Der SIHK-Klimaindex erholt sich leicht, doch die sonst übliche Frühjahrsbelebung fällt schwächer aus als in den Vorjahren. „Umso wichtiger ist, dass die angekündigten wirtschaftspolitischen Weichenstellungen der neuen Bundesregierung jetzt schnell greifen und die Wirtschaft auf bessere Rahmenbedingungen setzen kann. Es braucht diese Zuversicht, damit Unternehmen in die Zukunft investieren können“, fordert Geruschkat.
Fast jedes fünfte Unternehmen blickt optimistisch in die Zukunft, aber es gibt noch etwa ebenso viele Pessimisten. Apla Afif, Geschäftsführerin von Afif Stiller Logistik in Hagen, erwartet eine positive Geschäftsentwicklung, weist aber auch auf Hürden hin: „Wir blicken mit Zuversicht in die Zukunft unserer Branche – die Nachfrage nach zuverlässigen Transportlösungen wächst stetig. Doch für viele mittelständische Unternehmen wird es immer herausfordernder, wettbewerbsfähig zu bleiben. Eine weitere Erhöhung des Mindestlohns würde unsere Liquidität massiv gefährden und Kunden dazu treiben, billiger im Ausland einzukaufen.“ Afif berichtet, dass in ihrem Unternehmen etliche geringfügig Beschäftigte arbeiten, für die diese Tätigkeit auch sozial wichtig sei. „Die werden darunter leiden.“
Schwache Inlandsnachfrage als größtes Risiko
Als größte Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung sehen die regionalen Unternehmen die schwache Inlandsnachfrage (67 Prozent), die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (64 Prozent) sowie die hohen Arbeitskosten (61 Prozent). „Steigende Arbeitskosten, der anhaltende Fachkräftemangel oder die vielerorts unzureichende digitale Infrastruktur setzen viele Unternehmen spürbar unter Druck. Als IT-Dienstleister sehen wir jedoch gerade darin auch Chancen: Die wachsende Nachfrage nach digitalen Lösungen, effizienter Prozessgestaltung und flexiblen Arbeitsmodellen gibt unserer Branche deutlichen Auftrieb“, sieht Kai Gaberle, Geschäftsführer der WKN Datentechnik in Balve, auch Potenziale in einem wirtschaftlichen Stimmungstief.
Die Industrie als Zugpferd der südwestfälischen Wirtschaft schwächelt weiter erheblich. Ein Drittel der Unternehmen rechnet mit einem Rückgang ihrer Exportgeschäfte. Nur 14 Prozent der Industriebetriebe plant, Investitionen zu erhöhen. „Die Region fährt auf Sparflamme“, fasst Geruschkat das Umfrageergebnis zusammen. „Es fehlt Vertrauen in den Standort Deutschland.“
„Jetzt Weichen für nachhaltiges Wachstum stellen“
Lediglich sechs Prozent der Industrieunternehmen berichten über eine gute Geschäftslage. Eines davon ist die Firma Mickenhagen aus Lüdenscheid. „Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten setzen wir bewusst auf Investitionen in Produktinnovationen und die Erschließung neuer Auslandsmärkte“, berichtet Geschäftsführerin Vera Schmitt. „Die Inlandsnachfrage ist spürbar zurückhaltend, doch wir begegnen dieser Entwicklung mit unternehmerischem Mut und einem klaren Blick nach vorn. Jetzt ist der richtige Moment, um die Weichen für nachhaltiges Wachstum zu stellen.“
Der Fachkräftemangel bleibt vor allem für Dienstleistungsunternehmen ein Problem. 58 Prozent beurteilten das als Risiko, berichtet Julian Pflichtenhöfer von der SIHK. „Der Dienstleistungssektor hat sich positiv entwickelt, der Handel ist gebeutelt und zeigt sich sehr pessimistisch“, so Pflichtenhöfer.