Jagdpächter und Schweinezüchter machen sich Sorgen, dass die Afrikanische Schweinepest (ASP) über kurz oder lang auch den Märkischen Kreis erreichen wird.

„Ja, ich sehe eine große Gefahr darin, dass die Schweinepest vom Kreis Olpe über kurz oder lang auch zu uns weitergetragen wird“, sagt Axel Schnöring, Hegeringleiter für Schalksmühle-Hülscheid. „Wir machen uns alle Gedanken dazu. Aber im Vorfeld kann man nicht viel machen. Weder aus der Jägerschaft noch von Privatleuten“, weiß er auch.

Um möglichst früh festzustellen, ob die für Schweine tödliche Viruskrankheit im Märkischen Kreis angekommen ist, machen die Jäger jetzt, wenn ein Wildschwein geschossen wurde, nicht nur die übliche Trichinenschau, sondern sie entnehmen den Tieren auch Blutproben, die dann auf das Virus geprüft werden.

Funde toter Wildschweine unbedingt melden

Ganz wichtig ist für den Hegeringleiter auch der Aufruf: „Sollte jemand im Wald ein totes Wildschwein finden, sollte er den Fund unbedingt und sofort dem jeweiligen Pächter melden. Wenn er ihn nicht kennt, kann die Meldung auch bei der Polizei oder dem Ordnungsamt erfolgen!“, bittet er eindringlich.

Sollte tatsächlich ein Wildschwein positiv getestet werden, werden rund um den Fundort des toten Tieres zwei Kreise gezogen. Der innere Kreis bedeutet ein absolutes Waldbetretungsverbot in diesem Bereich. Das gilt für Privatleute, aber auch für Landwirte und Jäger.  „Da werden dann nicht nur Schilder aufgestellt, sondern es wird auch ein Zaun gezogen. Die Wildschweine in diesem Bereich können dann nicht raus, um die Krankheit weiter zu verbreiten. Und die Behörden werden das Betretungsverbot auch genau kontrollieren“, erklärt Schnöring das Prozedere.

Weibliche Wildschweine mit ihren Jungtieren sind eher standorttreu.
Foto: Symbolfoto: Pixabay

Wanderer können das Virus verbreiten

Für den Hegeringleiter sind neben den Wildschweinen selbst auch die Wanderer, die gerne durch die heimischen Wälder spazieren, eine große Gefahrenquelle: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie – völlig unbewusst – das Virus mit ihren Schuhen von einem Wald in den anderen tragen.“ Ein entsprechendes Szenario könnte so aussehen: Ein Wildschwein verendet an der Schweinepest. Das tote Tier wird von einem Fuchs gefressen. Wenn dieser dann weiterläuft, könnte er ein noch so kleines Stück des Wildschweins mit sich tragen und irgendwo verlieren. Wenn ein Wanderer dann - ohne es zu merken - in dieses winzige kontaminierte Stück tritt, bleibt es in seiner Schuhsohle hängen. Dann fährt er zum nächsten Wald, geht mit diesen Schuhen weiter, das Stück fällt aus der Schuhsohle, das nächste Schwein frisst es und erkrankt.

„Das Einzige, was dagegen hilft“, so Schnöring, „ist eine gründliche Reinigung der Schuhe nach jedem Waldspaziergang!“

Wanderschuhe sollten nach jedem Waldspaziergang gereinigt werden.
Foto: Pexels

Der Hegeringleiter hat auch noch eine weitere Theorie, wie die Schweinepest überhaupt in unsere Gegend gekommen ist. „Da die ASP über Osteuropa nach Deutschland gekommen ist, besteht durchaus die Möglichkeit, dass die osteuropäischen Arbeiter, die wir in unseren Wäldern beschäftigen, das Virus unbeabsichtigt aus der Heimat mitgebracht haben. Das kann ein Stück Wurst gewesen sein, das das Virus trägt und vom Menschen nicht erkannt werden kann. Wird diese Wurst dann bei einer Pause im Wald nicht aufgegessen und der Rest weggeworfen, nimmt ein neugieriges Wildschwein es auf und ist damit infiziert.“

Große Gefahr für den Bestand der Hausschweine

Die Verbreitung des Virus ist ohne Frage verhängnisvoll für Wildschweine. Aber noch dramatischer sind die Auswirkungen für die Züchter von Hausschweinen. So werden auf dem Neuland-Hofladen Hedfeld in Halver zwischen Anschlag und Kreuzberg Schweine in Außenhaltung gezüchtet. Eine artgerechte Haltungsform, die aber für die Schweine durch die ASP lebensgefährlich werden kann.

„Natürlich haben wir Angst. Wir wissen ja nicht, was kommt, und überlegen, wie wir die Gefahr für unsere Tiere abwenden können“, sagt Stefan Hedfeld. „Wir haben schon im letzten Jahr – in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt - angefangen, unsere Anlagen entsprechend zu sichern.“

Hausschweine sind - vor allem in Freilandhaltung, wie hier auf dem Hof Hedfeld - durch das ASP-Virus gefährdet.
Foto: Gerdel

So wurden auf dem Hof die Zaunanlagen für die Tiere weiter gesichert. „Außen wurde ein Schutzbereich durch einen doppelten Zaun geschaffen. Der verhindert, dass Wildschweine und Hausschweine in Rüsselkontakt kommen können. Der innere Zaun ist schon mit Strom geführt, so dass sich die Hausschweine eigentlich nicht dran trauen. Der äußere wird noch unter Strom gesetzt, damit auch die Wildschweine den Kontakt vermeiden“, erklärt Stefan Hedfeld die Sicherungsmaßnahmen. „Außerdem halten wir unsere Schweine im Sichtbereich des Hauses. Wildschweine würden also von uns auf jeden Fall bemerkt.“

Auf dem Bauernhof ist der Mensch die größte Gefahrenquelle für die Schweine

Auf dem Hof weisen Schilder darauf hin, dass das Füttern der Tiere und das Betreten der Anlagen verboten sind, denn auf dem Hof ist die größte Eintragungsquelle für das Virus ganz klar der Mensch. „Wir haben zum Beispiel extra Schuhwerk, das nur bei den Schweinen getragen wird, damit wir darüber keine Krankheiten eintragen können. Denn wenn jemand in den Kadaver eines erkrankten Tieres getreten hat und Reste an den Schuhsohlen hat, kann er diese dann in den Schweinestall tragen. Schweine sind sehr neugierig, riechen und lecken daran und werden krank.“, bestätigt Stefan Hedfeld die Aussage des Hegeringleiters Axel Schnöring, dass Schuhe eine große Gefahrenquelle darstellen.

Daher werden Besucher des Hofes auch gefragt, ob sie sich im Vorfeld in einem Gebiet aufgehalten haben, das von der ASP betroffen ist. „Viel mehr können wir nicht machen“, bedauert er, „denn gegen ein Virus ist man relativ machtlos.“

Kartoffelfest soll stattfinden

Hoffnung macht Stefan Hedfeld aber allen Freunden des herbstlichen Kartoffelfestes auf dem Hof. „Das Kartoffelfest wird stattfinden, sofern es uns nicht behördlich untersagt wird“, bekräftigt er. Die Ställe werden abgeriegelt und er hofft darauf, dass die Besucher diese Sicherungsmaßnahmen verstehen werden.

Infos:

Wie ist die ASP nach Deutschland gekommen?

Die ASP ist nach bisherigen Erkenntnissen von Afrika über Osteuropa - genauer gesagt über Georgien, Russland, Belarus, die Ukraine, die baltischen Staaten und Polen - nach Deutschland gekommen.

Wie ist die aktuelle Situation in unserer Region?

Im Juni wurde im Kreis Olpe bei einem verendeten Wildschwein die ASP festgestellt. Inzwischen wurde das Virus im Kreis Olpe und im Kreis Siegen-Wittgenstein bei rund 40 Tieren festgestellt. Im Hochsauerlandkreis gibt es die ersten Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der ASP.

Wie können solche Sperrungen wieder aufgehoben werden?

Im Kreis Olpe, in dem die Schweinepest festgestellt wurde, werden jetzt im inneren Schutzkreis alle Wildschweine getötet und getestet. Wenn dann nach einer gewissen Zeit keine weiteren Tiere mit Virus gefunden werden, gibt es eine Aufhebung der Sperre.

Sind alle Wildschweine gleich gefährlich für die Übertragung des Virus?

Die Bachen mit ihren Frischlingen sind meist standorttreu. Daher geht von ihnen die geringste Gefahr aus, das Virus zu verbreiten. Gefährlicher sind die Jungschweine, die einjährig von den Müttern vertrieben werden und relativ orientierungslos durch die Wälder streifen, um sich zu neuen Gruppen zusammenzufinden.

Klimawandel

Durch den Klimawandel und die damit verbundenen weniger strengen Winter vermehren sich Wildschweine stärker, da sie sich häufiger paaren und somit mehr Frischlinge geboren werden. Eine höhere Population bedingt entsprechend mehr Virusträger.