürtige Breckerfelderin Emma Karkutsch. Derzeit ist sie noch im Studium der Sozialen Arbeit an der evangelischen Hochschule in Bochum, wo sie im Februar 2026 ihre Bachelor-Arbeit schreiben wird. Doch trotz ihres Studiums arbeitet sie bereits in Vollzeit – 18 Stunden in der Grundschule und die restlichen Stunden in der Offenen Ganztagsschule (OGS), der Betreuungseinrichtung für die Grundschüler nach Schulschluss.
Stelle war seit 2024 vakant
Der Bedarf an einer Schulsozialarbeiterin an der Grundschule Breckerfeld besteht schon länger. Zuvor war die Stelle nur in sehr begrenztem Umfang – mit zwei stunden pro Woche – besetzt, was im Jahr 2024 durch die Anhebung der Stundenkapazität auf 18 Wochenstunden im Haushaltsplan der Stadt Breckerfeld geändert wurde. „Eigentlich hätten wir die Stelle schon zum Schuljahr 2024/25 besetzen können, aber leider hat es mit den ersten Bewerbern nicht so geklappt, wie wir uns das gewünscht hätten“, erklärt Bürgermeister André Dahlhaus. „Umso mehr freuen wir uns, dass es mit Emma geklappt hat“, betont Schulleiterin Antje Krebs.
„Ich muss oft situativ reagieren“
In erster Linie kümmert sich Emma Karkutsch um die mentalen und sozialen Belange der Kinder. Sie unterstützt sie beispielsweise dabei, in schwierigen Situationen, etwa bei familiären Problemen oder Streitigkeiten mit Mitschülern, besser zurechtzukommen: „Wenn es in der Klasse einen Konflikt gibt, gehe ich am nächsten Tag hin und versuche, die Ursachen zu klären.“ Dabei reagiere sie zum einen sehr flexibel auf Hinweise von Lehrern, aber sie führe auch Elterngespräche. „Die Aufgaben kommen quasi täglich neu geflogen, es ist nicht jeder Tag gleich“, berichtet sie. „Morgens muss ich spontan entscheiden und situativ reagieren, wie und wo ich mit welchem Kind arbeite.“
Vertrauen aufbauen, um Kinder zu stärken
Besonders am Herzen liegt Emma Karkutsch, die bereits einige Erfahrungen in Jugendwohngruppen gesammelt hat, die Arbeit mit jungen Grundschülern auch, weil sie in ihnen noch viel Potenzial sieht: „Es geht mir nicht nur darum, ihnen den Schulalltag zu erleichtern, sondern auch darum, den Kindern Halt für den Alltag außerhalb der Schule und OGS zu geben. Ich möchte ihnen helfen, ihre Stärken zu entdecken und zu lernen, wie sie mit Herausforderungen umgehen können.“ Dass sie dabei neben ihrem 18-Stunden-Job an der Grundschule den Rest ihrer Arbeitszeit in der OGS tätig ist, sehe sie als eine gute Chance, eine vertrauensvolle Beziehung zu den Kindern aufbauen zu können: „Denn die OGS fühlt sich für die Kinder eher wie Spiel- oder Freizeit an. Sie öffnen sich hier viel leichter in Gesprächen“, erklärt sie.

Kooperation zwischen Stadt und Evangelischer Jugend
Diese doppelte Rolle ist möglich durch die enge Kooperation zwischen der Stadt Breckerfeld und der Evangelischen Jugend Hagen, die die OGS betreibt. Die Evangelische Jugend hat nicht nur die OGS übernommen, sondern ist auch der Arbeitgeber von Emma Karkutsch und stellt sie der Stadt Breckerfeld sozusagen als Fachkraft zur Verfügung, um in der Grundschule als Schulsozialarbeiterin zu arbeiten. „Diese Kooperation ist für beide Seiten von Vorteil, weil wir dadurch in beiden Bereichen den Bedarf mit einer Person abdecken können“, erklärt Larissa Bertoli, bei der Evangelischen Jugend Arbeitsgebietsleiterin für Sekundarstufe I und Schulsozialarbeit in Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis.
Bedarf hat zugenommen
Schulleiterin Antje Krebs ist jedenfalls sehr froh, dass die lange vakante Position an ihrer Schule nun endlich besetzt ist: „Wir haben dringend auf sie gewartet“, sagt sie mit einem lächelnden Blick auf Emma Karkutsch. „Und schon nach knapp einem Monat ist es so, als ob sie schon immer hier gewesen wäre. Emma nimmt uns viel Arbeit ab.“ Zum Beispiel bei Elterngesprächen, wenn es um soziale Probleme gehe, die nichts mit dem Unterrichtsstoff zu tun haben: „Natürlich sehen auch wir als Lehrer manchmal die Not der Kinder, aber oftmals haben wir schlichtweg einfach nicht genug Zeit, um uns ausreichend und individuell um die so immens wichtigen sozialen Belange zu kümmern.“ Auch, weil der Bedarf in diesem Bereich zuletzt stetig zugenommen habe.
Fast alle Schulen haben Sozialarbeiter eingestellt
Der Grundschulalltag allgemein hätte sich in den vergangenen Jahren verändert, Konflikte auf dem Schulhof würden heutzutage teils aggressiv gelöst und manche Kinder seien mit alltäglichen Situationen, wie zum Beispiel regelmäßig ihre Hausaufgaben zu erledigen, überfordert. „Es liegt mir fern, diese Entwicklungen zu interpretieren oder zu begründen, aber es ist eine Beobachtung, die wir machen“, so Bürgermeister André Dahlhaus.

Larissa Bertoli erklärt hierzu ergänzend: „Der Bedarf an Schulsozialarbeitern ist groß, an fast allen Schulen in Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis gibt es mittlerweile mindestens eine Fachkraft.“ Nicht immer seien diese Stellen in Vollzeit besetzt. „Deswegen ist es umso besser, dass wir mit der Stadt Breckerfeld diese Kooperation haben“, sagt Bertoli.
„Kinder auf ihrem Weg unterstützen“
Und Emma Karkutsch, die 22-Jährige, ist glücklich, dass es bereits vor dem offiziellen Abschluss ihres Studiums mit ihrem Traumjob als Schulsozialarbeiterin geklappt hat. Es sei außerdem etwas ganz Besonderes für sie, an der Grundschule zu arbeiten, an der sie früher selbst Schülerin war: „Ich freue mich sehr, den Kindern in meiner Heimatstadt helfen zu können und sie auf ihrem Weg zu unterstützen.“