Heike Müller-Bärwolf, verantwortlich für die Entstehung der TUMO-Box in Halver, stellte den Mitgliedern des Ausschusses für Bildung und Jugend das Projekt final vor. Nach den Herbstferien kann es mit dem digitalen Lernprojekt aus Armenien, das mittlerweile weltweite Bekanntheit erreicht hat, im Coworking-Space an der Frankfurter Straße losgehen.
Startete das Projekt "TUMO" ursprünglich in der armenischen Hauptstadt Jerewan im Jahr 2008, entwickelte es sich mittlerweile zu einem weltweiten Franchisesystem. Dahinter verbirgt sich ein kostenfreies Lernsystem für jungen Menschen im Alter zwischen 12 bis 18 Jahren, die sich in verschiedenen digitalen Lernfeldern freiwillig und außerschulisch Wissen für das echte Berufsleben aneignen können (LokalDirekt berichtete).
"Es ist sicherlich schwierig zu verstehen, wenn man es noch nie gesehen hat", räumte Kai Hellmann, Fachbereichsleiter für Bildung, Sport und Liegenschaften der Stadt Halver, zum Beginn der Vorstellung im Coworking-Space ein. Der Tagungsort war sinnvoll gewählt, denn zum Ende der Sitzung bestand so die Möglichkeit, sich von den Räumlichkeiten einen ersten Eindruck zu verschaffen. Dass es sich in Halver in zweierlei Hinsicht um eine Besonderheit handelt, machte Müller-Bärwolf während ihrer rund 45-minütigen Vorstellung deutlich. So sei die Box in Halver zum einen die erste, die außerhalb von Armenien (dort gibt es bereits 34 Stück) sei und zum anderen nicht in einem Container, sondern in einem Gebäude verwirklicht wird.
Zu einer Box gehört im Konzept jedoch stets ein Center, in dem die Jugendlichen alle technischen Möglichkeiten vorfinden - wie ein Tonstudio oder professionelle Videotechnik. In Halver ist demnach nur das Lernen in kleinen Gruppen von bis zu 14 Jugendlichen mit einem "Coach" in Selbstlernphasen an Laptops möglich. Damit die jungen Lernwilligen jedoch nicht stets in die Nachbarstadt Lüdenscheid, wo ein TUMO-Center zu finden ist, fahren müssen, gibt es die entsprechenden Boxen. Ebenso gehört zum Konzept, dass die "Member" - so nennt Müller-Bärwolf - die Jugendlichen, nur in der Box oder im Center lernen können. "Homeoffice" ist nicht vorgesehen, damit das Lernen in der Gemeinschaft gefördert wird.
In acht unterschiedlichen Themenfeldern können junge Menschen aus der Region - darunter Programmieren bis hin zu Filmmaking - zukünftig Erfahrungen sammeln. Auch Mädchen würde das Angebot in Lüdenscheid bereits gut ansprechen, weiß Müller-Barwolf bei der Betrachtung der Quote von 30 Prozent weiblicher "Member." Ebenso anders als bei anderen Bildungssystemen ist, dass nach einer Teilnahme nicht vorgesehen ist, ein Zertifikat zu erhalten. Die Rede ist vom "living diploma", also alle Projekte, die man während einer mehrmonatigen Phase entwickelt hat.
Die Mitglieder des Bildungsausschusses wusste die Vortragende auch damit zu überzeugen, dass die zuvor angesetzten Nutzung- und Franchisegebühren bei der Halveraner Box entfallen, weil es die erste Box außerhalb von Armenien ist, die weltweit öffnet. Aufgrund dieser Sonderstellung werden sich in Zukunft auch alle weiteren Boxen an das (Design-)konzept richten müssen. Auch die Technik wird in Halver durch eine Leihgabe der b.invest, eine eigens für das TUMO-Center in Lüdenscheid gegründete gemeinnützige GmbH, sichergestellt.
Um nun Halveraner Schüler für die TUMO-Box zu begeistern, werden Coaches das Angebot in den Schulen präsentieren und werben. In den ersten vier Wochen nach den Herbstferien lernen die "Member" dann die acht möglichen Themenfelder kennen und spezialisieren sich dann auf eines.
Dr. Sabine Wallmann (UWG) regte an, "wir brauchen nicht nur Schüler, sondern auch Unternehmen, die das Projekt spannend finden." Denn für Geld und Ideen wäre man dort an der richtigen Adresse. Auch Bürgermeisterkandidat Sascha Gerhardt (CDU) schloss sich Wallmanns Äußerungen an und macht deutlich, dass er im Wahlkampf Halveraner Unternehmern bereits TUMO als kreative Idee angeboten habe und Unternehmen ohnehin stets auf der Suche nach neuen Lösungen seien. "Ich glaube, dass wir einen riesigen Fortschritt gemacht haben", meint er. Auch SPD-Bürgermeisterkandidat Armin Kibbert sagte:" Ich bin froh, dass es jetzt los geht. Die Vorbehalte haben wir über Bord geworfen."
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