Vor 30 Jahren hatte es die DROBS mehrheitlich mit Heroinabhängigen zu tun, berichtete Hendess. Heute sind Zielgruppen, Problemlagen und Gesundheitsrisiken mit der rasanten Zunahme unterschiedlicher synthetischer Drogen deutlich vielschichtiger. Laut Europäischer Drogenbeobachtungsstelle wurden allein 2024 rund 930 neue psychoaktive Substanzen gemeldet. Im Märkischen Kreis beobachtet die DROBS einen verstärkten Mischkonsum sowie einen Anstieg bei Crack, Kokain und synthetischen Opioiden.
In den vergangenen zehn Jahren sei der Drogenkonsum weltweit insgesamt um 23 Prozent angestiegen, Drogenkonsumstörungen um 45 Prozent, erläuterte Meuser die globale Entwicklung. Dabei erhält nur jeder fünfte Betroffene eine angemessene Behandlung. Auch in Deutschland bieten die Zahlen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen Anlass zur Sorge: Etwa 1,3 Millionen Menschen mit problematischem Konsum illegaler Drogen sind in Deutschland registriert. 2023 verstarben 2.227 Personen – so viele wie nie zuvor im Zusammenhang mit dem Konsum illegaler Substanzen. Etwa vier bis fünf Prozent der Bevölkerung leidet an einer Abhängigkeit von legalen oder illegalen Drogen. Die Versorgungsquote liegt formal bei 10 bis 15 Prozent. Das sei eine gute Basis, so Meuser, aber Experten fordern mehr zielgruppenorientierte und regionale Angebote sowie mehr Prävention.
Prävention ab der KiTa
Darauf stellt sich die DROBS mit ihren vielfältigen Beratungs- und Präventionsangeboten sowie die Vermittlung in Therapie ein. Ilona Meuser nannte Zahlen: Im vergangenen Jahr hatte die DROBS 997 Klienten (2023: 1039) und insgesamt 4497 Beratungskontakte (2023: 4848). Dabei gelang es, 109 Abhängige in Entgiftungen (2023: 120) und 147 in Drogentherapien (2023: 173) zu vermitteln.

Im Rahmen der Prävention hat die DROBS 2024 rund 60 Veranstaltungen umgesetzt, darunter auch mehrtägige Formate und Fachveranstaltungen. Prävention fängt dabei bereits in Kita und Schule an. Ein besonderes Highlight war die medienfreie Kanu-Tour auf der Lahn – ein gemeinsames Projekt mit dem Jugendamt Hemer, das Jugendlichen Raum für Selbsterfahrung und Austausch bot.
„Durch Schulungen für Multiplikatoren, darunter Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter, konnten wir präventive Ansätze weiter in die Fläche tragen“, resümierte Ilona Meuser. Seit der Legalisierung von Cannabiskonsum hat die Nachfrage nach Informationen deutlich zugenommen, besonders im Austausch mit Auszubildenden.
„Kein Betrieb ohne Suchtproblematik“
Auch für die Betriebliche Suchtvorbeugung bietet die DROBS Präventionsformate an. „Es gibt keinen Betrieb, keine Verwaltung im Märkischen Kreis ohne Suchtproblematik“, betonte die Geschäftsführerin. Sorge bereitet ihr die zunehmende Zahl suchtkranker Obdachloser. „Wir dürfen diese Gruppen nicht am Rande stehen lassen“, appellierte Meuser. Es müsse dringend mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden. Auch würden viel mehr Praxen für die Drogen-Substitution benötigt. Zurzeit sind es fünf mit zusammen 19 Plätzen in Iserlohn, an den Märkischen Kliniken in Lüdenscheid sowie in Halver.
Der Appell an die Mitglieder des Ausschusses für Gesundheit und Soziales verfehlte seine Wirkung nicht. Auf Anregung des Ausschussvorsitzenden Bernd Alban, der nicht wieder für den Kreistag kandidiert, schrieben sie ins Aufgabenblatt ihrer Nachfolger nach der Kommunalwahl im September, die Arbeit der Anonymen Drogenberatung im Märkischen Kreis auch in Zukunft finanziell sicherzustellen. Mitglieder des Trägervereins der DROBS sind die Städte bzw. Gemeinden: Altena, Balve, Halver, Hemer, Herscheid, Iserlohn, Kierspe, Lüdenscheid, Märkischer Kreis, Meinerzhagen, Nachrodt-Wiblingwerde, Neuenrade, Plettenberg, Schalksmühle und Werdohl.