Am Freitagabend, 12. September, probte Schalksmühles Freiwillige Feuerwehr den Ernstfall. Eigentlich nicht ungewöhnlich, denn solche Übungen werden zweimal jährlich ausgerichtet. Diesmal jedoch ist es eine Feuerwehrübung, die in dieser Form noch nie stattgefunden hat. LokalDirekt war mittendrin.

Einen Einsatz der Feuerwehr hautnah mitzuerleben, ist normalerweise nicht möglich, doch bei dieser Übung durchaus erwünscht, findet Brandmeister Nils Druschel. Schließlich könne so gezeigt werden, welch schwierigen Job die Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehr zu leisten haben.

Kurz vor 19 Uhr herrscht am Freitag Hochbetrieb auf dem Platz vor dem Vereinsheim in Halverscheiderohl. Wie verabredet fahren die Einsatzfahrzeuge der Löschgruppen Schalksmühle und Dahlerbrück sowie des DRK aus Schalksmühle und Halver vor. Insgesamt sind es rund 50 Männer und Frauen, darunter auch die Mitglieder der Jugendfeuerwehr Schalksmühle, die vom Leiter der Übung, Nils Druschel, begrüßt werden. Kurz und bündig erläutert er die wichtigsten Punkte zum Ablauf der Übung. Was genau passieren wird und wo der Einsatz stattfindet, erfahren die Teilnehmer nicht. Das wissen neben Nils Druschel und Sven Busch nur eine kleine Gruppe von Helfern, die alles vorbereitet haben.

Um kurz nach 19 Uhr kommt schließlich der Einsatzbefehl: „Starke Rauchentwicklung in der Tiefgarage des Schalksmühler Rathauses.“ Die Löschgruppe Schalksmühle rückt umgehend aus. Drei Minuten später erhält auch die Löschgruppe Dahlerbrück den Einsatzbefehl. Mit Blaulicht geht es zum Rathaus. Dort überschlagen sich die Ereignisse. Eine aufgeregte Hausmeisterin empfängt die Einsatzkräfte und weist auf die dicken Rauchschwaden, die aus der Tiefgarage quellen. In Windeseile werden die drei Zugänge zur Tiefgarage geprüft. Routinemäßig werden von zwei Seiten Löschwasserleitungen verlegt und starke Lüfter in Position gebracht. Auch die Jugendfeuerwehr hilft nach Kräften mit.

Einsatzleiter Janis Pfaffenbach bespricht mit den Gruppenführern die Lage. Das Ausmaß des Unglücks muss erkundet und die Frage, ob es Verletzte oder gar Tote gibt, schnellstmöglich geklärt werden. Anweisungen werden per Funk durchgegeben. Einige Dahlerbrücker legen Atemschutz an und wagen sich über Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage vorsichtig in die Rauchschwaden. Die sind selbstverständlich künstlich durch eine Nebelmaschine erzeugt und harmlos. Deshalb darf auch der LokalDirekt-Fotograf mit hinein. Schon nach wenigen Metern macht er die Erfahrung, dass nichts sehen können nicht unbedingt heißen muss, dass alles schwarz ist. In der Tiefgarage ist alles weiß, so dicht weiß, dass weder Wände noch Pfeiler zu sehen sind. Nur noch schemenhaft bilden sich die Feuerwehrleute vor den Schwaden ab. Tief gebeugt tasten sie sich mit ihren Atemmasken vor Anstrengung keuchend voran. Ihre Schutzausrüstung wiegt zusammen mit Pressluftatmer, Schutzkleidung, Helm und Stiefeln über 30 Kilo.

Während der LokalDirekt-Fotograf nach einigen Fotoversuchen vorsichtig den Rückzug antritt, gehen die Männer und Frauen ihrem Auftrag entschlossen weiter nach. Immer noch stehen in der Tiefgarage dichte Rauchschwaden und erschweren die Arbeit. Ein Befehl, die bereitstehenden Lüfter anzustellen, wird dennoch nicht gegeben. Zu einem so frühen Zeitpunkt, erklärt Nils Druschel später, sei zum einen nicht klar, ob durch die besondere Beschaffenheit der Tiefgarage der Einsatz der Lüfter überhaupt Erfolg haben würde, und zum anderen käme mit dem Wind, den die Lüfter erzeugen, zusätzlicher Sauerstoff in die Garage, und der würde den Brand noch mehr fördern.

Es ist eine Feuerwehrübung, die völlig anders als sonst abläuft. Kein um sich greifendes Feuer, kein üblicher Löschangriff mit Wasser. Stattdessen die Suche nach Opfern im schier undurchdringlichen Rauch. Aber die Einsatzkräfte wissen sich zu helfen. Wärmebildkameras kommen zum Einsatz. Und sie haben schnell Erfolg. Innerhalb kürzester Zeit spüren sie zwei Verletzte auf, die erfolgreich geborgen und in die Obhut der DRK-Mitarbeiter übergeben werden. Dann wird auch die Ursache des Unglücks gefunden: ein brennendes Elektroauto. Für den, der daneben liegt, kommt die Rettung zu spät. Es ist ein Dummy. Der muss nicht gerettet werden, nur geborgen – um ihn bei der nächsten Feuerwehrübung wieder einsetzen zu können.