Auf Facebook häufen sich in letzter Zeit die Kommentare, die das Umfeld der Altkleidercontainer bemängeln. LokalDirekt hat beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) nachgefragt - wir wollten die Gründe der Misere wissen.

An insgesamt 22 Standorten sammelt das DRK Halver in Containern die Altkleider ein - ein Einwurf ist jederzeit und kostenlos möglich. Doch wenn die Container voll sind, landet immer häufiger säckeweise alte Kleidung neben den Containern. Bürgermeister Michael Brosch erklärt: „Das Rote Kreuz hat für die Abholung einen Dienstleister beauftragt. Der Markt für Altkleider ist leider ziemlich zusammengebrochen mit allen negativen Folgen. Das Rote Kreuz wird hier kurzfristig mit eigenen personellen Ressourcen und Möglichkeiten der Zwischenlagerung aushelfen."

Rotkreuzleiter Sebastian Pinter und sein Stellvertreter Max Hecker zeigen auf: "Es gibt viel mehr Altkleider als Verwerter." Denn die Menge der Textilien in den Containern ist in den vergangenen Jahren drastisch angestiegen: Waren es 2017 noch 30 Tonnen im gesamten Jahr, sammelt das DRK aktuell rund zehn Tonnen pro Monat. Beide wollen sich nicht auf einzelne Ursachen festlegen, Hecker sieht "das Kreislaufwirtschaftsgesetz auf jeden Fall als einen Grund dafür", Pinter vermutet auch "Fast Fashion wirkt mit dazu." Dass es noch weitere Einflüsse gibt, möchten beide nicht ausschließen.

Es ist jedoch kein hausgemachtes Problen in Halver. Iris Jänicke, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes im evangelischen Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg, hat die gleichen Beobachtung gemacht. Und genau wie die Helfer des DRK Halver sieht sie auch zunehmend Müll in den Sammlungen. Die Halveraner haben bereits Werkzeugkisten, Gardinenstangen und Mülleimer aus ihren Containern gezogen.

Genau wie Jänicke haben die beiden auch das Kreislaufwirtschaftsgesetz in Verdacht. Eine aktuelle Änderung, die zu Beginn des Jahres in Kraft getreten ist, verpflichtet zur Wiederverwertung von gebrauchten Textilien, eine Entsorgung über den Hausmüll ist verboten. Dies betrifft jedoch nur Textilien in einem guten Zustand; defekte und nicht mehr tragbare Textilien dürfen weiter im Restmüll entsorgt werden. Die Zunahme an nicht mehr nutzbarer Kleidung ist auch für die DRK-Sammlung eine Herausforderung.

"Ein Teil wird wiederaufbereitet und wieder als Kleidung genutzt", so Hecker im LokalDirekt-Gespräch. "Kaputte Textilien werden zu Putzlappen oder Fußmatten verarbeitet. Rund zehn Prozent der Containerinhalte bestehen aus nicht nutzbarem Müll."

Eine Anfrage bei dem vom DRK Halver beauftragten Unternehmen ergab, dass dieses um die Problemen weiß, aber ebenfalls an den Kapazitätsgrenzen arbeitet. Üblicherweise kommt einmal die Woche ein Fahrer aus Dortmund nach Halver und leert die Container. In der vergangenen Woche seien es fünf Fahrten gewesen, so das Unternehmen.

Doch auch die Ehrenamtlichen des DRK, die mit den Einnahmen ihre kostenintensiven Einsätze und Ausbildungen in Rettungsdienst und Katastrophenschutz finanzieren, sind engagiert. Sämtliche Containerstandorte wurden kontrolliert und gereinigt, herumliegende Textilien teils säckeweise eingesammelt. Sie warten nun zentral darauf, dass der Dortmunder Dienstleister sie abholt. Zudem hat das DRK auf der Website einen "Altkleider-Mängelmelder" eingerichtet. Hier können Bürger unkompliziert Probleme mit den Containern mit wenigen Klicks melden; das Team des DRK Halver kümmert sich dann, um bis zur nächsten regulären Abholung einen ordentlichen Platz zu haben.