Fünf Kandidaten - ein Amt - die Bürger entscheiden. Wer wird Bürgermeisterin oder Bürgermeister in Halver? Am 14. September wissen wir's - sollte es zu keiner Stichwahl kommen. Im Rahmen der Kommunalwahl haben die Halveraner in diesem Jahr die Qual der Wahl. LokalDirekt stellt die fünf Kandidaten in ausführlichen Interviews vor. Was bewegt sie? Welche Ideen haben sie für die Stadt? Wofür stehen sie? Was ist ihr Plan für Halver? Am Schluss unserer Interview-Reihe stellen wir die parteilose Tula Pak vor.

Von Null auf Vollgas - so könnte man das politische Engagement von Tula Pak beschreiben. Die 43-Jährige hatte im Februar als erste Kandidatin ihre Avancen auf den Chefsessel im Halveraner Rathaus bekanntgegeben. Obwohl sie bislang weder Berührungspunkte mit Politik und Verwaltungsstrukturen hatte, möchte die Mutter von zwei Kindern alles geben, um die Stadt nach ihren Vorstellungen lebenswerter zu gestalten – Kinder und Jugendliche liegen ihr dabei besonders am Herzen.

Derzeit arbeitet Tula Pak im Solarium. Früher verbrachte die Halveranerin viel Zeit auf dem Sportplatz – sowohl als Spielerin als auch als Trainerin an der Seitenlinie bei TuS Halver, Phönix Halver und Türkisch SV Halver. Derzeit widmet die 43-Jährige ihre Freizeit gern ihrem Pferd.

LokalDirekt: Als Treffpunkt haben Sie das Tortenatelier gewählt. Warum sind wir hier, was bedeutet Ihnen dieser Ort?

Tula Pak: Es ist einfach ein gemütlicher Ort im Zentrum von Halver, wo ich sehr vielen Menschen begegne, die ich kenne. Ich bin gerne hier – sei es für eine Tasse Kaffee, das tolle Frühstücks-Buffet oder um einfach in Ruhe auf der schönen Terrasse zu sitzen.

Aus welcher Motivation heraus möchten Sie Bürgermeisterin werden?

Meine Motivation ist es, eine Stadt zu gestalten, in der sich Menschen – unabhängig von Alter, Herkunft oder Lebenssituation – wohlfühlen, sicher sind, wo sie gehört und unterstützt werden. Ich will mich für die Bürger einsetzen, weil ich auch die Sicht eines Bürgers selber kenne.

Ich spielte schon seit dem vergangenen Jahr mit dem Gedanken, mich als Bürgermeister-Kandidatin aufzustellen. Ich kenne hier sehr viele Leute, die schon oft zu mir gesprochen haben und mir ihre Sorgen mitgeteilt haben, was ihnen an dieser Stadt fehlt – und da habe ich mir gedacht: „Warum denn immer meckern? Wieso stelle ich mich nicht einfach selber auf?"

Sie treten parteilos an. Warum?

Ich möchte an keine Partei gebunden sein. Ich bin frei und habe so mehr Einfluss auf die Bürger, weil ich keine strukturellen Vorgaben einhalten muss. Dadurch habe ich mehr Macht und kann Entscheidungen schneller und einfacher treffen.

Sie haben weder Politikerfahrung noch Vorkenntnisse in der Verwaltung – glauben Sie, dass das ein Nachteil für Sie sein kann?

Genau, ich habe keine Vorerfahrungen. Viele denken auch, dass das ein Nachteil sein könnte, doch ich bin der Meinung, dass ich dadurch nicht benachteiligt bin. Vielmehr sehe ich es als Chance, weil ich unvoreingenommen bin und keine festgefahrenen Abläufe im Kopf habe. Ich bringe frischen Wind mit, vor allem sehe ich die Situation als Frau mit zwei Kindern noch einmal aus einem anderen Blickwinkel. Verwaltung kann man lernen. Mut, Haltung und ein offenes Ohr glaube ich nicht.

Sie werben mit dem Spruch „Mit Herz und Verstand für unsere Stadt“ – reicht das, um damit als Bürgermeisterin zu bestehen?

Ja, ich denke schon. Für die Bürger da zu sein ist schon eine Menge wert. Viele Bürger werden nicht gehört oder gesehen und fühlen sich benachteiligt. Ich glaube, dass ich mit meiner Einstellung schon viel bewirken kann.

Tula Pak.
Foto: Jung

Welche Schwerpunkte setzen Sie im Wahlkampf?

Mein Schwerpunkt liegt in einer starken Wirtschaft. Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten, ist für mich auch sehr wichtig. Dazu möchte ich bezahlbaren Wohnraum schaffen, weil Wohnen kein Luxus sein darf. Außerdem ist es notwendig, Energie effizient zu nutzen und für Nachhaltigkeit zu sorgen.

Ganz besonders liegt mir auch die Förderung der Jugend am Herzen, weil ich wie gesagt selbst Kinder habe und weiß, dass für diese Gruppe mehr getan werden muss.

Junge Menschen sagen: „Hier ist nichts los.“ – Stimmt das? Und wenn ja, nennen Sie mögliche Lösungsansätze.

Für die Jugend, die unsere Zukunft ist, gibt es in der Tat viel zu wenig Angebote. Viele ziehen nach der Schule oder nach der Ausbildung weg und das möchte man ja nicht. Man will die Leute in Halver halten und eine Stadt bieten, in der Jugendliche gerne sind.

Ein Ort, an dem Jugendliche sich gut aufhalten können, ist das wieder neu eröffnete Jugendcafé. Das Problem ist, dass es nur einmal in der Woche geöffnet hat, sodass die Leute nicht die Möglichkeit haben, regelmäßig nach der Schule oder am Wochenende im Aquarium vorbeizuschauen. Eine Idee wäre, dort öfter Angebote anzubieten, wie zum Beispiel eine Kinder-Disco mit alkoholfreien Cocktails, wo man nett zusammen sitzen, quatschen und Spaß haben kann.

Es braucht nur unbedingt Leute, die sich dazu bereiterklären, ehrenamtlich zu helfen. Wenn es genug Ehrenamtler geben würde, dann wäre das Café auch jeden Tag geöffnet. Eine Sarah Behr, die das Jugendcafé aktuell alleine besetzt, kann das nicht alles ohne Hilfe stemmen. Ich bin mir dafür auch nicht zu schade selber anzupacken. Ich habe bereits angeboten im Jugendcafé zwei bis dreimal im Monat zu helfen, weil ich keine Bürgermeisterin sein möchte, die nur auf bestimmten Veranstaltungen vor Ort ist – ich möchte selber etwas tun. Das ist mir sehr wichtig. 

Eine weitere Idee, die mir im Kopf schwirrt, ist, eine monatliche Beach-Party zu organisieren – zum Beispiel auf dem Platz beim Eiscafé Sole. Mir gefällt auch die Idee eines Open-Air Kinos. Der Rathauspark ist dafür ein geeigneter Ort, um mit Freunden oder mit der Familie zusammen zu sitzen und Filme zu schauen.

Apropos junge Leute. Immer wieder wird die mangelhafte Anbindung der Stadt an den öffentlichen Personennahverkehr kritisiert. Wie könnte eine Lösung Ihres Erachtens nach aussehen?

Ja, das stimmt, da müsste man schauen, dass sich etwas tut. Wer mit 18 Jahren kein Auto hat, ist aufgeschmissen. Ich würde mit den Busunternehmen sprechen, damit schnellere und vor allem mehr Möglichkeiten entstehen, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Dadurch würden auch neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Vielleicht würden die Leute dann auch öfter das Auto stehen lassen. Zudem würde ich die Einführung eines Nachtbusses gut finden.

Leere Ladenlokale im Ortskern. Wie könnten die Stadt und Sie als Bürgermeisterin Halver wieder attraktiver für Einzelhändler machen?

Zum Beispiel durch weniger Bürokratie. Einzelhändler sollten die Zeit bekommen, sich zu finden. Ich habe auch darüber nachgedacht, dass im ersten Jahr die Steuern für Neugründer gesenkt werden könnten, um ihnen den Einstieg zu erleichtern und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich in Ruhe etwas aufzubauen.

Wer Ihre Ansätze verfolgt, merkt schnell, dass Ihnen die Themen rund um Kinder und Jugend wichtig sind. Was sind Ihre konkreten Vorstellungen und Ideen, um die Jugend mehr zu fördern und Perspektiven zu schaffen?

Ich habe schon einige Dinge  – Stichwort Jugendcafé, Open-Air Kino und Beach Party - genannt. Insgesamt möchte ich, dass mehr Aktivitäten angeboten werden, auch auf Vereinsebene. Es ist wichtig mit den Menschen zu reden und zusammenzuarbeiten, um die Interessen der Leute auch wirklich umzusetzen.

Manche wissen auch nicht, dass bestimmte Veranstaltungen stattfinden. Da müssten die Leute auch besser und anders erreicht werden – zum Beispiel über Social Media: Ich möchte eine Instagram-Seite einrichten, auf der mich die Menschen immer anschreiben können, um nahbarer zu sein. Ich möchte immer erreichbar sein – 24 Stunden am Tag. Außerdem bin ich der festen Überzeugung, dass es regelmäßiger Bürgermeistersprechstunden geben sollte. Einmal im Monat ist zu wenig.

Wenn ich Bürgermeisterin werden sollte, möchte ich auch unbedingt einen jungen Rat zusammenstellen. Ich finde, dass junge Menschen ein Mitspracherecht haben müssen, weil sie auf solche Themen auch nochmal anders schauen. Sie können erzählen, wo etwas schief läuft und was in der Stadt anders gemacht werden muss. Dafür ist es wichtig, die Politik attraktiver zu gestalten, damit sie Lust bekommen mit anzupacken. Ich glaube auch, dass es einige junge Menschen gibt, die daran interessiert sind, Entscheidungen mitzutreffen.

Sie möchten die Schulgebäude innen sowie außen modernisieren. Was genau muss verbessert werden?

Eigentlich alles. Mein Sohn, meine Mutter und ich sind alle zur Humboldtschule beziehungsweise zur Realschule gegangen, und die Schule ist immer noch auf demselben Stand wie zur Zeit meiner Mutter. Die Böden und Türen, die raushängenden Kabel und die Klassenräume, die noch aussehen wie in den 70er Jahren, sind viel zu veraltet – sie müssen moderner gestaltet werden, um mehr der heutigen Zeit zu entsprechen.

Ich finde auch, dass die Digitalisierung an Schulen gefördert werden sollten. Es muss mehr mit Tablets gearbeitet werden, wie auch zu Corona-Zeiten. In der Humboldtschule klappt das aktuell noch nicht.

Foto: Jung

Bezahlbarer Wohnraum – wo und in welchem Rahmen soll der entstehen?

Ich würde den Wohnraum verwenden, der bereits da ist und leer steht - es müssen keine Einfamilienhäuser gebaut werden, sondern Mehrfamilienhäuser, wo Menschen hinziehen können, die nicht das nötige Geld haben. Wohnen darf kein Luxus sein.

Ich bin zwar in der Materie nicht drinnen, aber ich werde mal gucken, was sich da machen lässt. Man müsste auf jeden Fall enger mit der Wohnbaugesellschaft und -genossenschaft arbeiten oder mit den Eigentümern sprechen, die Wohnungen vermieten. Irgendwie wird man bestimmt einen gemeinsamen Nenner finden, um die Miete oder die Nebenkosten zu senken.

Was sollte Ihrer Meinung nach noch in Halver umgesetzt werden? Woran fehlt es und wie soll das alles finanziert werden?

Mehr habe ich nicht. Es wurde alles schon erwähnt.

Ich bin in der Thematik nicht drinnen, aber ich belese mich und bekomme das auch mit - die Haushaltskasse ist sehr belastet, das ist wirklich so, aber nicht alles kostet Millionen, manches kostet nur Priorität. Man muss abwägen, welches Projekt wichtiger ist. Der Rest kann immer noch nach und nach gemacht werden.

Die Frage, die ich mir stelle, wenn ich Bürgermeisterin werden würde: Was bringt es den Menschen und was kostet es wirklich? Wenn etwas gebaut werden soll, dann möchte ich den Grund wissen, wieso es so viel kostet, und im Anschluss muss hinterfragt werden, ob das wirklich notwendig ist. Zum Beispiel finde ich so manche Ampelanlagen in Kleinstraßen unnütz, die man so nicht bräuchte.

Was hat denn für Sie Priorität?

Die Sanierungen von Straßen und Bürgersteigen in der Stadt haben oberste Priorität. Es ist wichtig, dass ältere Menschen problemlos mit ihrem Rollator oder Rollstuhl unterwegs sein können. Bei mir zu Hause an der Parkstraße ist es eine Katastrophe. Dort würde niemand mit seinem Rollator oder Rollstuhl vorbeikommen können.

Auch Solaranlagen haben für mich höchste Priorität. Das kostet zwar zu Beginn viel, spart aber auf lange Sicht einiges an Geld ein.

Was sind weitere Möglichkeiten, um Geld einzusparen?

Das wüsste ich jetzt nicht.

Die Finanzlast auf die Kommunen steigt. Halver ist hoch verschuldet. Wie gelingt der Weg zur schwarzen Null?

Ja, wie gesagt durch Prioritäten setzen. Was ist wichtiger? Was hat Vorrang?

Wie stehen Sie zur Kreisumlage?

Ich verstehe die Sorgen vieler Halveraner, wenn es um steigende Kosten geht. Ja, Dinge wie Krankenhäuser, sichere Straßen oder ein funktionierender Nahverkehr sind lebenswichtig, aber wir dürfen Halver nicht überfordern. Ich möchte mich mit voller Kraft dafür einsetzen, dass unser Geld auch wirklich dort ankommt, wo es gebraucht wird. Und ich werde für Mitsprache und Transparenz kämpfen, denn die Menschen in Halver verdienen Ehrlichkeit und eine faire Behandlung.

Alleinerziehende, ältere Menschen, Kinder. Wer wird in Halver Ihrer Meinung nach strukturell übersehen – und was möchten Sie dagegen tun?

Über Kinder und Jugendliche haben wir schon viel gesprochen, da braucht es mehr Angebote und Veranstaltungen. Für ältere Menschen wird hingegen bereits viel gemacht, insbesondere im Bürgerzentrum, das regelmäßig Veranstaltungen anbietet – das finde ich super toll. Ich habe auch schon selbst Einblicke bekommen, was dort alles gemacht und organisiert wird. Vielleicht könnten in Zukunft noch mehr Veranstaltungen hinzukommen, zum Beispiel Film- oder Spieleabende.

Auch für Alleinerziehende sollte noch mehr getan werden. Ich habe selbst zwei Kinder und wüsste nicht, wie ich das als alleinerziehende Mutter stemmen sollte. Es ist viel Verantwortung, und daher ist mehr Unterstützung wichtig – frag mich jetzt aber nicht, wie genau. Ich kann nur ein offenes Ohr anbieten und versuchen, in Gesprächen Lösungen zu finden.

Digitalisierung – ganz Deutschland redet darüber. Und trotzdem werden immer noch Faxe geschickt und Formulare ausgefüllt. Wird die Stadt mit Ihnen digitaler?

Auf jeden Fall muss das Amt digitalisiert werden – da stehe ich voll und ganz hinter. Digitalisierung ist die Zukunft, und da muss man mitgehen. Bürokratie, Genehmigungen und Anträge sollten schneller ablaufen. In Halver hängen wir in diesem Bereich noch sehr hinterher, auch an den Schulen.

Wie stehen Sie zum menschengemachten Klimawandel? 

Wir alle spüren es, der Klimawandel ist Realität, auch hier bei uns. Deshalb ist es für mich selbstverständlich, dass wir als Stadt Verantwortung übernehmen, um mehr auf unsere Umwelt zu achten.

Welche konkreten Maßnahmen muss die Stadt ergreifen?

Insbesondere sollte man darauf achten, seinen Müll vernünftig zu entsorgen. Ich rege mich täglich darüber auf, wie viel Müll auf den Straßen oder im Gebüsch liegt. Vielleicht könnten Kameras an öffentlichen Gebäuden die Leute abschrecken, ihren Müll auf die Straße zu werfen – allerdings bin ich mir nicht sicher, wie die Regelungen zum Datenschutz in diesem Zusammenhang aussehen.

Außerdem braucht es unbedingt mehr Mülleimer in der Stadt. Man geht teilweise an Straßen vorbei, an denen weit und breit keine Mülleimer zu sehen sind. Hier muss auf jeden Fall etwas unternommen werden.

Windkraftanlage, Freiflächensolaranlage und Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden – wie stehen Sie dazu?

Windkraft, Solaranlagen auf Freiflächen und vor allem auf unseren öffentlichen Gebäuden sind nicht nur ein Zeichen für Nachhaltigkeit, sondern auch für Zukunftsdenken. Ich wünsche mir, dass Halver mutig vorangeht, aber immer gemeinsam mit den Menschen vor Ort. Klimaschutz funktioniert nur, wenn wir ihn zusammen gestalten.

Fahrradfahren ist für viele nur eine Ausflugsbeschäftigung – doch eigentlich müssten wir als Stadt viel öfter das Rad nutzen, um vom Auto wegzukommen und etwas für das Klima zu tun. Wie sehen Sie das? Welchen Beitrag muss jeder Bürger für das Klima leisten?

Man kann niemanden zu etwas zwingen. Wir können nur immer wieder appellieren, dass die Bürger eigenverantwortlich auf die Umwelt achten, ihren Müll in den Mülleimer werfen und ihn nicht daneben entsorgen.

Außerdem sollte jeder mehr Strecken mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurücklegen. Ich beobachte jeden Morgen vor der Schule das Verkehrschaos, obwohl viele so nah an der Schule wohnen und trotzdem mit dem Auto gebracht werden – das kann ich nicht verstehen. Wenn man gar keine Lust hat, Fahrrad zu fahren, können sich die Menschen auch E-Scooter anlegen. Das sehe ich neuerdings auch ganz oft, dass insbesondere Jugendliche viel damit rumfahren.

Foto: Jung

Und was leisten Sie?

Müll sammeln. Und das nicht nur während Aktionen wie „Sauberes Halver", sondern auch privat regelmäßig.

Halver ist beim Fahrradklimatest bundesweit, von 1047 Städten, die teilgenommen haben, auf dem fünftletzten Platz gelandet und erhielt die Note 5+. Wollen Sie die Situation für Radfahrer in Halver verbessern und wenn ja, wie?

Also, wenn ich mir diese Zahlen anschaue, sehe ich keinen Sinn darin, Fahrradwege auszubauen und dafür Geld auszugeben. Am Ende sind hier Wege für Fahrradfahrer, die dann nicht genutzt werden – wofür also der Aufwand und das Geld, wenn eh niemand Fahrrad fährt?

Ich könnte natürlich auf der Instagram-Seite, von der ich bereits gesprochen habe, eine Umfrage starten und abfragen, wer die Fahrradwege nutzen würde. Damit erreicht man noch einmal viele Leute und kann so besser abschätzen, ob das bei den Bürgern ankommt.

Ansonsten erscheinen mir die Radwege, wenn ich mir die aktuellen Ergebnisse anschaue, zu unsicher – und das ist traurig. Wir wohnen hier so schön ländlich, und trotzdem fährt kaum jemand Fahrrad. Eigentlich sollten wir alle das Rad mehr nutzen. Wir können etwas für das Klima tun, aber nur, wenn alle gemeinsam daran arbeiten. Anders funktioniert es nicht.

Auch wenn Sie selber keiner Partei angehören - Warum ist eine klare politische Positionierung Ihrer Meinung nach gerade in diesen Zeiten wichtiger denn je?

Weil wir nicht mehr wegsehen dürfen. Es geht um unsere Zukunft, um das, was wir unseren Kindern hinterlassen, und es reicht nicht zu sagen: „Ich bin unpolitisch.“

Wenn wir uns nicht klar äußern, überlassen wir das Feld denen, die laut sind, selbst wenn sie Menschen ausgrenzen.

Ich bin zwar parteilos, aber ich stehe für Menschlichkeit und für eine Stadt, in der jede Stimme zählt, unabhängig von Herkunft, Einkommen oder Meinung.

Angenommen, es ist Ihr erster Tag als Bürgermeisterin – mit welchem Projekt fangen Sie nach dem ersten Kaffee an?

Ich würde erstmal schauen, was zu tun ist, weil ich ja nicht aus der Verwaltung komme und keine Ahnung habe. Daher sollten mich die Kollegen erstmal einarbeiten – ich denke, dass es nicht so einfach ist, direkt loslegen zu können. Ich muss erstmal die Abläufe lernen, und dafür brauche ich zu Beginn Unterstützung.

Welche Schlagzeile würden Sie in fünf Jahren gerne über Ihre Amtszeit lesen?

Eine Bürgermeisterin, die verspricht, was sie hält und für ihre Bürger da ist.

Und welche lieber nicht?

Die hat keine Ahnung, die muss weg.

Haben Sie noch etwas zu sagen, was bis jetzt unerwähnt blieb?

Mir fällt nichts mehr ein. Ich denke, dass ich alles gesagt habe.

Begründen Sie, warum ausgerechnet Sie die perfekte Bürgermeisterin für Halver sind. Sie haben 60 Sekunden Zeit. Ohne groß nachzudenken: Bitte.

Hinweis der Redaktion

Die Interviews mit den Bürgermeisterkandidaten/innen sind an drei Wochenenden erschienen. Es ging los mit Armin Kibbert (SPD) am 9. August, es folgte Sascha Gerhardt (CDU) am 10. August. Am 16. August ging es weiter mit Sina Löschke (Grüne), gefolgt von Marc Borlinghaus (AfD) am 17. August.

Reaktionen auf die Interviews sind möglich per Mail an [email protected]

Wir weisen zudem auf die Podiumsdiskussion mit allen Kandidaten und Kandidatinnen hin. Diese findet am Donnerstag, 4. September, um 18.30 Uhr in der Aula des AFG statt.